Augsburger Allgemeine (Land West)
Wenn Freunde zu Feinden werden
Freizeit Lasertag wird in Deutschland immer bekannter und beliebter. Unser K!ar.Text-Mitarbeiter Simon hat den neuen Trend in Königsbrunn getestet
Königsbrunn Ich sitze hinter einer einen Meter hohen Wand. Außer Atem. Angespannt. Irgendwo da draußen sind meine Freunde, aber auch meine Gegner. Ich blicke mich um – niemand zu sehen. Mich beschleicht ein Gefühl der Sicherheit. Doch dann werde ich plötzlich getroffen.
Was im ersten Moment wie der Beginn eines Actionfilmes klingt, ist in Wirklichkeit völlig harmlos. Zum Glück. Ich befinde mich auch nicht auf einem Schlachtfeld, sondern in einer Halle. Meine Waffe, Phaser genannt, hat eine erstaunliche Ähnlichkeit mit einer Wasserpistole, abgesehen von den vielen blinkenden Lichtern.
Ich teste heute einen neuen Trend: Lasertag. Die noch relativ neue Freizeitaktivität erfreut sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Bekannt geworden ist sie unter durch die amerikanische Sitcom „How I met your mother“.
Im Prinzip ist Lasertag sehr einfach: In der Regel spielen Teams gegeneinander. Jeder Spieler erhält am Anfang eine in der Teamfarbe leuchtende Weste und ein Lasergerät. Das Lasergerät dient dabei als „Waffe“und funktioniert nicht mit einem echten Laser, sondern mit Infrarot.
Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Punkte zu sammeln. Dafür muss man den Gegenspieler „markieren“, also mit dem Phaser an der Weste oder am Lasergerät treffen. Der Spieler sieht einen Markierungspunkt, um zu wissen, wohin er zielt. Weste und Lasergerät registrieren dann den Treffer und sperren den Spieler für mehrere Sekunden. Danach wird das Lasergerät wieder freigeschalten und man kann wieder aktiv am Spielgeschehen teilnehmen. Die Weste „spricht“auch mit dem Spieler und sagt ihm „Du wurdest getroffen“. Damit das nicht passiert, können sich die Spieler hinter verschiedenen Hindernissen verstecken. Punkte gibt es auch, wenn man eines der wenigen, gut versteckten Sonderziele findet.
Soweit zur Theorie. In der Praxis stelle ich sehr schnell fest, dass ich als Anfänger meine Schwierigkeiten habe. Es wird Zeit, dass ich mir eine gute Taktik zurechtlege, ansonsten ende ich als lebende Zielscheibe. Eine Möglichkeit wäre, sich an geeigneten Stellen zu verstecken und auf unaufmerksame Gegner zu warten, um diese dann überfallartig zu treffen.
Doch so sehr ich es auch versuche, es gelingt mir nicht, mich erfolgreich auf die Lauer zu legen. Noch bevor ich einen Mitspieler anvisiere, werde ich selbst aus irgendeiner Richtung markiert. Ich blicke mich um, sehe aber nur noch eine leuchtende Weste hinter einer Wand verschwinden. „Zeit, in die Offensive zu gehen“, denke ich mir und renne los. Hollywoodreif laufe ich von einem Hindernis zum anderen. Mit ausgestreckten Armen das Lasergerät in der Hand, den Finger am Abzug. Und tatsächlich: Nach wenigen Sekunden stehe ich einem Mitspieler gegenüber. Doch er reagiert schneller. „Du wurdest getroffen“– mal wieder.
Ich renne weiter, immer auf der Suche nach einer leuchtenden Weste. Da sehe ich einen Gegner hinter einer Wand sitzen, ziele und treffe. Eigentlich ganz einfach. Laut fluchend läuft er davon. Langsam habe ich den Dreh raus und beginne fleißig Punkte zu sammeln. Die Zeit vergeht dabei rasend schnell. Das Licht in der Halle geht aus, die Viertelstunde ist vorbei, das Spiel ist zu Ende.
Mit Adrenalin durchströmt und Schweiß überströmt, ziehe ich meianderem ne Weste aus und setze mich erst mal. Auch wenn es anstrengend war, hat es mir sehr gut gefallen.
Zwar ist die Tatsache, auf Andere zu schießen, fragwürdig, doch im Grunde duellieren wir uns mit Lasergeräten. Die sind meiner Meinung nach genauso harmlos wie Fernbedienungen. Lasertag ist deshalb auch nicht mit den typischen Ego-Shootern, also „Schießspielen“, auf den Spielekonsolen zu vergleichen. Es geht nicht primär um das Besiegen eines Gegners, sondern viel mehr um Taktik und Geschicklichkeit. Genau das macht die Faszination Lasertag aus. ● Müde aber überglücklich blicke ich auf die Punkteanzeige: Mein Team hat leider verloren. In der Einzelwertung dagegen bin ich im Mittelfeld. Für das allererste Mal gar nicht so schlecht. Mal sehen, ob ich noch besser werde. Denn eines ist sicher: Ich komme wieder.
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