Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Film begleitet ihn ein Leben lang
Personalie Jo Graue hat die Augsburger Medienstelle über 30 Jahre geleitet und mit Jugendlichen viele Streifen gedreht. Auch wenn es einen rasanten Wandel vom klassischen Film hin zu Youtube gab: Die Themen und die Fragen sind die gleichen geblieben
Der Film hat Jo Graue schon immer interessiert. Und dabei die ganze Bandbreite: Filme zeigen, Filme drehen, Filme ansehen. Kein Wunder, dass er sich schon als Jugendlicher im Allgäu in einem Filmklub engagiert. Die Filme begleiten ihn nicht nur während seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser und den Vorbereitungen zu seinem anschließenden Abitur, sie begleiten ihn sein ganzes Leben. Als er mit seiner heutigen Frau zum Studieren nach Landshut geht, gründen sie dort einen Filmklub. Nach seinem Studium landet er nach zwei kurzen Stationen in Stuttgart und Kempten schließlich bereits 1987 in Augsburg. Damals übernahm er die erst 1985 gegründete Medienstelle (MSA). 30 Jahre später ist er nun in den Ruhestand gegangen und hat im Lauf der Jahrzehnte festgestellt: die Themen sind dieselben geblieben, die Medien haben sich aber ganz schön gewandelt.
Während sich früher alles um Radio und Film drehte, kommen heute schon einmal über 100 Jugendliche ins Jugendhaus Kosmos um YouTube-Star Zeo zu treffen und bereits Kinder wischen wie selbstverständlich an Tablets und Smartphones. Bedürfnisse ändern sich aber auch in 30 Jahren nicht, weiß der 65-Jährige. „Jüngeren Kindern ist Bewegung und das Stillen ihrer unglaublichen Neugier wichtig.“Die Welt entdecken können sie beispielsweise beim Augsburger Kinderfotopreis, ein Fotowettbewerb, der nun schon im elften Jahr gemeinsam von der Medienstelle, der Stadt Augsburg und dem Landratsamt Augsburg ausgetragen wird und sich an Kinder von drei bis zwölf Jahren richtet. „Schön schräg“heißt das Thema in diesem Jahr.
was sich die Teilnehmer der vielen Projekte, die die Medienstelle begleitet, interessieren, war Jo Grau immer ein Anliegen. „Was ist Euer Thema? Was interessiert Euch?“, wollte er stets von den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wissen. Oft war es nicht das Thema, dass möglicherweise die Schule interessiert hätte. „Während eine Schule gerne beispielsweise ihr Jubiläum filmisch umgesetzt hätte, dachten andere, wir sind eine Stelle für Werbe- oder Imagefilme. Das ist aber nicht unser Ansporn.“
Jugendliche würden sich vielFür mehr für ganz andere Dinge interessierten, wie etwa Sucht, Sexualität, Gewalt oder Jugendkriminalität. Jo Graue hat gemeinsam mit den Jugendlichen auch diese Themen aufgegriffen, hat Medienprojekte unterstützt und begleitet. Ein kreativer und selbstbewusster Ansatz der Teilnehmer war ihm dabei immer wichtig. Er hat Jugendlichen beim Drehbuchschreiben unterstützt und ihnen mit der technischen Umsetzung geholfen. Unzählige Kurzfilme sind so entstanden – junge Filmemacher konnten sich erproben.
Daneben hat er Lehrer und Eltern in vielfältigen medienpädagogischen Fragen beraten. Er hat ihnen zum Beispiel erklärt, welche Gefahren bei Facebook und Whatsapp lauern, was es beim Ansehen von YouTube-Filmen zu beachten gibt. „Kinder haben oft Probleme, wenn sie You-Tube-Filme anschauen und es für Realität halten und die Informationen aber nicht real sondern inszeniert sind“, sagt Graue. Ist es echt oder ist es ein Fake? Jo Graue wusste die Antworten. Als EinMann-Stelle hat er die Medienstelle in den vergangenen drei Jahrzehnten geprägt.
Birgit Irrgang, 30, ist nun in seien Fußstapfen getreten. Sie studierte Medien und Kommunikation an der Universität Augsburg und blieb nach einem Praktikum der Medienstelle des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis treu. Seit 2011 ist sie dort Projektleiterin.
Jo Graue freut sich auf die Zeit, die er nun mit seiner Frau und den beiden Enkeln in Haus und Garten verbringen kann. Der Film lässt ihn aber selbstverständlich auch im Ruhestand nicht los. „Das nächste Filmprojekt steht an. Diesmal drehen wir mit den Nachbarn einen Streifen“, sagt er.