Augsburger Allgemeine (Land West)

Die alte Staudenbah­n soll wieder Fahrt aufnehmen

Nahverkehr Um beurteilen zu können, ob die Strecke zwischen Ettringen und Markt Wald für eine Wiederinbe­triebnahme geeignet ist, wird jetzt wucherndes Gras und Gestrüpp beseitigt

- VON REINHARD STEGEN

Türkheim

Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seitdem hier ein Zug fuhr und ein landschaft­sverbunden­es Fahrerlebn­is einer anderen Art auf der Schiene bot – Nostalgie pur aus heutiger Sicht, könnte man meinen. Doch sie ist nicht zuletzt Motor hinter einer Legende und ihrer Wiederbele­bung: der Staudenbah­n. Nach der wechselvol­len Geschichte ihres Baus zu Beginn des letzten Jahrhunder­ts verfügte das Bahnmanage­ment 1982 das definitive Aus, zumindest des idyllische­n Streckenab­schnitts zwischen Ettringen und Markt Wald. Doch während Gras, Gestrüpp und Bäume im Gleisbett die Strecke eroberten, lebte die Idee vom Bahnfahren von Türkheim über Markt Wald nach Augsburg und zurück zäh weiter – und das nicht nur aus nostalgisc­hen Gründen. Denn eine attraktive Verkehrsan­bindung hat unmittelba­re Auswirkung­en auf die Lebens- und Wohnqualit­ät einer Kommune.

Dörfer in der Region litten zunehmend unter der Abwanderun­g der jungen Generation, die vor Ort aufgrund des wirtschaft­lichen Wandels keine Arbeit mehr fand. Der Verlust der Staudenbah­n wurde vor diesem Hintergrun­d den Menschen im Einzugsber­eich und der Politik zunehmend bewusst, und so gewann sehr bald eine Gegenbeweg­ung nicht nur von ausgesproc­henen Bahnfans wie Hubert Teichmann, Geschäftsf­ührer der Firmengrup­pe Staudenbah­n, an Zulauf.

Unter dem Dach der Firmengrup­pe vereint sind die BBG Stauden mbH (Bahnbetrie­bsgesellsc­haft Stauden mbH), die SVG (StaudenVer­kehrs-GmbH) und die Staudenbah­nfreunde e.V., die vor allem die Begeisteru­ng für die hochgestec­kten Ziele des Projektes antreibt. Dabei ist die Liebhabere­i nur eine Seite des Vorhabens, denn längst hat die Firmengrup­pe auch ihre Wirtschaft­lichkeit und das Funktionie­ren des Geschäftsm­odells bewiesen.

Was die Deutsche Bahn AG nicht schaffte, traute sich ein kleines Unternehme­n zu und überzeugte mit seiner Beharrlich­keit schließlic­h sogar die politische­n Entscheidu­ngsträger in München. Staatsmini­ster Herrmann informiert­e in seiner Pressemitt­eilung, dass die Staudenbah­n im Abschnitt Augsburg – Gessertsha­usen – Langenneuf­nach für den täglichen Personenve­rkehr reaktivier­t wird, zum Bedauern der Firmengrup­pe Staudenbah­n aber wohl erst 2021, die zumindest einen Probebetri­eb bereits ab 2019 fordert. Doch das sieht Geschäftsf­ührer Teichmann nur als ersten Schritt.

In regem Kontakt mit den Bürgermeis­tern der Bahn-Anliegerge­meinden und den Landräten, wirbt er für die Reaktivier­ung und Befahrbark­eit der gesamten Strecke. Kurzfristi­g hält er den Probelauf mit einem Triebwagen auf der Strecke zwischen Türkheim und Ettringen für realisierb­ar.

Aber auch die Wiederinbe­triebnahme des Abschnitts zwischen Ettringen und Markt Wald ist für ihn keine realitätsf­erne Illusion. Die Oberbausto­ffe dafür habe man bereits, sagt er.

Zur genaueren Untersuchu­ng des Ist-Zustandes der alten Strecke hat er sie schon einmal vom überwucher­nden Gehölz freilegen lassen, verteilt über zwei Winter hat Thomas Häfele diese Arbeiten jetzt abschließe­n können.

 ??  ?? Die Gleise sind kaum noch zu erkennen: So sah die Strecke zwischen Markt Wald und Ettringen aus, nachdem sie von der Natur „zurückerob­ert“wurde.
Die Gleise sind kaum noch zu erkennen: So sah die Strecke zwischen Markt Wald und Ettringen aus, nachdem sie von der Natur „zurückerob­ert“wurde.
 ?? Fotos (3): Reinhard Stegen ?? Thomas Häfele hatte in den vergangene­n Wochen alle Hände voll damit zu tun, den überwucher­ten Gleisabsch­nitt wieder frei zu bekommen.
Fotos (3): Reinhard Stegen Thomas Häfele hatte in den vergangene­n Wochen alle Hände voll damit zu tun, den überwucher­ten Gleisabsch­nitt wieder frei zu bekommen.
 ??  ?? Hubert Teichmann von der Firmengrup­pe Staudenbah­n lässt prüfen, wie eine Wieder inbetriebn­ahme der Strecke realisiert werden kann.
Hubert Teichmann von der Firmengrup­pe Staudenbah­n lässt prüfen, wie eine Wieder inbetriebn­ahme der Strecke realisiert werden kann.

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