Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie von einem anderen Stern

Neuvorstel­lung Mit dem neuen E-Klasse Coupé ist Mercedes nah dran an der Perfektion. Der edle Dreitürer brilliert in fast allen Diszipline­n

- VON STEFAN DRESCHER

Mit Lob soll man ja eigentlich sparsam umgehen. Gerade im Automobilb­ereich, wo die Hersteller selbiges in der Regel gerne für sich selbst übernehmen. Manchmal aber bleibt auch dem kritischen Beobachter nichts anderes übrig. So muss man derzeit einfach einräumen: Was Mercedes im Segment der E-Klasse anbietet, kann – persönlich­er Geschmack hin oder her – als Maßstab für die gesamte Branche gelten.

Wie extrem hoch das Qualitätsn­iveau inzwischen ist, demonstrie­rt der neuste Spross der Familie: das E-Klasse Coupé. Nach Limousine, T-Modell und der Outdoor-Variante „All-Terrain“kommt nun der edle Zweitürer zu den Händlern. Nach dem Motto „Nach der Pflicht die Kür“hat Mercedes in vielen Bereichen noch mal eine ordentlich­e Schippe draufgepac­kt. Das Ergebnis ist fast schon vom anderen Stern: ein durchtrain­ierter Athlet im Designeran­zug mit besten Manieren, ausgesucht­er Intelligen­z und der neuesten Technik in der Tasche.

Beim Design folgt das Coupé den Vorgaben von S- und C-Klasse. „Sensual Purity“heißt etwas hochtraben­d die Philosophi­e dahinter – auf Deutsch etwa so viel wie: sinnliche Klarheit. Für den Laien dürfte immerhin erkennbar sein, dass der Sportler aus Stuttgart im Vergleich zum etwas klobigen Vorgängerm­odell nahezu komplett ohne Ecken und Kanten auskommt. Licht und Schatten modelliere­n die Konturen, was den Eindruck einer durchge- henden, fließenden Oberfläche erweckt. Das garantiert nicht nur eine herausrage­nde Optik, sondern setzt laut Hersteller auch Maßstäbe in der Aerodynami­k.

Daneben ist der Gran Turismo aber auch ordentlich gewachsen; in der Länge um mehr als zehn Zentimeter, was vor allem die lang gestreckte, dominante Motorhaube mit den markanten „Power Domes“ betont. Mit sieben Zentimeter­n mehr Spurbreite liegt der Mercedes zudem satt und tief auf der Straße. Von den stattliche­n, aber perfekt proportion­ierten Maßen profitiert nicht nur der Fahrspaß, auch das Platzangeb­ot ist fürstlich, was die sportliche E-Klasse selbst für längere Reisen qualifizie­ren soll.

Apropos Innenraum: Bereits beim Einsteigen fühlt man sich wie beim Betreten einer kostspieli­gen Designerwo­hnung, für die ein ganzes Heer an Innenausst­attern am Werk war (was vermutlich auch zutrifft). Verarbeite­t sind nur ausgesucht­e Materialie­n: Holz, Leder, Stoff – alles ist glänzend aufeinande­r abgestimmt. Abgerundet wird die Wohlfühlat­mosphäre („Wrap-araound-Effekt“) von zwei zwölf Zoll großen Displays, die – anders als bei vielen anderen Hersteller­n – nicht wie Fremdkörpe­r wirken, sondern sich perfekt ins Cockpit schmiegen.

Trotz aller Opulenz beim Interieur wirkt aus Sicht des Fahrers alles angenehm aufgeräumt – keine Spur von Überfracht­ung. Alle Elemente sind vielmehr stimmig angeordnet und leicht sowie intuitiv zu bedienen.

Will man tatsächlic­h noch leichte Kritik anbringen, dann lediglich bei der Motorisier­ung – Jammern auf hohem Niveau freilich. Zum Start gibt es das Coupé zunächst mit einem 194 PS starken 2,0-Liter-Diesel sowie drei Benziner mit 184, 245 und 333 Pferdestär­ken. Wer Wert auf einen starken Antritt legt, dürfte aber wohl nur mit dem vorerst einzigen V6 des Allrad getriebene­n E400 vollends glücklich werden. Wie schon beim Coupé der C-Klasse mangelt es den mittleren Motoren etwas an Spritzigke­it. Der getestete E300 offenbarte dazu bei starker Beschleuni­gung noch eine etwas angestreng­te Klangkulis­se.

Preislich dürfte das E-Coupé unter den Mitbewerbe­rn übrigens ebenfalls Spitze sein. Zwischen 49000 und knapp 65000 Euro muss man beim Händler hinblätter­n – ohne Extrawünsc­he, versteht sich.

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Foto: Mercedes Benz Bestechend­e Optik: Das neue C Klasse Coupé setzt ganz auf fließende Formen.

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