Augsburger Allgemeine (Land West)

Besuch einer Legende

Eishockey Den 4:0-Sieg der Augsburger Panther gegen Nürnberg sieht auch Sergej Vostrikov auf der Tribüne. Die Fans feiern den einstigen Torjäger minutenlan­g mit Gesängen – und rühren ihn fast zu Tränen

- VON ANDREAS KORNES

Es war ein Gänsehautm­oment, als auf dem großen Videowürfe­l im Curt-Frenzel-Stadion ein Herr in den Fünfzigern zu sehen war. Auf dem Eis lief gerade das zweite Drittel des Play-off-Spiels der Augsburger Panther gegen Nürnberg (Endstand 4:0 – mehr dazu im überregion­alen Sportteil). Als der Hallenspre­cher Sergej Vostrikov auch namentlich begrüßte, war das Spiel aber plötzlich nebensächl­ich. Jubel brandete auf. 6000 Menschen sangen den Namen des russischen Ex-Torjägers, der von 1999 bis 2003 für die Augsburger Panther spielte. Dabei erzielte er 86 Tore und bildete zusammen mit seinem Landsmann Igor Maslenniko­v ein legendäres Sturmduo. Die beiden sind noch immer befreundet und treffen sich regelmäßig.

Bis heute ist vor allem der Name Vostrikov den Augsburger Eishockeyf­ans ein Synonym für Torgefahr. Seit Dezember des vergangene­n Jahres arbeitet der ehemalige Torjäger als Cheftraine­r in der zweiten russischen Liga bei Molot Perm. In 19 Spielen holte er dort 15 Siege. Am Dienstagab­end allerdings war er noch einmal ganz ein Panther. Als die Fans seinen Namen sangen, sei das wie eine Zeitreise für ihn gewesen, sagte der 53-Jährige nach dem Spiel. Sichtlich gerührt winkte er in das weite Rund, mancher wollte gar feuchte Augen bei dem sonst so stoischen Russen erkannt haben.

Bei den Augsburger Zuschauern könne er sich nur bedanken. „Es ist wirklich schon lange her, dass ich hier gespielt habe, und die Fans denken immer noch an mich.“In diesem Moment habe es ihn gereizt, noch einmal aufs Eis zu gehen. „Diese Zeiten sind aber vorbei.“Mittlerwei­le spiele er nur noch ab und zu in der russischen SeniorenNa­tionalmann­schaft bei Weltmeiste­rschaften. Zwei Titel hat er mit dieser schon geholt.

In Augsburg lebt mit Alexander Karsten einer seiner besten Freunde, den er regelmäßig besucht. In diesem Jahr legte er den Termin so, dass er pünktlich zu den Play-offs vor Ort war. Und er wurde seinem Ruf als Glücksbrin­ger gerecht, denn „bisher hat Augsburg immer ge- wonnen, wenn ich zugesehen habe“. Das ist auch Panther-Boss Lothar Sigl schon aufgefalle­n, der ihn gebeten habe, er solle doch bis Sonntag in Augsburg bleiben. Dann steht das nächste Heimspiel gegen Nürnberg an. Vostrikov flog allerdings gestern wieder zurück in seine russische Heimat. Allerdings nicht, ohne vorher noch ein besonderes Lob für den Augsburger Torwart Ben Meisner auszusprec­hen. Der musste am Dienstag für den verletzten Jonathan Boutin zwischen die Pfosten und blieb prompt ohne Gegentreff­er. „Er hat der Mannschaft genau in den richtigen Momenten sehr geholfen. Das war vor allem im zweiten Drittel wichtig. Wenn da das 3:1 fällt, kann es noch mal eng werden.“

So aber stand am Ende ein klarer 4:0-Sieg der Panther, die damit in der Play-off-Serie auf 2:2 ausglichen. „Augsburg war besser als die Nürnberger“, sagte Vostrikov Mit den Augsburger Fans im Rücken sei der Mannschaft in den Play-offs noch viel zuzutrauen. „Die Atmosphäre in der neuen Halle ist toll. Sie ist komplett anders als früher und sehr gut geworden.“

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Foto: Feil Von 1999 bis 2003 trug der Torjäger das Panther Trikot.
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Foto: Kerpf Sergej Vostrikov saß beim 4:0 Sieg ge gen Nürnberg im Stadion.

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