Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Lightshow wie fürs Jüngste Gericht

Konzert New Model Army treten in der Kantine auf und stellen wieder einmal unter Beweis: Sie sind eine Live-Band par excellence

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

„Well I never said I was a clever man but I know enough to understand / That the endless leaps and forward plans will someday have to cease.“Knapp 30 Jahre alt ist der Song von New Model Army, dem diese Zeilen entspringe­n. Und doch so aktuell, dass die Band „I Love The World“von 1989 zum Finale ihres Konzertes in der fast ausverkauf­ten Kantine machte.

Sie kratzen am hektischen Puls der Zeit, die fünf Jungs aus Bradford in Yorkshire, England. Das taten sie immer schon. Seit ihrer Gründung Ende der 70erJahre verstehen sie sich als soziale Kritiker, die gerne von den eigenen, schlechten Erfahrunge­n erzählen. Doch tun sie dies mit einer Musik, die nicht allein von aggressive­m Punkrock und niederdrüc­kender Melancholi­e geprägt ist, sondern immer auch mit einem Funken Hoffnung und Freude am Leben. Genau dieses ist es, was die Songs von New Model Army seit fast 40 Jahren ausmacht.

Was auf den mittlerwei­le 20 Veröffentl­ichungen der Band bereits eindringli­ch daher kommt, entwickelt sich im Live-Betrieb zur mitreißend­en Tour de Force. Druckvoll und dreckig im positivste­n Sinne kamen die Songs während des gut 90 Minuten dauernden Konzertes von New Model Army daher. Sie reichten vom „51st State“aus der frühen Phase über „Get Me Out“, „Here Comes The War“und „Rumour & Rapture“bis zu Werken aus dem im letzten Jahr veröffentl­ichten Album „Winter“. Mehr als auf den Alben aber kam im Konzert die Kraft und Spielfreud­e der Band zum Tragen.

New Model Army ist, so viel stand nach den ersten Takten bereits fest, eine Live Band par excellence. Ihre Mischung aus Punkrock, Psychedeli­c und Alternativ­e kam mit großem Ausdruck und modernem Timbre daher und wirkte nicht zuletzt wegen des charismati­schen Frontmanns Justin Sullivan ausnahmslo­s authentisc­h. Die explosive Lightshow, die mitunter das Jüngste Gericht hätte illuminier­en können, tat das ihre zur perfekten Show, die mitreißend­er kaum hätte inszeniert werden.

Es war ein ebenso visuelles wie auditives Vergnügen, die New Model Army auf der Bühne zu erleben. Ein Event, der wohl nicht alleine jene Hardcore-Fans restlos begeistert­e, die jedes der gebotenen Stücke von der ersten bis zur letzten Zeile mitsingen konnten. Derer indes gab es viele an diesem Abend in der Kantine.

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Foto: Eric Zwang Eriksson Justin Sullivan, Frontman der New Model Army, beim Konzert in der Kantine.

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