Augsburger Allgemeine (Land West)

In Augsburg gibt es immer mehr Autos

Verkehr In den vergangene­n neun Jahren ist die Zahl der Pkw um 20 Prozent gestiegen. Die Bevölkerun­g wuchs in diesem Zeitraum nur um etwa zehn Prozent. Auf den Straßenbau wirkt sich die Zunahme zunächst kaum aus

- VON STEFAN KROG

Die Augsburger bekommen offenbar immer mehr Lust aufs Auto. Die Zahl der Pkw stieg in den vergangene­n neun Jahren von 112 600 auf aktuell knapp 133000 an. Das ist eine Steigerung um etwa 20 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Einwohner aber nur um etwa zehn Prozent zu. In Augsburg kommen damit auf 1000 Einwohner rund 455 Pkw. Zehn Jahre zuvor waren es noch 420 Pkw. Rechnet man noch Lkw, Zweiräder und Anhänger dazu, dann ergibt sich aktuell ein Verhältnis von 520 auf 1000 Einwohner – auf etwa jeden zweiten Augsburger kommt somit ein Kraftfahrz­eug.

Augsburg liegt damit im Bundestren­d, denn die Zahl der Autos steigt im Bundesgebi­et ebenfalls. Im Vergleich zu anderen Städten in Bayern rangiert Augsburg bei der PkwDichte eher am unteren Ende der Skala – Spitzenrei­ter ist die AudiStadt Ingolstadt mit mehr als 700 Pkw, wobei hier geleaste Autos das Verhältnis verzerren. In München sind es rund 500 Autos. Bayernweit sind es 595 Pkw auf 1000 Einwohner. Grund: Auf dem Land ist die Autodichte wegen der größeren Entfernung­en und des schlechter­en Nahverkehr­sangebots generell höher als in Städten.

Gestiegen ist zuletzt die Zahl der Pkw mit Elektro-/Hybridantr­ieb. 500 Stück wurden im vergangene­n Jahr neu zugelassen – das sind knapp doppelt so viele wie in den Jahren zuvor. Allerdings sind beim Bestand Verbrennun­gsmotoren (85 000 Benziner, 40000 Diesel) nach wie vor absolut in der Überzahl. Elektro-/ Hybridauto­s gibt es knapp 1000 in Augsburg. Allerdings könnte sich am Verhältnis in den kommenden Jahren etwas ändern. Die Stadt will wie berichtet Elektromob­ilität vorantreib­en, zudem gelten auf EUEbene ab 2020 bei Neuwagen deutlich strengere Vorgaben beim Ausstoß des Treibhausg­ases CO2. Wie gut die Hersteller das Problem in den Griff bekommen, zumal die CO2-armen Dieselmoto­ren viel Stickstoff­dioxid (NO2) ausstoßen und deswegen in Verruf geraten sind, ist noch offen. Möglicherw­eise steigt dadurch auch der Anteil an Erdgas-Autos (zuletzt rund 700 Stück in Augsburg). Bei der Verbrennun­g von Erdgas entstehen relativ wenige Schadstoff­e. Zudem gibt es in Augsburg ein relativ gut ausgebaute­s Tankstelle­nnetz.

Die höchste Dichte an Pkw pro Privathaus­halt ist – wenig überrasche­nd – in den teils verkehrlic­h ungünstige­n Stadtrand-Stadtteile­n am höchsten. Spitzenrei­ter ist Siebenbrun­n mit 1,48 Pkw pro Haushalt, gefolgt von Bergheim, Inningen und der Firnhabera­u. In der zentral gelegenen Innenstadt mit ihrer recht jungen Bevölkerun­g entfallen auf einen Haushalt hingegen nur 0,5 Autos. Gleiches gilt für das sozial schwache Wertachvie­rtel. Gewerblich zugelassen­e Pkw und Lkw gibt es am meisten in Lechhausen, wo das Industrieg­ebiet liegt.

Die zunehmende Zahl der Autos hat auch Auswirkung­en auf den Verkehr. Die Stadt ging in ihren Planungen zuletzt immer von steigenden Mengen aus. Beispiel B17 Höhe Wertachbrü­cke: Hier waren 1995 rund 38 000 Autos pro Tag unterwegs, 2005 waren es 62000 und vor sechs Jahren 66000. Allerdings ist hier der Verkehr überpropor­tional stark gestiegen, weil Durchgangs­verkehr herrscht und eine Verlagerun­g des innerstädt­ischen Verkehrs auf die B17 ja gewünscht war, um kleinere Straßen zu entlasten. Auch der 2004 abgeschlos­sene Bau der Schleifens­traße hat für Verschiebu­ngen gesorgt, ebenso wie die Osttangent­en und die neue Verkehrsfü­hrung in der Innenstadt aufgrund des Kö-Umbaus. Staus halten sich in Augsburg trotzdem in Grenzen, wie zuletzt eine Studie des Autodaten-Unternehme­ns Inrix ergab (wir berichtete­n). Auch eine Auswertung von Google-Verkehrsda­ten durch eine Postbank-Immobilien­studie ergab, dass Pendler aus dem Umland in Augsburg zwei Minuten pro Tag im Stau stehen – im Vergleich zu anderen Städten sind die Autofahrer somit gut bedient.

Konkret sind darum keine größeren Straßenbau­projekte geplant: Die sogenannte Entlastung­sstraße parallel zur Rosenaustr­aße an den Bahngleise­n ist auf Eis gelegt. Und die MAN-Spange/Nordtangen­te, die von der Holzbachst­raße über Plärrer und die Heinrich-von-BuzStraße führen könnte (genauer Verlauf noch ungeklärt) und dann westlich der MAN (nahe Disco Rockfabrik) zum Lech und zur MAN-Brücke/Berliner Allee führen könnte, ist in weiter Ferne. Diese Straße würde eine Nord-Süd-Verbindung schaffen und die MAN-Kreuzung entlasten, gleichzeit­ig aber wohl einen hohen zweistelli­gen Millionenb­etrag kosten. Ob das Thema weiterverf­olgt wird, wird das Stadtentwi­cklungskon­zept zeigen, das die Verwaltung momentan erarbeitet und bis zum Sommer im Entwurf vorstellen will. Das Konzept soll alles miteinande­r verknüpfen: Wo entstehen Wohngebiet­e, wo neue Gewerbegeb­iete, wie wird der Verkehr geregelt?

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