Augsburger Allgemeine (Land West)
In Augsburg gibt es immer mehr Autos
Verkehr In den vergangenen neun Jahren ist die Zahl der Pkw um 20 Prozent gestiegen. Die Bevölkerung wuchs in diesem Zeitraum nur um etwa zehn Prozent. Auf den Straßenbau wirkt sich die Zunahme zunächst kaum aus
Die Augsburger bekommen offenbar immer mehr Lust aufs Auto. Die Zahl der Pkw stieg in den vergangenen neun Jahren von 112 600 auf aktuell knapp 133000 an. Das ist eine Steigerung um etwa 20 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Einwohner aber nur um etwa zehn Prozent zu. In Augsburg kommen damit auf 1000 Einwohner rund 455 Pkw. Zehn Jahre zuvor waren es noch 420 Pkw. Rechnet man noch Lkw, Zweiräder und Anhänger dazu, dann ergibt sich aktuell ein Verhältnis von 520 auf 1000 Einwohner – auf etwa jeden zweiten Augsburger kommt somit ein Kraftfahrzeug.
Augsburg liegt damit im Bundestrend, denn die Zahl der Autos steigt im Bundesgebiet ebenfalls. Im Vergleich zu anderen Städten in Bayern rangiert Augsburg bei der PkwDichte eher am unteren Ende der Skala – Spitzenreiter ist die AudiStadt Ingolstadt mit mehr als 700 Pkw, wobei hier geleaste Autos das Verhältnis verzerren. In München sind es rund 500 Autos. Bayernweit sind es 595 Pkw auf 1000 Einwohner. Grund: Auf dem Land ist die Autodichte wegen der größeren Entfernungen und des schlechteren Nahverkehrsangebots generell höher als in Städten.
Gestiegen ist zuletzt die Zahl der Pkw mit Elektro-/Hybridantrieb. 500 Stück wurden im vergangenen Jahr neu zugelassen – das sind knapp doppelt so viele wie in den Jahren zuvor. Allerdings sind beim Bestand Verbrennungsmotoren (85 000 Benziner, 40000 Diesel) nach wie vor absolut in der Überzahl. Elektro-/ Hybridautos gibt es knapp 1000 in Augsburg. Allerdings könnte sich am Verhältnis in den kommenden Jahren etwas ändern. Die Stadt will wie berichtet Elektromobilität vorantreiben, zudem gelten auf EUEbene ab 2020 bei Neuwagen deutlich strengere Vorgaben beim Ausstoß des Treibhausgases CO2. Wie gut die Hersteller das Problem in den Griff bekommen, zumal die CO2-armen Dieselmotoren viel Stickstoffdioxid (NO2) ausstoßen und deswegen in Verruf geraten sind, ist noch offen. Möglicherweise steigt dadurch auch der Anteil an Erdgas-Autos (zuletzt rund 700 Stück in Augsburg). Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen relativ wenige Schadstoffe. Zudem gibt es in Augsburg ein relativ gut ausgebautes Tankstellennetz.
Die höchste Dichte an Pkw pro Privathaushalt ist – wenig überraschend – in den teils verkehrlich ungünstigen Stadtrand-Stadtteilen am höchsten. Spitzenreiter ist Siebenbrunn mit 1,48 Pkw pro Haushalt, gefolgt von Bergheim, Inningen und der Firnhaberau. In der zentral gelegenen Innenstadt mit ihrer recht jungen Bevölkerung entfallen auf einen Haushalt hingegen nur 0,5 Autos. Gleiches gilt für das sozial schwache Wertachviertel. Gewerblich zugelassene Pkw und Lkw gibt es am meisten in Lechhausen, wo das Industriegebiet liegt.
Die zunehmende Zahl der Autos hat auch Auswirkungen auf den Verkehr. Die Stadt ging in ihren Planungen zuletzt immer von steigenden Mengen aus. Beispiel B17 Höhe Wertachbrücke: Hier waren 1995 rund 38 000 Autos pro Tag unterwegs, 2005 waren es 62000 und vor sechs Jahren 66000. Allerdings ist hier der Verkehr überproportional stark gestiegen, weil Durchgangsverkehr herrscht und eine Verlagerung des innerstädtischen Verkehrs auf die B17 ja gewünscht war, um kleinere Straßen zu entlasten. Auch der 2004 abgeschlossene Bau der Schleifenstraße hat für Verschiebungen gesorgt, ebenso wie die Osttangenten und die neue Verkehrsführung in der Innenstadt aufgrund des Kö-Umbaus. Staus halten sich in Augsburg trotzdem in Grenzen, wie zuletzt eine Studie des Autodaten-Unternehmens Inrix ergab (wir berichteten). Auch eine Auswertung von Google-Verkehrsdaten durch eine Postbank-Immobilienstudie ergab, dass Pendler aus dem Umland in Augsburg zwei Minuten pro Tag im Stau stehen – im Vergleich zu anderen Städten sind die Autofahrer somit gut bedient.
Konkret sind darum keine größeren Straßenbauprojekte geplant: Die sogenannte Entlastungsstraße parallel zur Rosenaustraße an den Bahngleisen ist auf Eis gelegt. Und die MAN-Spange/Nordtangente, die von der Holzbachstraße über Plärrer und die Heinrich-von-BuzStraße führen könnte (genauer Verlauf noch ungeklärt) und dann westlich der MAN (nahe Disco Rockfabrik) zum Lech und zur MAN-Brücke/Berliner Allee führen könnte, ist in weiter Ferne. Diese Straße würde eine Nord-Süd-Verbindung schaffen und die MAN-Kreuzung entlasten, gleichzeitig aber wohl einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Ob das Thema weiterverfolgt wird, wird das Stadtentwicklungskonzept zeigen, das die Verwaltung momentan erarbeitet und bis zum Sommer im Entwurf vorstellen will. Das Konzept soll alles miteinander verknüpfen: Wo entstehen Wohngebiete, wo neue Gewerbegebiete, wie wird der Verkehr geregelt?
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