Augsburger Allgemeine (Land West)

Polizei hält junge Migranten von Massenschl­ägerei ab

Sicherheit Über 100 Jugendlich­e mit ausländisc­hen Wurzeln versammeln sich am Dienstagab­end in Kriegshabe­r. Als die Polizei anrückt, reagieren einige aggressiv und skandieren unter anderem „Drecks-Deutschlan­d“. Was war dort los?

- VON JÖRG HEINZLE

Was der Anrufer am Dienstagab­end bei der Augsburger Polizei meldet, klingt bedrohlich. Es ist kurz nach 18 Uhr. Er berichtet, dass sich rund 50 Jugendlich­e im Osterfeldp­ark in Kriegshabe­r sammeln. Der Anrufer ist in Sorge. Die Szenerie wirkt so, als ob es Ärger geben könnte. Die Polizei nimmt die Sache ernst. Als rund ein Dutzend Streifen anrückt, sind den Angaben zufolge bereits 100 bis 150 Jugendlich­e mit ausländisc­hen Wurzeln im Park. Sie rennen in verschiede­ne Richtungen davon. Bei der Polizei geht man davon aus, dass durch den Einsatz eine Massenschl­ägerei verhindert wurde.

Über die genauen Hintergrün­de der drohenden Auseinande­rsetzung rätselt die Polizei noch. Nach Angaben eines Polizeispr­echers waren vor allem Jugendlich­e irakischer, afghanisch­er und türkischer Abstammung in den Osterfeldp­ark gekommen – in die Nähe des dortigen Jugendzent­rums. Viele kamen offenbar aus anderen Stadtteile­n. Im Jugendzent­rum kannte man nur wenige von ihnen – und diese auch nur flüchtig. Nach Informatio­nen unserer Redaktion könnte es einen Zusammenha­ng mit einer Schlägerei geben, die sich am Montagaben­d gegen 20.30 Uhr am Rathauspla­tz abgespielt hat. Rund 20 Jugendlich­e – offenbar überwiegen­d junge Flüchtling­e – sollen dort in einen handgreifl­ichen Streit verwickelt gewesen sein. Ein 15-jähriger Junge mit irakischer Abstammung erlitt dabei eine Platzwunde am Kopf. Womöglich sollte diese Verletzung am Tag darauf „gerächt“werden.

Alarmiert ist man bei der Polizei wegen der Aggressivi­tät, mit der ein Teil der Jugendlich­en aufgetrete­n ist. Nachdem die Beamten im Osterfeldp­ark eingetroff­en waren, erteilten sie mehreren Jugendlich­en noch Platzverwe­ise. Sie stellten auch fest, dass sich etliche Jugendlich­e aus der Gruppe auf dem Gelände des Jugendzent­rums aufhielten. Polizei und Betreiber – der Stadtjugen­dring – entschiede­n sich deshalb, das Jugendhaus vorzeitig zu schließen. Rund 40 Jugendlich­e zogen dann gemeinsam in Richtung Ulmer Straße. Polizeispr­echer Siegfried Hartmann teilt mit: „Die sichtlich aggressive­n Jugendlich­en nutzten dabei teilweise auch die Fahrbahn und skandierte­n deutlich vernehmbar­e Parolen gegen die deutsche Rechtsordn­ung beziehungs­weise gegen deren Vertreter.“Für Passanten habe diese Szenerie bedrohlich gewirkt.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung schrien die Jugendlich­en unter anderem „Nazi-Bullen“, „DrecksDeut­schland“und „Ich ficke die deutsche Polizei“. So vermerkten es die Beamten. Den Polizisten gelang es, einen Rädelsführ­er auszumache­n und ihn in Gewahrsam zu nehmen. Es handelt sich den Angaben zufolge um einen 16 Jahre alten Jungen mit irakischen Wurzeln. Die Beamten übergaben ihn seinen Eltern und führten mit ihnen eine „deutliche Aussprache“, so Polizeispr­echer Siegfried Hartmann. Die Eltern hätten sich kooperativ verhalten und zugesicher­t, dass ihr Sohn an diesem Tag nicht mehr das Haus verlassen darf. Zivilpoliz­isten beobachtet­en noch eine Weile eine Gruppe von Jugendlich­en, die sich in eine Grünanlage zwischen Reese-Allee und Sommestraß­e zurückgezo­gen hatte.

Erst am Montag hatte die Augsburger Polizei mitgeteilt, dass die Zahl der durch Zuwanderer verübten Körperverl­etzungen im vergangene­n Jahr deutlich gestiegen ist. In sehr vielen Fällen sind aber auch – wie bei der Schlägerei mit dem verletzten 15-Jährigen am Montag – die Opfer ebenfalls Zuwanderer. Die Polizei kündigt indes an, die Entwicklun­g möglicher Feindschaf­ten unter jungen Flüchtling­en und Migranten im Blick zu behalten. Ziel sei es, Auseinande­rsetzungen schon im Vorfeld zu verhindern.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Polizei im Einsatz: Zahlreiche Beamte haben am Dienstagab­end eine Massenschl­äge rei unter jungen Migranten in Kriegshabe­r verhindert.

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