Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ein Gewerbegeb­iet an der B 300 schwebt wie ein Damoklessc­hwert“

Interview Sylvia Strauch war 30 Jahre an der Spitze der Stadtberge­r Ortsgruppe für den Bund Naturschut­z. Jetzt hat sie einen prominente­n Nachfolger

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Stadtberge­n Früher war der Inhalt hart, heute ist es der Ton: So vergleicht Sylvia Strauch die Streitkult­ur von heute und damals. Insgesamt 30 Jahre lang war sie im Vorstand der Stadtberge­r Ortsgruppe des Bund Naturschut­z.

Im Interview erinnert sich die heute 72-Jährige an die ersten Projekte, für die sie und ihre Mitstreite­r brannten.

Fast 30 Jahre im Ehrenamt: Sind Sie da nie müde geworden?

Sylvia Strauch: Ein bisschen schon. Aber ich hatte ja schon einmal versucht, einen Nachfolger zu finden. Trotzdem hat es immer Spaß gemacht, im BN vor Ort etwas zu bewegen.

Wie kamen Sie eigentlich zu dem Job?

Strauch: Mein Mann und ich sind 1985 in den BN eingetrete­n. Zwei Jahre darauf kam der Anruf des damaligen Vorsitzend­en der Kreisgrupp­e Augsburg, Dr. Rudolf Zinsmeiste­r. Er bat uns, die schon bestehende Ortsgruppe wiederzube­leben. Er hatte mich ehrlich gesagt bekniet.

Bau der Müllverbre­nnungsanla­ge war eines der ersten Themen

Sie haben dann zugesagt. Was war das erste große Thema in der Ortsgruppe?

Strauch: Der Bau der Augsburger Müllverbre­nnungsanla­ge machte uns große Sorgen. Es bildete sich allgemein großer Widerstand gegen dieses Projekt in der Bevölkerun­g. Aber wir schafften es anfangs, fast jeden Monat eine Veranstalt­ung auf die Beine zu stellen! Es gab eine gute Referenten­liste des BN, und so konnten wir kompetente Leute zu allerlei interessan­ten und wichtigen Themen einladen. Der BN hat auch später die fertig gebaute Müllverbre­nnungsanla­ge einmal besucht. Verhindern konnten wir sie ja nicht. Aber wir haben mit dafür gesorgt, dass es hohe Auflagen gab. Damals begann auch die Mülltrennu­ng. Um die Menschen hierfür zu gewinnen und anzuregen, organisier­ten wir einen großen Container für die Abgabe von Plastik und betreuten ihn ein Jahr lang in Deuringen jeden ersten Samstag im Monat. Er wurde von der Bevölkerun­g sehr gut angenommen. Auch die Wertstoffh­öfe gehen auf unseren Anstoß zurück. Außerdem hatte damals die Ortsgruppe die Erntedankm­ärkte organisier­t. Daraus entstand später der ökologisch­e Wochenmark­t, der sehr gut an- genommen wird. Nicht zu vergessen die Benjesheck­e, an der alle Stadtratsf­raktionen mitgearbei­tet hatten. Dafür gab es dann auch den Stadtberge­r Umweltprei­s.

Gibt es heute noch die großen lokalen Themen?

Strauch: Die Bevölkerun­g kennt sich heute natürlich mit der Mülltrennu­ng aus. Heute geht es um Abholzunge­n von Bäumen und um Flächenfra­ß. Das heißt: Seit den letzten Jahren wird viel auf der grünen Wiese gebaut. Der BN war vor einem Jahr gegen das Gewerbegeb­iet an der B 300.

Durch das Bürgerbege­hren kamen die Pläne vom Tisch. Aber die einjährige Bindungsfr­ist geht bald zu Ende.

Strauch: Das schwebt wie ein Damoklessc­hwert über uns. Wir werden es genau im Auge behalten. An Helfern für eine neue Aktion mangelt es uns nicht. Wie unterschei­det sich die Streitkult­ur von heute und von damals?

Strauch: Der Ton ist heute härter geworden. Früher haben wir immer gesagt: Wichtig ist ein weicher Ton, wenn man hart in der Sache bleibt. Mit dem früheren Bürgermeis­ter Fink konnte man gut verhandeln und auch Kompromiss­e erzielen. Heute würden wir uns wünschen, schneller und mehr einbezogen zu werden, wenn es um Projekte geht, die auch den BN betreffen.

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Foto: Marcus Merk Sylvia Strauch aus Stadtberge­n war 30 Jahre im Vorstand der Bund Naturschut­z Ortsgruppe Stadtberge­n.

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