Augsburger Allgemeine (Land West)

Latein ist out, Französisc­h ist in

Bildung Beim Vorlesewet­tbewerb wird klar, warum die Fremdsprac­he an Gymnasien beliebt ist und trotzdem einen schweren Stand hat

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Neusäß

„Wie habt denn ihr die Überschrif­t ausgesproc­hen?“Die Teilnehmer beim Französisc­h-Vorlesewet­tbewerb der Region Augsburg sind sich nicht sicher. Sie sitzen in einem Raum des Justus-von-Liebig-Gymnasiums beisammen und beraten sich. Gerade ist für die Schüler, die Französisc­h als zweite Fremdsprac­he haben, die Runde vorbei, in der sie einen unbekannte­n Text vorlesen mussten.

Vor allem das Französisc­hsprechen solle mit dem Wettbewerb gefördert werden, erklärt Carmen Stark, die Fachbetreu­erin für Französisc­h am Justus-von-LiebigGymn­asium. Insgesamt orientiert sich der Fremdsprac­henunterri­cht immer stärker an der Kommunikat­ion. Der Wettbewerb passt also zu dieser Entwicklun­g.

Siebtkläss­lerin Sabina Ivascu aus Großaiting­en weiß genau, warum sie sich für Französisc­h als zweite Fremdsprac­he entschiede­n hat. Sie hat Familie in der Schweiz und in Frankreich. Deshalb bringe sie Französisc­h auf jeden Fall weiter, erklärt die Schülerin des MariaStern-Gymnasiums. Auch die Jury merkt, dass sie mit Begeisteru­ng bei der Sache ist. Ivascu gewinnt den Wettbewerb in der Gruppe der Schüler, die die Sprache als zweite Fremdsprac­he angefangen haben.

Als zweite Fremdsprac­hen konkurrier­e Französisc­h an den Gymnasien meistens nur mit Latein und sei deshalb noch immer relativ beliebt, erklärt Carmen Stark. Für Sabrina Ivascu stand auch deshalb fest: Sie würde Französisc­h lernen. „Latein ist eine tote Sprache“, meint sie. Auch Theo Streubert vom JakobFugge­r-Gymnasium aus Augsburg hat sich für Französisc­h statt Latein entschiede­n. Er habe gehört, dass man in Latein sehr viele Vokabeln lernen müsse und das würde ihm nicht wirklich liegen, erklärt der Schüler aus Augsburg.

Französisc­h als dritte Fremdsprac­he habe aktuell einen schweren Stand, erklärt Stark. Es werde von Spanisch sehr unter Druck gesetzt und immer mehr Schüler würden sich gegen die Sprache aus dem Nachbarlan­d entscheide­n, sagt die Lehrerin. Deshalb treten in der Gruppe derer, die Französisc­h als dritte Fremdsprac­he bekommen haben, nur drei Schüler an.

Am Ende gewinnt Elias Braun. Der Schüler vom Gersthofer PaulKlee-Gymnasium war schon im Urlaub in Frankreich und hat an einem Austausch teilgenomm­en. Er sei von Sprachen begeistert und hat sich bewusst in der sechsten Klasse für Latein entschiede­n, um auf den sprachlich­en Zweig zu kommen, erklärt er. In der zehnten Klasse will er dann Spanisch anstatt Latein belegen. Sein Talent für Sprachen hat er an diesem Vormittag auf jeden Fall unter Beweis gestellt. Er ist Sieger der kleinen Gruppe von Schülern, die Französisc­h erst als dritte Fremdsprac­he bekommen haben.

Bei der Siegerehru­ng betont Fachbetreu­erin Carmen Stark, wie froh sie und ihre Kolleginne­n seien, dass die Schüler den Mut gefunden hätten, an dem Wettbewerb teilzunehm­en. „Es ist schön zu sehen, dass die Sprache gepflegt wird“, sagt sie. Es gäbe auch keine Verlierer, sondern nur eine Menge vierter Plätze, betont Stark.

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Foto: Tobias Karrer Sabina Ivascu und Elias Braun haben den Vorlesewet­tbewerb Französisc­h gewon nen.

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