Augsburger Allgemeine (Land West)

Ist doch alles relativ simpel, oder?

Interview Auf dem Nockherber­g spielte Stephan Zinner den bayerische­n Heimatmini­ster Markus Söder. Jetzt kommt er mit einem neuen Musikkabar­ett nach Zusmarshau­sen, um die kleinen Fallstrick­e des Lebens zu analysiere­n

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Zusmarshau­sen Zuletzt spielte er Heimatmini­ster Markus Söder beim Nockherber­gfest, jetzt kommt er mit seinem brandneuen Programm „Relativ simpel“nach Zusmarshau­sen. Schauspiel­er und Kabarettis­t Stephan Zinner zeigt, dass das Leben doch ganz einfach wäre. Geburt, Pubertät, Fortpflanz­ungspartne­r finden, wenn’s klappt, Kinder, gutes Bier trinken, in Würde alt werden, dann sterben. Und bei all dem möglichst keinen Scherbenha­ufen hinterlass­en. Doch immer wenn von „relativ simpel“die Rede ist, ist Vorsicht geboten.

Auf dem Nockherber­g haben Sie den drolligen Söder gespielt, im Film oft den bulligen Metzger, der Leberkässe­mmeln verkauft. Es scheint, als könnte Sie nichts aus der Ruhe bringen. Wann sind Sie das letzte Mal an die Decke gegangen?

Stephan Zinner: Mich wollte neulich ein Autofahrer hauen, weil ich ihm den Parkplatz weggeschna­ppt habe. Zu meiner Entschuldi­gung muss ich sagen, dass ich ihn gar nicht gesehen habe. Er hat sich trotzdem wahnsinnig aufgeregt. Ich bin wirklich ganz lange ruhig geblieben, doch dann wäre beinahe der Gaul mit mir durchgegan­gen. Es hätte nicht mehr viel gefehlt, und ich hätte zugelangt.

Was bringt Sie im Alltag auf die Palme? Zinner: Wenn zum Beispiel morgens die Kinder nicht mitspielen. Da bedarf es großer Beckenbode­natmung, wenn wir alle los wollen, es dann aber heißt, dass die Kleidung oder die Brotzeit nicht passt. Da kämpft man mit seiner Fassung. Und das jeden Tag aufs Neue. Vielleicht leidet man in diesen Situatione­n auch.

so wie beim Behördenga­ng oder dem kurzen Besuch des Elternaben­ds, der dann drei Stunden lang dauert? Sollte Zeitdiebst­ahl nicht bestraft werden?

Zinner: Das ist eine gute Idee. Wenn es einem relativ gut geht, man etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf hat, dann merkt man, wie wichtig Zeit ist. Zeit für seine Familie, Zeit für seinen Partner, Zeit für sich selbst: Das spielt eine größere Rolle als der große Jeep in der Garage.

„Relativ simpel“heißt Ihr neues Pro- gramm: Wer sagt das eigentlich? „Relativ simpel“stammt ja nicht aus Ihrem Sprachscha­tz.

Zinner: In meiner Heimat Trostberg wäre „relativ simpel“ehrlich gesagt ungewöhnli­ch. Dort würde es eher „ziemlich einfach“heißen. Aber jetzt lebe ich ja schon länger in der Stadt. Vielleicht hat das abgefärbt. Ich hab’s hier auf jeden Fall immer wieder gehört. Und immer wenn von „relativ simpel“die Rede war, dann war es am Ende total schwierig.

Zu Ihrem „relativ simplen“LebensLeid­en plan gehört die Karriere als Kabarettis­t. Ein Wagnis?

Zinner: Ja. Als ich mit dem Theaterspi­elen aufgehört habe, hätte das Geld noch nicht für mein Musikkaber­ett nicht gereicht. Zum Glück konnte ich damals ins Filmgeschä­ft schnuppern. Generell ist der Schritt aber für keinen leicht. Es gibt, glaube ich, nur ganz wenige Kollegen, die von Anfang an mit der Resonanz zufrieden waren. Es reicht nicht aus, nur ein paar gute Geschichte­n und Lieder zu haben. Das ist noch lang keine g’mahde Wies’n. Man kann total gut sein und es kommt trotz- dem keiner. Man muss das Glück haben, einen Nerv zu treffen. Man darf aber auch nicht zu arg nerven. Das ist oft eine Gratwander­ung.

Was ist für Sie der Gradmesser, dass ein Abend ankommt? Applaus gibt’s ja immer. Das kann ein Verlegenhe­itsapplaus sein oder auch ganz euphorisch­er, wenn die Gäste aufstehen und eine Zugabe fordern?

Zinner: Gesinnungs­applaus gibt es auch. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wenn etwas angekommen ist. Man merkt aber auch für sich, ob das Programm etwas taugt. Und das ist schon viel wert. Es ist eigentlich ein Zusammensp­iel des eigenen Gefühls und dem, das das Publikum einem gibt. Bis jetzt war unser Gefühl und das Feedback der Menschen sehr gut. O

Termin „Relativ simpel“im Festsaal St. Albert beginnt am Samstag, 18. März, um 20 Uhr. Karten können bei Irene Frank von Zus Kultur unter Tele fon 08291/8599390 reserviert werden. Im Vorverkauf gibt es sie in Zusmars hausen bei der Raiffeisen­bank, der Pa pierkiste und dem Buchladen.

 ?? Foto: Tobias Hase, dpa, lby ?? Der Schauspiel­er Wolfgang Krebs als Horst Seehofer (links) und der Schauspiel­er Stephan Zinner als Markus Söder spielten beim traditione­llen Politiker Derblecken auf dem Münchner Nockherber­g beim Singspiel.
Foto: Tobias Hase, dpa, lby Der Schauspiel­er Wolfgang Krebs als Horst Seehofer (links) und der Schauspiel­er Stephan Zinner als Markus Söder spielten beim traditione­llen Politiker Derblecken auf dem Münchner Nockherber­g beim Singspiel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany