Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie die Häuser im neuen Baugebiet aussehen sollen
Planung Beim neuen Wohngebiet Steinhalde schwanken die Bonstetter Gemeinderäte zwischen Paragrafen und Kreativität
Bonstetten
Bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates Bonstetten ist es ans Eingemachte gegangen. Denn die Mitglieder des Gremiums setzten sich intensiv mit den Details im neuen Baugebiet Steinhalde auseinander, einem rund 38 000 Quadratmeter großen Areal im Südwesten des Orts. Um es als Baugebiet auszuweisen, hatte die Gemeinde den bisherigen vier Eigentümern das Gelände für zweieinhalb Millionen Euro abgekauft. Am Ende der ausgiebigen Beratung stand eine knappe 6:4-Stimmen-Entscheidung zur Billigung des Vorentwurfs. Das Ergebnis deutet auf die kontrovers ausgetragene Diskussion zuvor hin.
Mittendrin stand mit Volker Kirtscher vom Ingenieur-Büro Arnold ein Fachmann, der die ganze Wucht höchst unterschiedlicher Ideen und Geschmäcker der Bürgervertreter zu spüren bekam. Sie haben allerdings zudem zahllose Vorschriften von Behörden im Kreuz, zu deren Einhaltung sie verpflichtet sind. Als beliebtes Streitthema wie in anderen Kommunen erwiesen sich auch in Bonstetten die notwendigen Vorgaben für Dachform und -neigung, Farben, Firstanordnung, Maximalhöhen und -längen von Wohnhäusern. Zwar war man sich bei Letzteren mit neun Metern und 50 Metern weitgehend einig. Keineswegs jedoch bei anderen Aspekten des Häuserbaus. So schwankten die Vorstellungen bei den Bauformen zwischen der „Warnung vor einem Mischmasch“(Leo Kränzle, Grüne) und der „stärkeren Berücksichtigung der Interessen der Bauinteressierten“.
Wie in den meisten Gemeinden vollziehen dabei die Bürgervertreter eine Gratwanderung zwischen notwendiger Einheit im Gesamtbild und den verschiedenen Bedürfnissen manches Bauherrn. Letztere schütteln mitunter das Haupt, wenn sich die Räte zeitaufwendig und zentimetergenau mit den eingereichten Konzepten beschäftigen. Daher warnte etwa Georg Kaim (CSU) davor, sich „zu sehr als die großen Städtebauexperten“einzubringen, was man als normaler Bürger nicht leisten könne. Die Bemerkung von Petra ZinnertFassl (Freie Wähler), wonach Bonstetten dafür bekannt sei, dass „hier jeder bauen darf, wie er möchte“, brachte dann schon etwas Unruhe in die lange sehr ruhig geführte sachliche Debatte an diesem Abend. „Das ist nicht richtig, wir hatten und haben auch jetzt im neuen Gebiet Vorgaben“, entgegnete Sitzungsleiter Bernd Adam (CSU). Der Zweite Bürgermeister riet jedoch dazu, genau zu überleben, wie eng man den Gürtel an Richtlinien schnallen solle.
Zustimmung fand dagegen die von Planer Kirtscher vorgeschlagene Bebauungsart: außen aufgelockert mit zunehmender Baudichte Richtung Zentrum der neuen Anlage, für die schon im kommenden Herbst die Arbeiten beginnen könnten. Am Randbereich des Areals mit bis zu 50 Bauplätzen, auf dem eine genau festgelegte Bepflanzung erfolgen soll, sind nach den Vorstellungen des Fachmanns keine Bauten mit Flachdächern vorgesehen: „Eine gute Lösung“, lobte Georg Kaim. Manche Redner machten außerdem deutlich, man wolle aus den Erfahrungen mit bestehenden Gebieten lernen. Zinnert-Fassl benannte dabei vor allem die ihrer Ansicht nach begangenen Fehler in Sachen Stützwände, deren Entwicklung sie etwa am Heuberg ausgeufert sah. „Warum braucht man überhaupt so riesige Stützmauern?“Dort wie auch in der Steinhalde fällt das Gelände stark ab und macht das Bauen von Wohnhäuser zur Herausforderung.
Vor eine solche sah sich InterimsSitzungsleiter Bernd Adam gestellt, als der Grüne Leo Kränzle den verdutzten Experten Kirtscher nach „vorhandenen Alternativen“zu dessen Planungen befragte. Ein minutenlanges öffentliches Zwiegespräch der beiden wurde vom Zweiten Bürgermeister höflich, aber bestimmt beendet: „Die vorangehenden Zusammenkünfte haben sich immer wieder damit beschäftigt und schließlich zu diesem Konzept geführt – es wäre töricht, in diesem Stadium über solches noch nachzudenken.“Als Kränzle eine ausführliche Diskussion bemängelte, reagierte der Gleich-Stellvertreter mit: „Dann muss ich bei einer anderen Sitzung gewesen sein.“Bürgermeister Anton Gleich, der als einer der Grundeigner die Debatte vom Zuschauerbereich aus verfolgte, machte sich auch von den hinteren Reihen aus nützlich. Als es bei der Neun-zu-eins-Abstimmung über den „Beschluss zur Durchführung des frühzeitigen Beteiligungsverfahrens“kurz Verwirrung über die genaue Zahl der am Tisch Anwesenden gab, kam von ihm der Ausruf: „Der Gleich ist ja weg!“