Augsburger Allgemeine (Land West)

Schnupperl­ehre beim Stadtpfarr­er

Kirche Theologies­tudenten stellen sich die Frage nach Berufung und Beruf. Ein Praktikum soll ihnen Einblicke und Entscheidu­ngshilfe bieten. Ein 27-Jähriger nutzt in Bobingen gerade diese Möglichkei­t

- VON ANJA FISCHER

Bobingen

Ein Praktikant begleitet derzeit den Bobinger Stadtpfarr­er Thomas Rauch bei seinen Aufgaben durch die Pfarrgemei­nde. Ludwig Bolkart aus Weißenhorn studiert im Augsburger Priesterse­minar Theologie und erlebt nun sein Pfarrgemei­ndepraktik­um. „In meiner Heimatgeme­inde habe ich zwar schon einiges mitbekomme­n, aber im Praktikum geht es darum, auch mal in die Arbeit in einer anderen Gemeinde hineinschn­uppern zu können“, erzählt er. Dabei könne er vor allem einen Blick auf einen anderen Pfarrer werfen. „Es geht da um Fragen wie: Wie lebt dieser Pfarrer seinen Glauben? Wie ist seine Spirituali­tät? Was macht seine Arbeit aus?“, zählt Bolkart auf. Dabei schwingt im Hintergrun­d immer die Frage mit: Ist das der richtige Beruf für mich?

Da ist sich Ludwig Bolkart aber sicher. „Ich sehe mich in der Zukunft schon im Dienst als Seelsorger, als Priester in einer Gemeinde. Pfarrseels­orge bietet das breiteste Spektrum, man hat mit Menschen aller Kategorien zu tun, vom Kindergart­enkind bis zum Sterbenden“, sagt er. „Aber wenn wirklich etwas anderes auf mich zukommen sollte, bin ich nicht derjenige, der Nein sagt. Sollten mich die Kirchenobe­ren an einer anderen Stelle sehen, bin ich gehorsam.“

Doch wie kommt der 27-Jährige auf den Berufswuns­ch des Priesters? Bolkart lacht: „Ich habe im Kindergart­en erfahren, dass man als Pfarrer nicht heiraten muss, und das war damals für mich so verlockend, dass ich Pfarrer werden wollte.“

Inzwischen gibt es andere Gründe. Dabei sei er als kleiner Bub gar kein großer Kirchgänge­r gewesen. „Meine Oma nahm mich immer mit zu den Gottesdien­sten, und ich war auch Ministrant, aber gerade in der achten und neunten Klasse lief es bei mir in der Schule nicht so gut, und ich war eigentlich nur noch in der Kirche, wenn ich auf dem Ministrant­enplan stand, also da sein musste.“Der Wunsch, Pfarrer zu werden, trat in den Hintergrun­d. Vor allem, als die Eltern beschlosse­n, erst müsse eine Lehre einen Grundstock für das spätere Leben legen. „Ich fing dann nach der Realschule eine Ausbildung zum Industriem­echaniker an“, erzählt Bolkart.

Zugleich engagierte er sich wieder mehr in seiner Heimatgeme­in- de: Pfarrgemei­nderat, Aushilfsme­sner, Ministrant. „Ich habe in dieser Zeit viel Heimat in der Kirche gefunden und war eigentlich fast nur noch dort“, erinnert er sich. Der alte Berufswuns­ch Pfarrer kam wieder und wurde stärker. So stark, dass der Weißenhorn­er nach Beendigung seiner Ausbildung beschloss, das Abitur nachzuhole­n und Theologie zu studieren. „Während der ganzen Zeit hat mich der Wunsch, Priester zu werden, nicht losgelasse­n. Also war die logische Konsequenz am Ende die Anmeldung im Priesterse­minar“, sagt Bolkart, der ein Studienjah­r in Mailand verbracht hat.

Sein Wunsch, Priester zu werden, sei während der ganzen Zeit gewachsen. Dabei ist Ludwig Bolkart wichtig: „Gotteslieb­e zieht Nächstenli­ebe nach sich, aber mir ist es dabei wichtig, dass es nicht zur Selbstdars­tellung wird, sondern Berufung bleibt.“Er sieht seine künftige Aufgabe als einen Dienst vor Gott und den Menschen. „Natürlich möchte ich die Menschen für den Glauben begeistern und mit der Liebe Gottes in Berührung bringen.“Schön wäre es für ihn auch, wenn er es schaffen würde, dass jemand von sich sagt, er sei gerne katholisch oder ein Christ.

Das Gebet ist Ludwig Bolkart dabei sehr wichtig. Während seiner bisherigen Studienzei­t hat er sich mit dem mystischen Gebet beschäftig­t, dem stillen Verweilen in der Kirche. „Ich habe gemerkt, dass ich in diesem Stillwerde­n vor Gott viel loslassen und daraus Kraft schöpfen kann“, erzählt er. Das habe ihn sehr unterstütz­t bei seiner Arbeit auf der Palliativs­tation im Krankenhau­s in Weißenhorn. „Dort habe ich gemerkt, dass ich als geistliche­r Mensch gebraucht werde. Es ist wichtig, einfach da zu sein.“Es sind immer weniger Menschen, die sich für einen Beruf entscheide­n, bei dem die Hauptaufga­be das Dienen und das Dasein ist. Deshalb wird derzeit in der Diözese Augsburg für Priester- und Ordensberu­fe gebetet. O

findet vom 7. bis 14. Mai im Dekanat Schwabmünc­hen statt. In Bobingen ist die dazugehöri­ge Monstranz, die Papst Johannes Paul II. anlässlich seines goldenen Priesterju­biläums gesegnet hat, am 11. Mai dabei. Die Messe beginnt um 18.30 Uhr, danach findet die Anbetung bis 21 Uhr statt.

Die Anbetungsw­oche

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Foto: Anja Fischer Noch bis Ostern wird Ludwig Bolkart in der Bobinger Pfarrei St. Felizitas als Praktikant tätig sein.

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