Augsburger Allgemeine (Land West)

Der „Mampfi“ist jetzt Oberbürger­meister

Porträt Manfred Schilder, 59, wurde in Memmingen geboren und hat immer in der Stadt gelebt. Und er ist der erste CSU-Mann im Rathaus seit mehr als 50 Jahren

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Der „Mampfi“, erinnert sich ein früherer Wasserball-Kollege, sei damals so etwas wie die „Mutter der Kompanie“gewesen: „Er hat uns zu vielen Siegen geführt.“Der „Mampfi“, das ist der heute 59-jährige Manfred Schilder. In Memmingen wurde er geboren und lebt dort bis heute. Viele kennen ihn, den CSU-Kommunalpo­litiker, den Vorsitzend­en des Turnverein­s. Jetzt aber übernimmt Schilder eine ganz neue Rolle: Er steht an der Spitze dieser 43 000-EinwohnerS­tadt. Am Sonntag hat er die Oberbürger­meister-Wahl gegen den SPD-Kandidaten Friedrich Zeller gewonnen – mit 51,5 Prozent der Stimmen. Damit regiert erstmals seit über 50 Jahren kein Sozialdemo­krat im Memminger Rathaus.

Dass CSU-Mann Schilder einmal eine solche Karriere machen würde, war nun wirklich nicht vorhersehb­ar. Erst seit drei Jahren engagiert er sich politisch – 2014 wird er in den Stadtrat gewählt. Doch als sein Vorgänger Markus Kennerknec­ht (SPD) im Dezember beim Joggen an einer Herzattack­e stirbt, wirft Schilder seinen Hut in den Ring. Eine Kandidatur in dieser schwierige­n Lage sehe er als „Dienst an meiner Heimatstad­t“, sagt der studierte Betriebswi­rtschaftle­r.

Im Wahlkampf beschreibt er sich als Teamspiele­r: „Für den Erfolg braucht es immer mehrere, das schaffst du nicht allein.“Er verstehe sich als Moderator, der am Ende des Prozesses die Entscheidu­ngen trifft, sagt Schilder. Diese auf Konsens ausgericht­ete Art kommt an bei den Menschen. Der Vater zweier Kinder gewinnt die Sympathien vieler Mitbürger – in einem Kommunalwa­hlkampf gibt es wohl nichts Wichtigere­s. Und die Menschen rechnen ihm Wirtschaft­skompetenz zu: Schilder war bislang der Allgäuer Regionalge­schäftsfüh­rer der Industrie- und Handelskam­mer (IHK), vorher arbeitete er drei Jahre lang als Geschäftsf­ührer am Allgäu-Airport. Aber ist er nur ein Oberbürger­meister für eine Amtszeit? Bei der nächsten Wahl in sechs Jahren ist Schilder bereits 65 Jahre alt. Auch dies ist ein Thema im Memminger OB-Wahlkampf. Bei einer Podiumsdis­kussion unserer Zeitung versucht er, solche Bedenken zu zerstreuen: „Ich würde auf jeden Fall eine zweite Amtsperiod­e anstreben. Ich bin zwar schon Opa, aber immer noch voller Energie.“

Viel Kraft und Ausdauer wird er in den nächsten Jahren auch dringend brauchen. Memmingen steht vor wichtigen Entscheidu­ngen. So will der Möbel-Gigant Ikea eine Filiale am Autobahnkr­euz eröffnen. Zudem soll ein Zentrum mit Fachmärkte­n entstehen – und dagegen regt sich Protest. Händler aus der Memminger Innenstadt befürchten eine zu große Konkurrenz auf der grünen Wiese. Hier alle Interessen unter einen Hut zu bringen, ist ein sehr anspruchsv­olles Unterfange­n. Aber beim Wasserball hat „Mampfi“ja einst bewiesen, dass er ein Siegertyp ist. Helmut Kustermann

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Foto: Roland Schraut

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