Augsburger Allgemeine (Land West)
Hilfe nach einem schweren Schlaganfall
Gesundheit Prof. Ansgar Berlis stellt ein Operationsverfahren vor. Er erklärt, wie ein Pfropf aus dem Gehirn herausgezogen werden kann
Stadtbergen Auslöser für einen Schlaganfall ist meist ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß im Gehirn verstopft und damit bestimmte Gehirnregionen absterben lässt. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, einen solchen Verschluss operativ zu behandeln. Darüber berichtet der Direktor der Klinik für Neuroradiologie am Klinikum, Prof. Ansgar Berlis, in der Ärztlichen Vortragsreihe.
In der Regel wird ein solcher Schlaganfall behandelt, indem der Pfropf durch Medikamente aufgelöst wird. Zuständig ist die Klinik für Neurologie. Die Operation des Neuroradiologen ist laut Berlis nur für schwere Fälle gedacht. Jährlich kommen etwa 2000 Patienten wegen eines Schlaganfalls ins Klinikum; 85 Prozent von ihnen weisen ein verstopftes Gefäß, eine Ischämie, auf (in den übrigen Fällen ist ein Blutgefäß im Gehirn geplatzt). Fünf bis zehn Prozent der ischämischen Patienten haben einen schweren Schlaganfall erlitten; ein Symptom dafür ist etwa eine halbseitige Lähmung. 2014 wurden etwa 90 von ihnen durch das Gefäßsystem mit dem Katheter operiert, inzwischen sind es 135.
Die Operation, die im Fachjargon „minimal-invasive mechanische Thrombektomie“genannt wird, ist also in Augsburg zwar noch die Ausnahme, aber immer häufiger das Mittel der Wahl. Das liegt laut Berlis auch dran, dass dieses Verfahren inzwischen durch wissenschaftliche Untersuchungen als sehr gute Methode bestätigt ist. Berlis ist die Durchsetzung des Verfahrens aber auch ein Anliegen. Er hat sich darüber habilitiert, beteiligt sich aktuell an mehreren wissenschaftlichen Studien und ist seit 2014 Präsident des Berufsverbands Deutscher Neuroradiologen. „Ich will die flächendeckende Versorgung mit mechanischer Thrombektomie vorantreiben“, betont der Experte.
Sein Operationsverfahren, bei dem er mit der Neurologie eng zusammenarbeitet, besteht darin, dass ein Pfropf mithilfe einer in das Gefäßsystem eingebrachten Kombination aus Saugkatheter und Stent-Retriever (der das Gerinnsel auffängt) nach und nach herausgezogen wird. Der Operateur navigiert dabei durch radiologische Bildgebung. Es handelt sich um ein schonendes Verfahren. Bei etwa 50 Prozent der operierten Patienten bilden sich die Schlaganfallsymptome schnell zurück. Allerdings ist eine Reha nötig, damit er unter anderem seine Bewegungsoder Sprechfähigkeit zurückerlangen kann. O
Vortrag Die Veranstaltung findet am Montag, 20. März, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt. Eintritt: fünf Euro.