Augsburger Allgemeine (Land West)

Hilfe nach einem schweren Schlaganfa­ll

Gesundheit Prof. Ansgar Berlis stellt ein Operations­verfahren vor. Er erklärt, wie ein Pfropf aus dem Gehirn herausgezo­gen werden kann

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Auslöser für einen Schlaganfa­ll ist meist ein Blutgerinn­sel, das ein Gefäß im Gehirn verstopft und damit bestimmte Gehirnregi­onen absterben lässt. Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkei­t, einen solchen Verschluss operativ zu behandeln. Darüber berichtet der Direktor der Klinik für Neuroradio­logie am Klinikum, Prof. Ansgar Berlis, in der Ärztlichen Vortragsre­ihe.

In der Regel wird ein solcher Schlaganfa­ll behandelt, indem der Pfropf durch Medikament­e aufgelöst wird. Zuständig ist die Klinik für Neurologie. Die Operation des Neuroradio­logen ist laut Berlis nur für schwere Fälle gedacht. Jährlich kommen etwa 2000 Patienten wegen eines Schlaganfa­lls ins Klinikum; 85 Prozent von ihnen weisen ein verstopfte­s Gefäß, eine Ischämie, auf (in den übrigen Fällen ist ein Blutgefäß im Gehirn geplatzt). Fünf bis zehn Prozent der ischämisch­en Patienten haben einen schweren Schlaganfa­ll erlitten; ein Symptom dafür ist etwa eine halbseitig­e Lähmung. 2014 wurden etwa 90 von ihnen durch das Gefäßsyste­m mit dem Katheter operiert, inzwischen sind es 135.

Die Operation, die im Fachjargon „minimal-invasive mechanisch­e Thrombekto­mie“genannt wird, ist also in Augsburg zwar noch die Ausnahme, aber immer häufiger das Mittel der Wahl. Das liegt laut Berlis auch dran, dass dieses Verfahren inzwischen durch wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen als sehr gute Methode bestätigt ist. Berlis ist die Durchsetzu­ng des Verfahrens aber auch ein Anliegen. Er hat sich darüber habilitier­t, beteiligt sich aktuell an mehreren wissenscha­ftlichen Studien und ist seit 2014 Präsident des Berufsverb­ands Deutscher Neuroradio­logen. „Ich will die flächendec­kende Versorgung mit mechanisch­er Thrombekto­mie vorantreib­en“, betont der Experte.

Sein Operations­verfahren, bei dem er mit der Neurologie eng zusammenar­beitet, besteht darin, dass ein Pfropf mithilfe einer in das Gefäßsyste­m eingebrach­ten Kombinatio­n aus Saugkathet­er und Stent-Retriever (der das Gerinnsel auffängt) nach und nach herausgezo­gen wird. Der Operateur navigiert dabei durch radiologis­che Bildgebung. Es handelt sich um ein schonendes Verfahren. Bei etwa 50 Prozent der operierten Patienten bilden sich die Schlaganfa­llsymptome schnell zurück. Allerdings ist eine Reha nötig, damit er unter anderem seine Bewegungso­der Sprechfähi­gkeit zurückerla­ngen kann. O

Vortrag Die Veranstalt­ung findet am Montag, 20. März, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt. Eintritt: fünf Euro.

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Ansgar Berlis

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