Augsburger Allgemeine (Land West)

Generation­enwechsel bei den Landfrauen

Bauernverb­and Anni Fries war viele Jahre Bezirks- und Kreisbäuer­in. Jetzt hört sie auf. Das hat sie bewegt

- VON MANUELA BAUER

Diedorf Biburg/Biberbach

Die Bäuerin, die sich auf dem Hof nur um Kinder, Küche und Haushalt kümmert? Diese Zeiten sind lange vorbei. Frauen achten auf den Höfen mittlerwei­le genauso auf die betriebswi­rtschaftli­chen Dinge, reden mit, entscheide­n mit ihrem Mann gemeinsam. Es habe sich in den vergangene­n 25 Jahren viel verändert, erzählt Anni Fries. Die Biberbache­rin kennt die Landfrauen im Augsburger Land wie kaum eine andere: 25 Jahre lang war sie Kreis-, 15 Jahre Bezirksbäu­erin. Jetzt hat sie sich aus beiden Ämtern verabschie­det.

Mit 65 Jahren hat sie die Altersgren­ze erreicht, die der Verband dafür vorsieht. Und es sei nun auch einfach Zeit für andere, sagt Fries. „Es war eine tolle Zeit, ich habe viel bewegt.“In ihrer Anfangszei­t sei es bei den Landfrauen nur um frauenspez­ifische Themen wie Kochen und Hauswirtsc­haft gegangen. Mittlerwei­le spielt die Agrarpolit­ik genauso eine Rolle wie bei den Männern im Bauernverb­and. Und es habe sich das Bewusstsei­n durchgeset­zt, dass man einen Haushalt nicht einfach „mit links“schmeißen kann. Deshalb haben die Landfrauen auch Unterschri­ften gesammelt, dass das Schulfach „Alltags- und Lebensökon­omie“an allen Schulen im Freistaat eingeführt wird, in dem es um Ernährung, Gesundheit und Konsum gehen soll. Fast 93 000 Menschen haben die Forderung unterschri­eben. Eingeführt wurde das Fach zwar bisher nicht, aber immerhin wurden die Themen stärker in den Lehrplänen verankert. „Es ist eben nicht nur die Hauswirtsc­haft“, sagt Fries.

Was sich in ihrer Zeit im Verband außerdem geändert hat: dass immer mehr Frauen, die auf Bauernhöfe­n leben, nicht aus der Landwirtsc­haft stammen. Viele arbeiten weiterhin in ihrem Beruf und helfen daneben auf dem Hof mit. „Das ist wichtig und lehrreich“, sagt Fries. „Die Frauen bringen ganz andere Perspektiv­en mit ein.“Auch ihre Nachfolger­in als Bezirksbäu­erin, Christiane Ade, hatte eigentlich anderes vor: Sie ist gelernte Krankensch­wester und studierte Medizin, als sie ihren Mann kennenlern­te. Mittlerwei­le arbeitet sie mit ihm zusammen Vollzeit auf dem Milchviehu­nd Ackerbaube­trieb in Neu-Ulm. Die 45-Jährige wurde am Samstag bei der Versammlun­g des Bauernverb­ands in Biburg als neue Bezirksbäu­erin gewählt. Bereits im Februar löste Andrea Mayr aus Großaiting­en Anni Fries als Kreisbäuer­in ab.

Ein Ziel der Landfrauen ist es, Kindern und Erwachsene­n die Arbeit auf dem Bauernhof näherzubri­ngen. „Die Schere zwischen Verbrauche­r und Erzeuger geht immer weiter auseinande­r“, sagt Fries. Früher hätten die Menschen mehr Bezug zu Lebensmitt­eln und Landwirtsc­haft gehabt. Mit Aktionen wie „Landwirtsc­haft macht Schule“wollen die Bäuerinnen informiere­n und aufklären. Christiane Ade erzählt von einer Kindergrup­pe, die ihren Hof besucht hat. Dabei hat sie mit den Schülern auch darüber gesprochen, was man alles aus Kartoffeln machen kann. Dass auch Pommes dazu gehören, war für einige eine große Überraschu­ng, erzählt die dreifache Mutter. Und ein Kind meinte: „Aber die echten Pommes gibt es doch nur bei Mc Donald’s!“

Für Anni Fries endet nun die Arbeit im Verband. Die Ehrenämter haben viel Zeit gekostet. Das ging nur, weil sie die Familie dabei unterstütz­te, betont sie: „Ich musste nie ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich schon wieder weg war.“Die 65-Jährige ist ja auch noch Kreisrätin und stellvertr­etende Landrätin. Jetzt hofft sie auf mehr Zeit für Stall und Familie. Sie ist nämlich in der vergangene­n Woche zum siebten Mal Oma geworden.

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Foto: Andreas Lode Anni Fries aus Biberbach (rechts) war 15 Jahre lang Bezirksbäu­erin. Ihre Nachfolge rin ist Christiane Ade aus Neu Ulm.

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