Augsburger Allgemeine (Land West)
Generationenwechsel bei den Landfrauen
Bauernverband Anni Fries war viele Jahre Bezirks- und Kreisbäuerin. Jetzt hört sie auf. Das hat sie bewegt
Diedorf Biburg/Biberbach
Die Bäuerin, die sich auf dem Hof nur um Kinder, Küche und Haushalt kümmert? Diese Zeiten sind lange vorbei. Frauen achten auf den Höfen mittlerweile genauso auf die betriebswirtschaftlichen Dinge, reden mit, entscheiden mit ihrem Mann gemeinsam. Es habe sich in den vergangenen 25 Jahren viel verändert, erzählt Anni Fries. Die Biberbacherin kennt die Landfrauen im Augsburger Land wie kaum eine andere: 25 Jahre lang war sie Kreis-, 15 Jahre Bezirksbäuerin. Jetzt hat sie sich aus beiden Ämtern verabschiedet.
Mit 65 Jahren hat sie die Altersgrenze erreicht, die der Verband dafür vorsieht. Und es sei nun auch einfach Zeit für andere, sagt Fries. „Es war eine tolle Zeit, ich habe viel bewegt.“In ihrer Anfangszeit sei es bei den Landfrauen nur um frauenspezifische Themen wie Kochen und Hauswirtschaft gegangen. Mittlerweile spielt die Agrarpolitik genauso eine Rolle wie bei den Männern im Bauernverband. Und es habe sich das Bewusstsein durchgesetzt, dass man einen Haushalt nicht einfach „mit links“schmeißen kann. Deshalb haben die Landfrauen auch Unterschriften gesammelt, dass das Schulfach „Alltags- und Lebensökonomie“an allen Schulen im Freistaat eingeführt wird, in dem es um Ernährung, Gesundheit und Konsum gehen soll. Fast 93 000 Menschen haben die Forderung unterschrieben. Eingeführt wurde das Fach zwar bisher nicht, aber immerhin wurden die Themen stärker in den Lehrplänen verankert. „Es ist eben nicht nur die Hauswirtschaft“, sagt Fries.
Was sich in ihrer Zeit im Verband außerdem geändert hat: dass immer mehr Frauen, die auf Bauernhöfen leben, nicht aus der Landwirtschaft stammen. Viele arbeiten weiterhin in ihrem Beruf und helfen daneben auf dem Hof mit. „Das ist wichtig und lehrreich“, sagt Fries. „Die Frauen bringen ganz andere Perspektiven mit ein.“Auch ihre Nachfolgerin als Bezirksbäuerin, Christiane Ade, hatte eigentlich anderes vor: Sie ist gelernte Krankenschwester und studierte Medizin, als sie ihren Mann kennenlernte. Mittlerweile arbeitet sie mit ihm zusammen Vollzeit auf dem Milchviehund Ackerbaubetrieb in Neu-Ulm. Die 45-Jährige wurde am Samstag bei der Versammlung des Bauernverbands in Biburg als neue Bezirksbäuerin gewählt. Bereits im Februar löste Andrea Mayr aus Großaitingen Anni Fries als Kreisbäuerin ab.
Ein Ziel der Landfrauen ist es, Kindern und Erwachsenen die Arbeit auf dem Bauernhof näherzubringen. „Die Schere zwischen Verbraucher und Erzeuger geht immer weiter auseinander“, sagt Fries. Früher hätten die Menschen mehr Bezug zu Lebensmitteln und Landwirtschaft gehabt. Mit Aktionen wie „Landwirtschaft macht Schule“wollen die Bäuerinnen informieren und aufklären. Christiane Ade erzählt von einer Kindergruppe, die ihren Hof besucht hat. Dabei hat sie mit den Schülern auch darüber gesprochen, was man alles aus Kartoffeln machen kann. Dass auch Pommes dazu gehören, war für einige eine große Überraschung, erzählt die dreifache Mutter. Und ein Kind meinte: „Aber die echten Pommes gibt es doch nur bei Mc Donald’s!“
Für Anni Fries endet nun die Arbeit im Verband. Die Ehrenämter haben viel Zeit gekostet. Das ging nur, weil sie die Familie dabei unterstützte, betont sie: „Ich musste nie ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich schon wieder weg war.“Die 65-Jährige ist ja auch noch Kreisrätin und stellvertretende Landrätin. Jetzt hofft sie auf mehr Zeit für Stall und Familie. Sie ist nämlich in der vergangenen Woche zum siebten Mal Oma geworden.