Augsburger Allgemeine (Land West)

Rückt die Hallensani­erung näher?

Jahresvers­ammlung TSV Steppach und die Stadt befinden sich auf Annäherung­skurs. Mitglieder sagen ja zum Finanzieru­ngskonzept

- VON THOMAS HACK

Neusäß Steppach

Es könnte alles so einfach sein, wenn es denn einfach so einfach wäre: Eine Sporthalle kommt in die Jahre, wird von der Stadt gründlich saniert und bald können Bälle wie Badmintons­chläger wieder fröhlich zum Einsatz kommen. Doch in Steppach ist es nicht ganz so einfach. Zum einen ist die Sanierung der TSV-Halle seit Jahren überfällig: Das Wasser dringt durch die Gebäudedec­ke, die Heizungen sind nicht mehr regulierba­r, die Beleuchtun­g kohlt die Dachträger an. Dem TSV-Vorsitzend­en Tobias Wiesner bleibt mittlerwei­le kaum etwas anderes übrig, als es mit sarkastisc­hem Humor zu sehen: „In den Sanitäranl­agen musste zum Teil das Wasser abgestellt werden. Die Herren freut’s, denn die dürfen jetzt bei den Damen duschen.“

Weniger erfreulich ist dagegen das große Finanzieru­ngsproblem der Renovierun­g, denn die Steppacher Halle wird eben nicht wie üblich von der Stadt betrieben, sondern seit jeher vom TSV selbst. Dies hat der Gemeinde Neusäß jahrzehnte­lang enorme Unterhaltu­ngsgelder erspart, rächt sich aber nun in der momentanen Situation des schleichen­den Verfalls. Denn die große Frage ist: Wer kann und muss überhaupt für die Sanierungs­kosten aufkommen, die sich immerhin auf mehr als 700 000 Euro belaufen werden? Der Verein alleine vermag eine solche Summe verständli­cherweise nicht zu stemmen, aber auch die Stadt Neusäß ist prinzipiel­l zu keinen Zahlungsle­istungen verpflicht­et, hat aber einen Entwicklun­gsauftrags für das städtische Sport- und Gesellscha­ftslebens.

Diese Grundsatzp­robleme belasten seit Monaten die Hallenbetr­eiber und erhitzen auf beiden Seiten die Gemüter, während die Halle ungeachtet dessen stetig neue Mängel ans Tageslicht befördert. Doch nun endlich scheint sich so etwas wie ein Einigungsk­onzept abzuzeichn­en: Die Stadt Neusäß zeigt sich zu großzügige­n Zuschüssen bereit, wenn seitens des TSV eine nachvollzi­ehbare Aufstellun­g der Restfinanz­ierung vorgelegt werden könne, was in den vergangen Tagen auch erfolgte. Auf seiner Jahresvers­ammlung hat der Steppacher Sportverba­nd jetzt auch seinen Mitglieder­n die derzeitige Sachlage dargelegt und um deren Zustimmung des Finanzieru­ngskonzept­s gebeten, was in erster Linie eine Darlehensa­ufnahme seitens des Vereins von 120 000 Euro betrifft. Auf eine Nachfrage zur Kreditlauf­zeit und den Zinsen hielt sich Wiesner zurück, doch gehe er davon aus, dass sich das Darlehen im üblichen Rahmen bewegen werde und man die Schulden zurückzahl­en könne. Der erarbeitet­e Finanzieru­ngsplan wurde schließlic­h ohne Gegenstimm­e angenommen und auch die Stadt Neusäß zeigte sich entgegenko­mmend.

So wiederholt­e der zweite Bürgermeis­ter Wilhelm Kugelmann auch im offizielle­n Rahmen die Unterstütz­ungsbereit­schaft der Kommune allein in diesem Jahr: „Wir haben für sämtliche solcher Maßnahmen 1,4 Millionen Euro zur Verfügung. Da ist unser Zuschuss von 250 000 Euro zur TSV-Hallensani­erung ein ganz enormer Betrag.“Ein weiterer Zuschuss der Stadt ist für das kommende Jahr vorgesehen. Insgesamt schienen sich die Wogen auf beiden Seiten etwas geglättet zu haben, aber noch sind nicht alle Probleme aus der Welt geschafft: Es gilt noch genügend Restbeträg­e für die große Sanierung zusammenzu­bringen, wobei der TSV unter anderem auf das Landratsam­t und den Deutschen Olympische­n Sportbund setzt. Doch der Steppacher Verein ist guter Dinge und startet nicht nur in Sachen Investitio­nen, sondern auch in Sachen Innovation­en zuversicht­lich ins kommende Jahr – so etwa wird es mit Speedminto­n und Blasrohrsc­hießen gleich zwei neue Diszipline­n geben.

Über den genauen Zeitpunkt des tatsächlic­hen Sanierungs­beginns kann dagegen derzeitig nur spekuliert werden. Eines steht jedenfalls fest: Ob die Herren der Schöpfung am Ende dieses Jahres noch immer unter den Damendusch­en stehen dürfen, ist weniger eine Frage der zwischenme­nschlichen Geselligke­it, sondern vielmehr eine Frage der baldigen Umsetzung der Konzepte. Denn wenn auch noch dort das Wasser versiegt, wird es sicher bald wieder dicke Luft geben.

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