Augsburger Allgemeine (Land West)
Rückt die Hallensanierung näher?
Jahresversammlung TSV Steppach und die Stadt befinden sich auf Annäherungskurs. Mitglieder sagen ja zum Finanzierungskonzept
Neusäß Steppach
Es könnte alles so einfach sein, wenn es denn einfach so einfach wäre: Eine Sporthalle kommt in die Jahre, wird von der Stadt gründlich saniert und bald können Bälle wie Badmintonschläger wieder fröhlich zum Einsatz kommen. Doch in Steppach ist es nicht ganz so einfach. Zum einen ist die Sanierung der TSV-Halle seit Jahren überfällig: Das Wasser dringt durch die Gebäudedecke, die Heizungen sind nicht mehr regulierbar, die Beleuchtung kohlt die Dachträger an. Dem TSV-Vorsitzenden Tobias Wiesner bleibt mittlerweile kaum etwas anderes übrig, als es mit sarkastischem Humor zu sehen: „In den Sanitäranlagen musste zum Teil das Wasser abgestellt werden. Die Herren freut’s, denn die dürfen jetzt bei den Damen duschen.“
Weniger erfreulich ist dagegen das große Finanzierungsproblem der Renovierung, denn die Steppacher Halle wird eben nicht wie üblich von der Stadt betrieben, sondern seit jeher vom TSV selbst. Dies hat der Gemeinde Neusäß jahrzehntelang enorme Unterhaltungsgelder erspart, rächt sich aber nun in der momentanen Situation des schleichenden Verfalls. Denn die große Frage ist: Wer kann und muss überhaupt für die Sanierungskosten aufkommen, die sich immerhin auf mehr als 700 000 Euro belaufen werden? Der Verein alleine vermag eine solche Summe verständlicherweise nicht zu stemmen, aber auch die Stadt Neusäß ist prinzipiell zu keinen Zahlungsleistungen verpflichtet, hat aber einen Entwicklungsauftrags für das städtische Sport- und Gesellschaftslebens.
Diese Grundsatzprobleme belasten seit Monaten die Hallenbetreiber und erhitzen auf beiden Seiten die Gemüter, während die Halle ungeachtet dessen stetig neue Mängel ans Tageslicht befördert. Doch nun endlich scheint sich so etwas wie ein Einigungskonzept abzuzeichnen: Die Stadt Neusäß zeigt sich zu großzügigen Zuschüssen bereit, wenn seitens des TSV eine nachvollziehbare Aufstellung der Restfinanzierung vorgelegt werden könne, was in den vergangen Tagen auch erfolgte. Auf seiner Jahresversammlung hat der Steppacher Sportverband jetzt auch seinen Mitgliedern die derzeitige Sachlage dargelegt und um deren Zustimmung des Finanzierungskonzepts gebeten, was in erster Linie eine Darlehensaufnahme seitens des Vereins von 120 000 Euro betrifft. Auf eine Nachfrage zur Kreditlaufzeit und den Zinsen hielt sich Wiesner zurück, doch gehe er davon aus, dass sich das Darlehen im üblichen Rahmen bewegen werde und man die Schulden zurückzahlen könne. Der erarbeitete Finanzierungsplan wurde schließlich ohne Gegenstimme angenommen und auch die Stadt Neusäß zeigte sich entgegenkommend.
So wiederholte der zweite Bürgermeister Wilhelm Kugelmann auch im offiziellen Rahmen die Unterstützungsbereitschaft der Kommune allein in diesem Jahr: „Wir haben für sämtliche solcher Maßnahmen 1,4 Millionen Euro zur Verfügung. Da ist unser Zuschuss von 250 000 Euro zur TSV-Hallensanierung ein ganz enormer Betrag.“Ein weiterer Zuschuss der Stadt ist für das kommende Jahr vorgesehen. Insgesamt schienen sich die Wogen auf beiden Seiten etwas geglättet zu haben, aber noch sind nicht alle Probleme aus der Welt geschafft: Es gilt noch genügend Restbeträge für die große Sanierung zusammenzubringen, wobei der TSV unter anderem auf das Landratsamt und den Deutschen Olympischen Sportbund setzt. Doch der Steppacher Verein ist guter Dinge und startet nicht nur in Sachen Investitionen, sondern auch in Sachen Innovationen zuversichtlich ins kommende Jahr – so etwa wird es mit Speedminton und Blasrohrschießen gleich zwei neue Disziplinen geben.
Über den genauen Zeitpunkt des tatsächlichen Sanierungsbeginns kann dagegen derzeitig nur spekuliert werden. Eines steht jedenfalls fest: Ob die Herren der Schöpfung am Ende dieses Jahres noch immer unter den Damenduschen stehen dürfen, ist weniger eine Frage der zwischenmenschlichen Geselligkeit, sondern vielmehr eine Frage der baldigen Umsetzung der Konzepte. Denn wenn auch noch dort das Wasser versiegt, wird es sicher bald wieder dicke Luft geben.