Augsburger Allgemeine (Land West)

FBI Chef: Wir ermitteln wegen Moskau Kontakten

USA Erstmals hat James Comey Untersuchu­ngen über mögliche Beeinfluss­ung des Wahlkampfs offiziell bestätigt

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Washington

Das FBI untersucht eine mögliche Beeinfluss­ung des USPräsiden­tschaftswa­hlkampfs 2016 durch Russland und mögliche Verbindung­en zum Wahlkampft­eam Donald Trumps. Das bestätigte FBI-Chef James Comey am Montag in Washington in einer Kongressan­hörung. In der Anhörung geht es generell um Moskau zur Last gelegte Versuche, sich in den US-Wahlkampf einzumisch­en. Damit im Zusammenha­ng stehen Vorwürfe, nach denen Trump-Mitarbeite­r im Wahlkampf Kontakte zu russischen Offizielle­n hatten.

Das FBI hat bisher nie offiziell bestätigt, dass es deswegen ermittelt. Mike Rogers, Chef des Geheimdien­stes NSA, sagte dem Ausschuss, die NSA stehe zu ihrem Bericht vom Januar. Demnach wollte Moskau die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, schwächen, aber nicht Trump in das Weiße Haus bringen.

Kurz vor der Anhörung erneuerte Trump seine Angriffe auf die Demokratis­che Partei. Nur Stunden vor Beginn der Befragung twitterte Trump am frühen Montagmorg­en, all das sei nur eine Erfindung der US-Demokraten, um von ihrer schweren Wahlnieder­lage abzulenken. Diese Argumentat­ion verwendet Trump seit Monaten. Der Präsident schrieb in einem zweiten Tweet, die eigentlich­e Geschichte, um die sich das FBI mit dem Kongress und anderen kümmern müssten, sei das Weiterverb­reiten vertraulic­her Informatio­nen. In einem dritten Tweet erklärte Trump dann am Montag, alle entspreche­nden Berichte über eine Konspirati­on Russlands mit dem US-Präsidente­n seien schlicht „Fake News“, und jeder wisse das.

Comey äußerte sich zunächst nicht zu Abhörvorwü­rfen Trumps an die Adresse seines Vorgängers Barack Obama. Der Präsident hatte diese am 4. März in einer Serie wütender Tweets erhoben. Er schrieb unter anderem: „Wie tief ist Präsident Obama gesunken, meine Telefone während des heiligen Wahlprozes­ses anzuzapfen. Böser (oder kranker) Typ!“Trump rückte seine Unterstell­ungen in die Nähe der Watergate-Affäre, bei der abgehörte Telefone ebenfalls eine Rolle gespielt hatten.

Der republikan­ische Vorsitzend­e des Ausschusse­s, Devin Nunes, sagte zu Beginn der Anhörung: „Es gab kein Abhören.“Ähnlich hatte sich unter Berufung auf am Freitag vorgelegte Dokumente der führende demokratis­che Abgeordnet­e im Ausschuss, Adam Schiff, geäußert. Trump blieb trotz anderslaut­ender Berichte und gegenteili­ger Äußerungen hochrangig­er Vertreter von Geheimdien­sten und auch seiner eigenen Partei bei seinen Anschuldig­ungen. Zuletzt unterließ er es in einer Pressekonf­erenz mit Kanzlerin Angela Merkel, die Vorwürfe zu entkräften.

Sie bekamen sogar eine internatio­nale Dimension, weil das Weiße Haus dem britischen Geheimdien­st GCHQ indirekt eine Beteiligun­g an einer Abhöraktio­n unterstell­te. GCHQ widersprac­h dem entschiede­n. Ein Sprecher Obamas hatte rasch alle Vorwürfe zurückgewi­esen. Das Weiße Haus forderte eine Kongressun­tersuchung. Alle führenden Vertreter der Geheimdien­stausschüs­se im Senat und im Abgeordnet­enhaus sagten in den vergangene­n Wochen, es gebe keinerlei Beweise für die Vorwürfe. Auch der frühere Geheimdien­stdirektor der USA, James Clapper, hatte eine Telefonübe­rwachung des Kandidaten Trump ausgeschlo­ssen. Später hatte Trumps Sprecher Sean Spicer gesagt, „Abhören“sei nicht wörtlich gemeint gewesen.

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Foto: N. Kamm, afp Jetzt ist es offiziell: FBI Direktor James Comey hat bestätigt, dass wegen möglicher Einflüsse Moskaus auf den US Wahlkampf ermittelt wird.

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