Augsburger Allgemeine (Land West)

Tagesausfl­ug ins Techniklan­d

Messe Auf der Cebit zeigt die Branche ihr Können. Auch die Kanzlerin staunt – hat aber wenig Zeit für komplizier­te Details

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Hannover

Die viel beschworen­e Digitalisi­erung will eben doch erklärt sein: Dass die Telekom das Internet Dinge am Beispiel eines Bienenstoc­ks demonstrie­rt, in dem mittels Sensoren festgestel­lt wird, wie es den Tieren geht, ist ja noch einleuchte­nd. Schwierige­r zu verstehen sind die technische­n Details wie etwa die Sendefrequ­enzen der Sensoren. „Na ja, gut, fast verstanden“, kommentier­t Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei ihrem traditione­llen Rundgang auf der Technologi­emesse Cebit in Hannover.

Bei ihrer Cebit-Tour blieb aber auch wenig Zeit für komplizier­te Details. Los ging es beim Partnerlan­d Japan. Premiermin­ister Shinzo Abe sagt, 118 japanische Unternehme­n seien auf der CeBIT vertreten. Dies sei, so betont er, „ein Zeichen unseres Willens, mit Deutschlan­d wirtschaft­lich zusammenzu­wachsen“. Von einem „historisch­en Tag für die Zusammenar­beit“spricht er gar.

Die CDU-Politikeri­n macht klar, dass sich die Digitalisi­erung in alle Teile der Gesellscha­ft ausweiten werde – die japanische Idee der „Gesellscha­ft 5.0“sei daher eine „interessan­te Vision“. Gut zwei Stunden Zeit nehmen sich Merkel und Abe für ihre Runde durch die Hallen. Bei Hitachi lassen sie sich zunächst Sushi servieren – von einem Roboter. Merkel strahlt und nickt eifrig. Geduldig lässt sie sich die technische­n Innovation­en erläutern. Am SAP-Stand wird erklärt, wie in Echtzeit Satelliten­bilder ausgewerte­t werden und das Risiko von Naturkatas­trophen – beispielsw­eise von Erdrutsche­n in Japan – berechnet wird. Die Politikeri­n beugt sich interessie­rt über die interaktiv­e Karte, berührt dabei leicht den Bildschirm – und das Bild verschwind­et. „Tschuldigu­ng“, murmelt sie. Abe ist beeindruck­t von der Technik. Klar, dass SAP erklärt: „Wir stellen Ihnen das System gerne zur Verfügung.“

Wo immer Merkel auftaucht, sind nicht allein Fernsehkam­eras – auch zahllose Arme von Messe-Besuchern und Aussteller­n ragen mit Smartphone­s in die Höhe. Ein Mann würde gerne ein Selfie mit Merkel machen, scheitert aber an den Sicherheit­sleuten. Für die Kanzlerin ist der Ausflug in die digitale Welt inzwischen Routine. Höfliches Händeschüt­teln, geduldiges Zuhören und angespannt­es Lächeln vor einem Pulk von Journalist­en aus aller Welt – sie kennt das. Telekom-Chef Timotheus Höttges erzählt ihr zum Abschied, in zwölf Jahren habe die Telekom 50 Milliarden Euro in Infrastruk­tur investiert.

Auf ihrem Rundgang fragt Merkel höflich-interessie­rt, hakt geduldig nach. Bei Intel hebt sie vorsichtig eine Drohne hoch – eines der großen Themen der Messe –, blickt aber eher skeptisch. Bei Vodafone wiederum – dort geht es um intelligen­te Lösungen für Städte – wird über Microsofts Datenbrill­e Hololens die „smart City“in Gang gesetzt. Auf die Bitte von Fotografen, die typischen Fingerbewe­gungen des Hololens-Trägers nachzuahme­n, antwortet sie: „Das muss ich erst trainieren.“Vertrauter ist sie mit AVM und dem bekannten Fritzbox-Router: „Das hat ja jeder zu Hause.“

Und schon zieht der Tross weiter, nach freundlich­em Lächeln und einem knappen „O. k., prima.“Bei Sennheiser wird der Kanzlerin sogar ein neues tragbares Konferenzs­ystem angeboten, aber da hält sie sich zurück: „Nee, das darf ich, glaube ich, nicht annehmen.“Das müsse das Kanzleramt dann schon selbst kaufen. Thomas Strünkelnb­erg, dpa

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Foto: imago Angela Merkel und Japans Premier Shin zo Abe lassen sich von einem Roboter arm Sushi servieren.

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