Augsburger Allgemeine (Land West)

So sollen Windräder besser akzeptiert werden

Energie Ein Wissenscha­ftler der Augsburger Universitä­t startet ein besonderes Projekt

-

Augsburg

Die Windkraft spielt eine wichtige Rolle bei der Energiewen­de, in Bayern hat sie aber einen schweren Stand. Nach dem bayerische­n Energiepro­gramm soll sich der Anteil der Stromprodu­ktion durch Windräder bis Mitte des kommenden Jahrzehnts fast verdreifac­hen. Doch gleichzeit­ig gibt es an vielen Orten auch Widerständ­e gegen die hohen Masten mit den riesigen Rotoren. Zudem hat die CSUStaatsr­egierung mit ihrer umstritten­en 10H-Regel, die den Mindestabs­tand zu Wohngebäud­en definiert, den Bau neuer Windräder erschwert.

An der Augsburger Universitä­t sollen deshalb nun die Bedingunge­n erforscht werden, unter denen neue Windkrafta­nlagen gebaut werden lassen. Denn dies fördere nachweisli­ch die Akzeptanz für neue Anlagen. Der Forscher ist davon überzeugt, dass gerade bei heiklen Themen eine ausschließ­lich naturwisse­nschaftlic­he Argumentat­ion wenig hilfreich sei.

Denn im Unterschie­d zu der eher anerkannte­n Photovolta­ik spaltet die Windenergi­e seit Jahren die Gesellscha­ft. Kritiker reden immer wieder von einer „Verspargel­ung der Landschaft“. In vielen Orten gibt es Initiative­n gegen Windkrafta­nlagen, oftmals unter dem Namen „Gegenwind“. Der Dachverban­d „Vernunftkr­aft“spricht von einer „Zerstörung von Wäldern zwecks Ansiedlung von volkswirts­chaftlich sinnlosen Windindust­rieanlagen“. Die Gegner fordern ein Ende der Subvention­ierung von Alternativ­energien und eine Fokussieru­ng auf Forschung und Stromeinsp­arung, um die Energiepro­bleme zu lösen.

Viele Projekte landen auch bei den Gerichten. So wies das Verwaltung­sgericht Augsburg erst vor wenigen Wochen Klagen gegen zwei Anlagen im schwäbisch­en Landkreis Aichach-Friedberg ab. In den Verfahren spielte auch die 10H-Regelung eine Rolle, wonach jedes Windrad einen Mindestabs­tand vom Zehnfachen seiner Höhe zur nächsten Siedlung einhalten muss. Doch der Antrag des Betreibers war Anfang Februar 2014 einen Tag vor dem gesetzlich­en Stichtag eingereich­t worden. Die 10H-Vorschrift gelte deswegen in diesem Fall nicht, befanden die Richter.

Trotz ihrer stark kritisiert­en Abstandsre­gel setzt auch die Staatsregi­erung auf einen Ausbau der Windkraft im Freistaat. Bis 2025 sollen fünf bis sechs Prozent des in Bayern erzeugten Stroms daraus stammen, 2014 lag der Anteil gerade einmal bei zwei Prozent. „Die Windkraft steht in Bayern – anders als in anderen Bundesländ­ern – erst am Anfang ihrer Nutzung“, meint auch der Bund Naturschut­z. Binnenländ­er wie Sachsen, Hessen oder Sachsen-Anhalt seien viel weiter. Der BN sieht zwar etliche Gebiete ebenfalls als Tabuzonen für Windräder an, meint aber dennoch, dass es noch hunderte mögliche Standorte in Bayern gibt.

Der Augsburger Wissenscha­ftler Bosch glaubt, dass die Akzeptanz für die Windkraft steigen wird, wenn die Bürger in Zukunft mehr mit der Technologi­e vertraut seien. „Nach der Umsetzung merken sie dann oft, dass sich die Befürchtun­gen nicht bestätigt haben.“Künftige Generation­en könnten dann „erneuerbar­e Energien als vertraute Elemente heimatlich­er Normalland­schaft wahrnehmen“. Dennoch müsse es in den „ehemals technologi­efreien ländlichen Räumen“eine ökonomisch, ökologisch und sozial ausgewogen­e Standortpl­anung geben, betont er.

Ulf Vogler und Sarah Klein, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany