Augsburger Allgemeine (Land West)
Jeder darf melken. Könner bekommen den Milchbecher voll
mit Bart, Mütze und grauer Wuschelfrisur. Er zeigt den Gästen am Ortsrand, wie Tabak verarbeitet wird, mit welchen Pflügen die fruchtbaren Felder bearbeitet werden und wie der Hufschmied sein Handwerk verrichtet. Als Höhepunkt ihres Aufenthaltes haben die Gäste noch eine besondere Begegnung vor sich. Auf sie wartet „Maria de Gloria“, die vermutlich geduldigste Milchkuh auf den Atlantikinseln. Jeder, der will, darf Hand anlegen und sich einen Becher frische Milch zapfen. Mit der richtigen Technik wird er tatsächlich voll.
Die Tage vergehen schnell auf Sao Miguel, wenn man sich ein abwechslungsreiches Programm zurechtlegt. Am Rande des Furnassees im östlichen Teil der Insel wird in einem Thermalgebiet unterirdisch Essen gegart. Helfer schaufeln die Erde beiseite und holen die großen silberfarbenen Töpfe, in denen der „Cozido“-Eintopf steckt, mit langen Stangen ans Tageslicht. Kirchen wie die Nossa Senhora da Paz zeugen von der Gläubigkeit der Menschen. Sie thront über dem Ort Villa Franco da Campo im Süden. Unten im Hafen bereiten sich die Fischer auf ihre nächste Fahrt vor, flicken Netze, bessern Boote aus. An vielen davon ist das Gesicht Jesu’ aufgemalt. Jesus soll die Männer beschützen – vor heftigen Winden, vor allzu rauer See; nicht unbedingt vor Regen. Denn der ist ein guter Bekannter in der Wetterküche Europas.