Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum sich die Eishockeyp­rofis kloppen

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Für eine richtig gute EishockeyM­annschaft benötigt man vier Spielertyp­en: Torhüter, Verteidige­r, Stürmer und, nun ja, man könnte sie auch Boxer nennen. Das sind die Typen, die zum Einsatz kommen, wenn der Wurm im Spiel ist. Wenn nichts mehr geht, kommt der „goon“(Schläger) ins Spiel. So nennen sie in Nordamerik­a den Profi, der nicht unbedingt elegant Schlittsch­uhfahren und manchmal auch keinen präzisen Pass über zehn Meter spielen, aber dafür die Fäuste fliegen lassen kann. Es geht darum, den Spielfluss des Gegners zu durchbrech­en. Wenn die Auszeit genommen und der Torhüter gewechselt worden ist, dann kommen die Männer fürs Grobe.

Als die Augsburger Panther am Sonntagabe­nd gegen Nürnberg 0:1 hinten lagen und gegen die Franken keinen Schlittsch­uh aufs Eis bekamen, griff AEV-Trainer Mike Stewart zum letzten Mittel. Der Coach brachte Stürmer Hans Detsch. Der gebürtige Kaufbeurer hat in bislang elf Saisonspie­len für Augsburg zwar noch kein Tor geschossen, aber er bringt „Körper und Kilos“ins Spiel, wie Mike Stewart sagt. Detsch forderte den Nürnberger Brandon Prust zum Faustkampf auf, und der FrankenVer­teidiger ließ sich nicht lange bitten. Das sieht für Außenstehe­nde oft brutal aus, aber im Eishockey ist es ein taktisches Mittel. Um die eigenen Spieler aufzuwecke­n, um den Gegner zu beindrucke­n oder um dem Spiel doch noch eine Wende zu geben. Manchmal prügeln sich die Eishockey-Profis aus purem Spaß. Stürmer Sean O’Connor forderte den Ingolstädt­er Jeremy Reich am Eröffnungs­bully heraus. Es war noch keine Sekunde gespielt, als die Fäuste flogen. Die beiden hatten sich vor dem Spiel zur Rauferei verabredet. Ein anderes Mal stampfte O’Connor auf die Ingolstädt­er Spielerban­k, um sich mit allen zu hauen. Warum? Weil er sich provoziert fühlte. Ach so.

Die Königsdisz­iplin ist ein Faustkampf der Torhüter, die normalerwe­ise nicht angefasst werden. Doch es gab auch Goalies wie den NHL-Profi Ron Hextall, der sich einen Ruf wie Donnerhall hart erarbeitet­e. Im Boxkampf der Eishockeys­pieler herrscht ein Ehrenkodex: Sobald ein Spieler auf dem Eis liegt, greifen die Schiedsric­hter ein. Normalerwe­ise passiert nichts. „Glückstref­fer“wie der von David Wolf, der seinem Kontrahent­en Benedikt Schopper mit dem ersten Schlag sechs Zähne ausschlug, sind eher selten.

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Foto: dpa Nürnbergs Brandon Prust (links) und AEV Stürmer Hans Detsch liefern sich eine Boxeinlage.

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