Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer geht heute k.o.?

Eishockey Es ist packend, es ist umkämpft und es wird heute entschiede­n: Das Play-off-Duell zwischen Augsburg und Nürnberg geht in die siebte und letzte Runde

- VON ANDREAS KORNES

Das Duell Augsburg gegen Nürnberg wird heute Abend beendet. Ein „Do-or-die-Spiel“nennen sie das im Eishockey. Der Sieger steht im Halbfinale, für den Verlierer beginnt der Sommerurla­ub. Spiel sieben wird das Finale einer verrückten Serie, in der das Momentum fast täglich hin und her wechselte.

Der Duden umschreibt den Begriff Momentum mit „[richtiger, geeigneter] Augenblick, Zeitpunkt“. Aus dem Englischen wird er mit „Schwung“übersetzt. Wenn Eishockey-Trainer vom Momentum sprechen, was sie oft machen, meinen sie einen schwer greifbaren Zustand, in dem ein Team plötzlich Oberwasser bekommt. Auslöser dafür kann ein glückliche­s Tor sein oder ein unerwartet­er Sieg oder auch etwas ganz Banales wie ein gewonnener Zweikampf.

Augsburg und Nürnberg hatten das Momentum in dieser Serie gleich mehrfach auf ihrer Seite. Als die Panther mit einem überrasche­nd klaren Auswärtssi­eg (4:1) in die Serie starteten, schien klar: Das folgende Heimspiel wird eine eindeutige Angelegenh­eit. Wurde es auch – für Nürnberg (3:1). Die Ice Tigers nutzten das Momentum tatsächlic­h für einen 5:3-Sieg in ihrem zweiten Heimspiel und die Panther schienen abgeschrie­ben. Weit gefehlt: Die Mannschaft von Trainer Mike Stewart ließ einen fulminante­n 4:0-Heimsieg folgen und gewann danach ebenso fulminant in Nürnberg (5:1). Während viele nur noch über die Höhe des Sieges im sechsten Spiel diskutiert­en, wechselte das Momentum erneut die Seiten und Nürnberg glich die Serie am Sonntag mit einem 3:0-Sieg auf 3:3 aus.

Und jetzt? Eine Prognose wagt inzwischen niemand mehr. Nürnberg scheint im Vorteil. Aber das hat in dieser Serie nichts zu bedeuten. Die beiden Trainer hatten sich von Anfang an auf eine lange Serie eingestell­t. „Ich habe schon immer gesagt, dass es eine Schlacht wird, die über sechs oder sieben Spiele geht“, knarzte Nürnbergs Trainer Rob Wilson am Sonntagabe­nd mit heißerer Stimme. „Wir sehen zwei gute Teams, die nichts herschenke­n und großartig kämpfen. Und jetzt haben wir eben die Situation, dass es am Dienstag um alles geht.“

Einen Vorgeschma­ck darauf, welche Umgangsfor­men dann auf dem Eis herrschen werden, beka- men die über 6000 Zuschauer im ausverkauf­ten Curt-Frenzel-Stadion am Sonntagabe­nd. Harte Checks, viele Nickligkei­ten auf beiden Seiten, Emotionen pur bis hin zu handfesten Faustkämpf­en. „Das ist Playoff-Eishockey“, sagte Stewart. „Die Jungs geben keinen Zentimeter Eis her.“

Das große Manko der Panther in Spiel sechs analysiert­e Stewart in seiner ganz eigenen Art: „Wenn du kein Tor schießt, ist es einfach verdammt schwer, ein Eishockeys­piel zu gewinnen.“32 Schüsse hatten die Augsburger auf das Nürnberger Tor abgegeben, keiner landete im Tor. Nürnberg feuerte aus allen Lagen und gab 65 Schüsse ab. Der starke AEV-Torwart Meisner hielt zwar, was zu halten war. Beim ersten Gegentreff­er rutschte ihm aber der Puck wie in Zeitlupe durch die Schoner, der zweite war ein verwandelt­er Penalty und der dritte ein Treffer kurz vor Ende ins leere Tor, das Meisner schon zugunsten eines sechsten Feldspiele­rs verlassen hatte. „Jeder von uns hat viel investiert, aber manchmal verlierst du trotzdem. Jetzt konzentrie­ren wir uns voll auf Dienstag. Wir wollen locker und fokussiert spielen, das kriegen wir hin“, kündigte Stewart an.

Sein Kapitän hat diese Marschrout­e schon verinnerli­cht. „Wir sind auswärtsst­ark, deswegen habe ich keine Bedenken“, gab sich Steffen Tölzer selbstbewu­sst. „Es gibt Tage, an denen du nicht dein bestes Hockey spielen kannst.“Am Sonntag sei ein solcher Tag gewesen. „Aber am Dienstag sieht es wieder anders aus.“Nicht ausgeschlo­ssen, dass sich das Momentum ein letztes Mal entscheide­t, überrasche­nd die Seiten zu wechseln.

 ?? Foto: Kerpf ?? In den Play offs geht es mitunter ziemlich hart zur Sache, wie Augsburgs Trevor Parkes (li.) in dieser Szene mit Nichlas Torp de monstriert. Ein letztes Mal treffen die beiden Mannschaft­en heute Abend aufeinande­r. Eine fährt danach in den Urlaub.
Foto: Kerpf In den Play offs geht es mitunter ziemlich hart zur Sache, wie Augsburgs Trevor Parkes (li.) in dieser Szene mit Nichlas Torp de monstriert. Ein letztes Mal treffen die beiden Mannschaft­en heute Abend aufeinande­r. Eine fährt danach in den Urlaub.

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