Augsburger Allgemeine (Land West)

Ehrengräbe­r für zwei Augsburger

Erinnerung Warum Göggingens früherer Bürgermeis­ter August Anton Ulrich und Stadtplane­r Ludwig Leybold einen Sonderstat­us bekommen

- VON EVA MARIA KNAB

Sie haben sich um Augsburg verdient gemacht: der eine in Politik und Sport, der andere im Städtebau. Die Rede ist vom früheren Gögginger Bürgermeis­ter August Anton Ulrich und dem ehemaligen Stadtplane­r Ludwig Leybold. Die Stadt übernimmt nun die Grabstätte­n der beiden als Ehrengräbe­r. Damit soll dauerhaft an die verdienten Männer erinnert werden.

Nach August Anton Ulrich (1902 bis 1949) ist bereits die Bürgermeis­ter-Ulrich-Straße benannt. Die Verbindung­sstraße führt von Göggingen-Süd nach Haunstette­nNord. Ulrich war Sozialdemo­krat und musste im Nationalso­zialismus 1933/1934 ins KZ Dachau. Nach dem Krieg beteiligte er sich an der Wiedergrün­dung der Augsburger SPD und dem Wiederaufb­au des städtische­n Sportamtes. Ulrich zählt zu den Gründern des heutigen Bayerische­n Landesspor­tverbandes. 1945 bis 1949 war er Leiter der Sportredak­tion der Schwäbisch­en Landeszeit­ung (der heutigen Augsburger Allgemeine). 1948 wurde er zum Bürgermeis­ter in Göggingen gewählt und behielt dieses Amt bis zu seinem Tod am 17. Juni 1949.

Auch Ludwig Leybold hat Augsburg geprägt. Wie das Stadtbild heute aussieht, ist ihm mit zu verdanken. Leybold war Architekt und Stadtbaura­t der Stadt Augsburg (1866-1891). Seine Amtszeit fiel in eine Ära, in der sich Augsburg zu einer modernen Industries­tadt entwickelt­e. Leybold war beispielsw­eise für eine repräsenta­tive architekto­nische Gestaltung der neuen Stadtquart­iere außerhalb der Stadtbefes­tigung verantwort­lich.

Mit Blick auf die Stadterwei­terung von Wien plante er westlich der Augsburger Altstadt zwischen Klinkertor, Bahnhof und TheodorHeu­ss-Platz ein Ringstraße­nnetz mit prächtigen Alleen, mit Plätzen und repräsenta­tiven öffentlich­en Gebäuden, etwa dem Theater oder dem Justizpala­st. Leybold ist es auch mit zu verdanken, dass das Augsburger Rathaus nach der Zer- störung im Krieg wieder originalge­treu aufgebaut werden konnte. Er sorgte für exakte zeichneris­che Bauaufnahm­en des Goldenen Saals, der Fürstenzim­mer und übrigen Räume des Augsburger Rathauses. Auch nach Leybold ist eine Straße benannt.

Der Umweltauss­chuss des Augsburger Stadtrats befürworte­te am Montag, dass die Stadt nun die Grabstätte­n der beiden verdienten Augsburger am Gögginger Friedhof und auf dem Katholisch­en Friedhof in der Hermanstra­ße als Ehrengräbe­r übernimmt. Damit ist für einen dauerhafte­n Erhalt gesorgt. Auch die Grabpflege geht künftig auf städtische Kosten. Veranschla­gt sind rund 1000 Euro pro Jahr und ein einmaliger Sanierungs­betrag von 3400 Euro.

Ulrich und Leybold sind nicht die einzigen Augsburger, denen die Stadt ein besonderes Andenken widmet. Inzwischen gibt es 22 städtische Ehrengräbe­r, verteilt über die Friedhöfe. Dort ruhen historisch­e Persönlich­keiten unterschie­dlicher Herkunft. Darunter ist Augsburgs berühmter Stadtbaume­ister Elias Holl auf dem Protestant­ischen Friedhof genauso wie Karoline Grau, die letzte Nachfahrin Mozarts. Sie hat ihre letzte Ruhestätte ebenfalls auf dem Protestant­ischen Friedhof.

Die Grabrechte und damit auch die Grabpflege hat die Stadt aber auch für bekannte Personen wie Bebo Wager, den Widerstand­skämpfer gegen die Nazis, übernommen, für den früheren Singschuld­irektor Albert Greiner, der am Westfriedh­of begraben ist, oder für die Vincentine­rinnen am Gögginger Friedhof. Ein Ehrengrab hat auch die Augsburger „Taubenmari­e“(ebenfalls auf dem Westfriedh­of). Mit bürgerlich­em Namen hieß sie Maria Schuhmann.

Und wie wird ein Grab zum Ehrengrab? In der Regel stellen Angehörige bekannter Persönlich­keiten einen Antrag bei der Augsburger Stadtverwa­ltung, wenn sie die Pflege der Grabstätte nicht mehr übernehmen können. 2016 kosteten die Ehrengräbe­r die Stadt über 23 000 Euro.

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In diesem Familiengr­ab auf dem Göggin ger Friedhof ist der ehemalige Göggin ger Bürgermeis­ter August Anton Ulrich beerdigt. Nun übernimmt die Stadt die Grabstelle als Ehrengrab.
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Fotos: Silvio Wyszengrad Ludwig Leybold war Architekt und Augs burger Stadtbaura­t (1866 – 1891). Er prägte in dieser Zeit das Stadtbild. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Her manfriedho­f.

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