Augsburger Allgemeine (Land West)
Friedhofsgebühren steigen bald spürbar
Finanzierung Die Stadt plant eine Kostenerhöhung schon in den kommenden Monaten. Wie Augsburg im Vergleich mit anderen bayerischen Großstädten abschneidet
Die städtischen Friedhofsgebühren werden in Augsburg spürbar steigen, voraussichtlich ab 1. Mai. Am Montag stimmte der Umweltausschuss dem neuen Konzept der Verwaltung zu. Danach steigen sowohl die einmaligen Kosten für ein Begräbnis als auch die laufenden Kosten für die Grabstätte. Eine Erdbestattung kostet künftig mit Nebenkosten 1332 Euro. Das sind rund acht Prozent mehr als bisher. Noch höher ist die Kostensteigerung bei Feuerbestattungen.
Beim Friedhofswesen steckt die Stadt seit Jahren in einem Dilemma. Einnahmen und Kosten gehen stark auseinander. Zuletzt entstand eine Finanzierunglücke von mehr als 300 000 Euro. Das liegt daran, dass immer weniger Erdgräber belegt sind. Beispiel Nordfriedhof: Dort kommen auf 7800 belegte Gräber knapp 3500 freie Grabstätten. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) verweist auf den Trend, dass immer mehr Angehörige kostengünstigtere Bestattungsformen wählen, etwa Urnengräber. Die Fixkosten im Friedhofswesen müssen aber trotzdem weiter finanziert werden. Wie die Verwaltung vorrechnet, hätten aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht die Augsburger Friedhofsgebühren um über 80 Prozent angehoben werden müssen. Zu einer derart drastischen Erhöhung kommt es nicht. Für Gebührenzahler wird die letzte Ruhe von Angehörigen trotzdem spürbar teurer.
Erben zufolge liegt Augsburg bei den künftigen Kosten in einem ähnlichen Bereich wie vergleichbare bayerische Großstädte: In München kostet eine Erdbestattung danach 1276 Euro. In Nürnberg fallen 1415 Euro an. Augsburg liegt mit den künftigen Kosten von 1332 Euro für eine Erdbestattung dazwischen. Stadtrat Josef Hummel (CSU) verwies darauf, dass es auch in Augsburg selbst teurere letzte Ruhestätten gebe. Auf dem Protestantischen Friedhof koste ein Erdbegräbnis mehr als auf einem städtischen Friedhof.
Erbens Lösung sieht vor, dass die Stadt Augsburg mehr Geld in ihr Friedhofswesen steckt, um die Ge- bührenzahler nicht noch mehr zu belasten. Sie erhöht ihre jährliche Sonderzahlung für die Grünpflege auf Friedhöfen von rund sieben auf rund zwölf Prozent. Diese Vorgehensweise entspricht Empfehlungen des Deutschen Städtetages.
Dort kann man sich grundsätzlich einen Pflegekostenanteil bis zu 30 Prozent vorstellen. Jährliche Sonderzahlungen gibt es außerdem für die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude auf den städtischen Friedhöfen.
Das Konzept wurde von den Stadträten im Umweltausschuss einstimmig befürwortet, endgültig entscheiden muss noch der Stadtrat. Dieter Benkard (SPD) kritisierte jedoch, die Probleme im Friedhofswesen seien von den politisch Verantwortlichen in den vergangenen Jahren nicht rechtzeitig erkannt worden. Nötig sei ein Zukunftskonzept, um die Kosten besser im Griff zu behalten. Aus Gesprächen mit Bürgern weiß er, dass immer weniger die Grabstätten für ihre Familie verlängern. Eine Verlängerung für zehn Jahre koste 600 Euro, für 20 Jahre 1200 Euro. Benkard: „Wer kann sich das noch leisten?“
Peter Schwab (CSU) sieht mit höheren Friedhofsgebühren eine „Bringschuld“der Stadt. Dabei geht es um die Instandhaltung. Schwab weiß von Bürgern, die Gräber von Angehörigen auf dem Nordfriedhof haben und kein Verständnis für die Gebührenerhöhung aufbringen. „Man könnte dort einen Film aus dem Zweiten Weltkrieg drehen, so schlimm sieht die Friedhofsmauer aus“, sagt er. Martina Wild (Grüne) sieht das Augsburger Friedhofswesen mit der neuen Lösung dagegen zukunftssicher aufgestellt. „Es ist die richtige Entscheidung.“
Doch auch mit der Gebührenerhöhung wird die Finanzierung des städtischen Friedhofswesens schwierig bleiben. Laut Erben können weiterhin keine finanziellen Rücklagen gebildet werden. Die SPD schlägt deshalb einen Schuldenschnitt vor.
Diese Entscheidung müsste aber politisch getroffen werden. Unterdessen gibt es einen Sanierungsstau von sieben Millionen Euro.
Ein Beispiel: Auf auf städtischen Friedhöfen gebe es bislang nicht einmal behindertengerechte Toiletten, hieß es.