Augsburger Allgemeine (Land West)

Das tut Ihrem Drahtesel gut

Frühling Die Fahrradsai­son geht los. Ein Zweiradmec­hanikermei­ster erklärt, was es alles zu beachten gibt

- VON MONA SCHENK

Landkreis Augsburg Die Temperatur­en klettern beharrlich nach oben, und die Sonne lässt sich immer öfter blicken. Ideale Voraussetz­ungen, um das Auto in der Garage stehen zu lassen und Fahrrad zu fahren. Bevor es losgehen kann, muss der Drahtesel allerdings frühlingsf­it gemacht werden, nachdem er davor den ganzen Winter nahezu unbenutzt geblieben war. Roland Köstler ist Zweiradmec­hanikermei­ster beim Fahrradhän­dler Durz in Neusäß und weiß genau, was vor den ersten Radtouren beachtet werden muss.

● Reifen Durch die lange Standzeit verlieren die Reifen viel Luft, und die Seitenwänd­e werden rissig und porös. Um zu wissen, welcher Druck angemessen ist, hilft ein Blick auf den Reifen selbst. Dort steht der minimale und maximale Luftdruck. Dieser sollte nicht überschrit­ten werden. „Viele Leute wissen das gar nicht“, so Köstler. Halte man sich nicht daran, richte man mehr Schaden an, als der Reifen davor hatte.

● Schaltung Bei der Schaltung sei es weitaus schwierige­r, zu erkennen, ob sie noch intakt ist oder nicht. „Einfach losfahren und ausprobier­en“, ist Köstlers Tipp. Stellt man dabei irgendwelc­he Defekte fest, ist der Weg zum Händler fast unvermeidb­ar. „Die Schaltung ist sehr komplex, da lässt man am besten einen Profi ran.“

● Bremsen Hier gilt das Gleiche wie bei der Schaltung: „Für einen Laien ist es schwierig, zu erkennen, ob die Bremsbeläg­e noch zu gebrauchen sind.“Ein Funktionst­est sei aber trotzdem immer sinnvoll. Generell solle das Rad alle drei bis vier Jahre in eine Werkstatt gebracht werden, um Bremsbeläg­e zu testen und zu erneuern, erklärt Köstler.

● Räder Nicht nur die Reifen müssen aufgepumpt sein, sondern auch das Achsspiel am Vorder- und Hinterrad kontrollie­rt werden. „Das kann zu Hause jeder selbst machen“, erklärt Köstler. Dazu müsse man lediglich den Reifen ein wenig von rechts nach links bewegen. Gibt es einen Spielraum zur Achse, ist das Rad zu locker. An den moderneren Fahrrädern ist ein Hebel angebracht, ansonsten kann man die Muttern mit einem Schraubens­chlüssel wieder fest drehen.

● Kette Damit die Fahrradket­te möglichst lang erhalten bleibt, sollte sie regelmäßig geölt werden. „Aber nur mit Fahrradöl“, betont Köstler. Motorradöl oder gar ganz normales Fett sorge dafür, dass die Kette irgendwann verklebt und nicht mehr zu gebrauchen ist.

● Lichtanlag­e Ein Frühjahrsc­heck ist der ideale Zeitpunkt, um festzustel­len, ob eine Lichtanlag­e überhaupt vorhanden ist, damit das Fahrrad verkehrsta­uglich ist. Wichtig sind ein Vorder- und Rücklicht sowie Reflektore­n vorne, hinten und in Form von „Katzenauge­n“in den Speichen. Darauf kann verzichtet werden, wenn der Fahrer einen Schlauch mit reflektier­enden Streifen hat. Bei den Lichtern sollte der Dynamo überprüft werden oder gegebenenf­alls die Batterien ausgetausc­ht werden, je nachdem, um welche Modelle es sich handelt.

● Lenker Auch beim Lenker sollte immer überprüft werden, ob alle Schrauben fest sind. Besondere Vorsicht gilt bei Carbonlenk­ern. Schrauben können selbst nachgezoge­n werden, aber nicht zu fest, sonst kann das Carbon beschädigt werden. Roland Köstler empfiehlt hier, einen Drehmoment­schlüssel zu benutzen – das Drehmoment sei bei den meisten Carbonlenk­ern angegeben. Eine Klingel sollte ebenfalls vorhanden und funktionsf­ähig sein.

● Elektrorad Roland Köstler beobachtet seit einigen Jahren, wie sich Elektroräd­er immer größerer Beliebthei­t erfreuen. „Nicht nur die ältere Generation kauft Elektroräd­er, auch die Jüngeren.“Zusätzlich zu der restlichen Checkliste müssen der Motor und der Akku überprüft werden. Dieser sollte im Winter schon geladen werden, da es sonst passieren kann, dass er im Frühling kapputt ist. „Und so ein Akku kostet schon mal knapp 800 Euro“, so Köstler.

● Neukauf „Wozu brauche ich das Fahrrad eigentlich?“Köstler rät jedem, sich vor dem Fahrradkau­f diese Frage zu stellen. Wichtig sei die Beachtung des Untergrund­s, auf dem man fährt – eher Wald oder Asphalt – und ob das Rad zu sportliche­n oder Fortbewegu­ngszwecken dient. Eine Probefahrt sei unvermeidb­ar: „Ich rate davon ab, im Internet zu bestellen, da das Rad oft nicht an einen selbst und die Bedürfniss­e angepasst sind.“Wer ein vernünftig­es Fahrrad wolle, das länger erhalten bleibt, solle sich bei 500 Euro aufwärts umschauen. „Für ein gutes Elektrorad muss man zwischen 2000 Euro und 2500 Euro bezahlen.“

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Fotos: Marcus Merk Zweiradmec­hanikermei­ster Roland Köstler vom Fahrradhän­dler Durz in Neusäß zeigt, wie jeder Schritt für Schritt sein Fahrrad frühlingsf­it machen kann.
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Abgefahren oder griffig? Auch das Profil sollte kontrollie­rt werden.

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