Augsburger Allgemeine (Land West)
Bühne frei – aber wo?
Kultur Der Theaterleiter kritisiert den Zusmarshauser Festsaal. Wie eine neue Veranstaltungshalle aussehen könnte
Zusmarshausen
Endspurt für die Schauspieler der Zusambühne: Am Samstag ist Premiere von „Etagenliebe auf Japanisch“. Die letzten Proben laufen. Doch die Bedingungen im Festsaal St. Albert sind alles andere als ideal, sagt Spielleiter Hans-Peter Englbrecht: „Meine Schauspieler müssen sich im eiskalten Treppenhaus umziehen. Es gibt keinen Nebenraum, geschweige denn Duschen.“Die Planung des Festsaals im Seniorenzentrum war „von Anfang an ein Unsinn“, meint Englbrecht. Die Gemeinde habe den Veranstaltungsraum mit etwa 250 Plätzen vor gut zehn Jahren geplant, „ohne jemanden zu fragen, der Ahnung hatte“. So sei die Bühne mit vier Metern Tiefe viel zu klein für eine Theateraufführung. Auch die neue Tonanlage, die die Gemeinde vor einigen Monaten gekauft hat, sei für die Nutzer völlig ungeeignet.
Englbrecht ärgert sich außerdem, dass die Vereine nun mehr für den Festsaal zahlen müssen. Bisher habe die Theatergruppe 100 Euro Miete pro Wochenende gezahlt, jetzt seien es 100 Euro pro Abend. Die Folge: Der Eintritt wird teurer. Trotzdem bleibe von den fünf Aufführungen weniger Geld übrig – und damit weniger Geld für die Jugendarbeit des TSV, an die die Gruppe ihren Ertrag spendet. Welche Alternativen gäbe es also für die Theatergruppe? Keine, sagt Englbrecht. Der Strassersaal sei zu niedrig für die Scheinwerfer, in der Sporthalle gebe es immer die Konkurrenz zu den Vereinen.
Ein neuer Veranstaltungsort ist in Zusmarshausen immer wieder im Gespräch. Die Verbindung des Festsaals mit dem Seniorenheim sei zwar sinnvoll, aber nicht immer, sagt Bür- germeister Bernhard Uhl (CSU): „Daneben verträgt Zusmarshausen was Zweites.“Welche Möglichkeiten gäbe es dafür? Ein Überblick: ● Neue Veranstaltungshalle Schon im Oktober 2015 hat die SPD-Fraktion beantragt, dass der Markt eine Multifunktionshalle für Sport, Kultur und Vereine zeitnah auf den Weg bringt. Die SPD könnte sich einen solchen Neubau auf dem Rothtalparkplatz vorstellen, sagt der Fraktionsvorsitzende Walter Aumann. Es gehe darum, in dem Gebäude mög- viele Interessen unter einen Hut zu bringen. Es müsse flexibel nutzbar sein, zum Beispiel mit Übungsräumen für Musik- und Theatergruppen. Die Rothtalhalle in Horgau beispielsweise bietet Platz für bis zu 700 Menschen. Für so eine große Halle gibt es bei den Zusmarshauser Vereinen aber nur vereinzelt Bedarf, das habe eine Umfrage der Gemeinde ergeben, berichtet Bürgermeister Uhl. Außerdem müsse eine solche Halle auch bezahlbar sein – inklusive Hausmeister, Heizung und Rücklagen für Renovierungen. Auch Joachim Weldishofer, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, ist skeptisch: Eine große Halle sei nicht finanzierbar, weil sie nicht so oft genutzt werde. ● Neues Haus der Vereine Für Joachim Weldishofer ist klar: „Wir brauchen keine große Multifunktionshalle, wir brauchen eine Heimat für die Vereine.“Also ein Vereinshaus, in dem zum Beispiel der Theaterverein, die Blaskapelle und die Bettschoner proben können, mit anlichst geschlossenem Veranstaltungsraum, der aber nicht so viele Sitzplätze hat. ● Eine andere Variante bringt der Bürgermeister ins Spiel: Die bestehende Sporthalle so umzubauen, dass dort Veranstaltungen für mehrere Hundert Personen möglich sind. Dazu müssten eine Tribüne, eine Ausgabeküche und ein Stuhllager eingebaut werden. Auch Brandschutzvorkehrungen wären nötig. So ein Umbau wäre aber ebenfalls teuer, sagt Uhl. Er geht von einem Millionenbetrag aus. Und betont, dass auch große Firmen wie Sortimo und Chefs Culinar in Zusmarshausen keine Möglichkeit für eine große Weihnachtsfeier haben. Dafür gingen sie nach Horgau. Walter Aumann ist von einem Sporthallen-Umbau nicht begeistert: Sie sei ja auch so schon gut belegt und die Akustik sei problematisch.
Während Uhl und Weldishofer auf die vielen anderen Aufgaben verweisen, die die Gemeinde derzeit hat, fordert Aumann, dass sich die Gemeinde bald konkret mit dem Thema beschäftigt und auch die Vereine beteiligt werden. Das hofft auch Hans-Peter Englbrecht: „Wir wünschen uns ein vernünftiges Gebäude mit fester Bühne.“Eines betont er bei all seiner Kritik: Die Zusammenarbeit mit dem Seniorenheim sei gut. So dürfen die Bewohner jedes Jahr ohne Eintritt zur Generalprobe kommen – für viele Senioren ein tolles Erlebnis. „Da haben wir schon die witzigsten Sachen erlebt“, erzählt Englbrecht. Einmal zum Beispiel haben zwei Frauen auf der Bühne versucht, ihre Schwiegermutter um die Ecke zu bringen. „Die Senioren in der ersten Reihe haben das so ernst genommen, dass sie angefangen haben, die Schauspieler zu beschimpfen.“
Umgebaute Sporthalle