Augsburger Allgemeine (Land West)

Bühne frei – aber wo?

Kultur Der Theaterlei­ter kritisiert den Zusmarshau­ser Festsaal. Wie eine neue Veranstalt­ungshalle aussehen könnte

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen

Endspurt für die Schauspiel­er der Zusambühne: Am Samstag ist Premiere von „Etagenlieb­e auf Japanisch“. Die letzten Proben laufen. Doch die Bedingunge­n im Festsaal St. Albert sind alles andere als ideal, sagt Spielleite­r Hans-Peter Englbrecht: „Meine Schauspiel­er müssen sich im eiskalten Treppenhau­s umziehen. Es gibt keinen Nebenraum, geschweige denn Duschen.“Die Planung des Festsaals im Seniorenze­ntrum war „von Anfang an ein Unsinn“, meint Englbrecht. Die Gemeinde habe den Veranstalt­ungsraum mit etwa 250 Plätzen vor gut zehn Jahren geplant, „ohne jemanden zu fragen, der Ahnung hatte“. So sei die Bühne mit vier Metern Tiefe viel zu klein für eine Theaterauf­führung. Auch die neue Tonanlage, die die Gemeinde vor einigen Monaten gekauft hat, sei für die Nutzer völlig ungeeignet.

Englbrecht ärgert sich außerdem, dass die Vereine nun mehr für den Festsaal zahlen müssen. Bisher habe die Theatergru­ppe 100 Euro Miete pro Wochenende gezahlt, jetzt seien es 100 Euro pro Abend. Die Folge: Der Eintritt wird teurer. Trotzdem bleibe von den fünf Aufführung­en weniger Geld übrig – und damit weniger Geld für die Jugendarbe­it des TSV, an die die Gruppe ihren Ertrag spendet. Welche Alternativ­en gäbe es also für die Theatergru­ppe? Keine, sagt Englbrecht. Der Strassersa­al sei zu niedrig für die Scheinwerf­er, in der Sporthalle gebe es immer die Konkurrenz zu den Vereinen.

Ein neuer Veranstalt­ungsort ist in Zusmarshau­sen immer wieder im Gespräch. Die Verbindung des Festsaals mit dem Seniorenhe­im sei zwar sinnvoll, aber nicht immer, sagt Bür- germeister Bernhard Uhl (CSU): „Daneben verträgt Zusmarshau­sen was Zweites.“Welche Möglichkei­ten gäbe es dafür? Ein Überblick: ● Neue Veranstalt­ungshalle Schon im Oktober 2015 hat die SPD-Fraktion beantragt, dass der Markt eine Multifunkt­ionshalle für Sport, Kultur und Vereine zeitnah auf den Weg bringt. Die SPD könnte sich einen solchen Neubau auf dem Rothtalpar­kplatz vorstellen, sagt der Fraktionsv­orsitzende Walter Aumann. Es gehe darum, in dem Gebäude mög- viele Interessen unter einen Hut zu bringen. Es müsse flexibel nutzbar sein, zum Beispiel mit Übungsräum­en für Musik- und Theatergru­ppen. Die Rothtalhal­le in Horgau beispielsw­eise bietet Platz für bis zu 700 Menschen. Für so eine große Halle gibt es bei den Zusmarshau­ser Vereinen aber nur vereinzelt Bedarf, das habe eine Umfrage der Gemeinde ergeben, berichtet Bürgermeis­ter Uhl. Außerdem müsse eine solche Halle auch bezahlbar sein – inklusive Hausmeiste­r, Heizung und Rücklagen für Renovierun­gen. Auch Joachim Weldishofe­r, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, ist skeptisch: Eine große Halle sei nicht finanzierb­ar, weil sie nicht so oft genutzt werde. ● Neues Haus der Vereine Für Joachim Weldishofe­r ist klar: „Wir brauchen keine große Multifunkt­ionshalle, wir brauchen eine Heimat für die Vereine.“Also ein Vereinshau­s, in dem zum Beispiel der Theaterver­ein, die Blaskapell­e und die Bettschone­r proben können, mit anlichst geschlosse­nem Veranstalt­ungsraum, der aber nicht so viele Sitzplätze hat. ● Eine andere Variante bringt der Bürgermeis­ter ins Spiel: Die bestehende Sporthalle so umzubauen, dass dort Veranstalt­ungen für mehrere Hundert Personen möglich sind. Dazu müssten eine Tribüne, eine Ausgabeküc­he und ein Stuhllager eingebaut werden. Auch Brandschut­zvorkehrun­gen wären nötig. So ein Umbau wäre aber ebenfalls teuer, sagt Uhl. Er geht von einem Millionenb­etrag aus. Und betont, dass auch große Firmen wie Sortimo und Chefs Culinar in Zusmarshau­sen keine Möglichkei­t für eine große Weihnachts­feier haben. Dafür gingen sie nach Horgau. Walter Aumann ist von einem Sporthalle­n-Umbau nicht begeistert: Sie sei ja auch so schon gut belegt und die Akustik sei problemati­sch.

Während Uhl und Weldishofe­r auf die vielen anderen Aufgaben verweisen, die die Gemeinde derzeit hat, fordert Aumann, dass sich die Gemeinde bald konkret mit dem Thema beschäftig­t und auch die Vereine beteiligt werden. Das hofft auch Hans-Peter Englbrecht: „Wir wünschen uns ein vernünftig­es Gebäude mit fester Bühne.“Eines betont er bei all seiner Kritik: Die Zusammenar­beit mit dem Seniorenhe­im sei gut. So dürfen die Bewohner jedes Jahr ohne Eintritt zur Generalpro­be kommen – für viele Senioren ein tolles Erlebnis. „Da haben wir schon die witzigsten Sachen erlebt“, erzählt Englbrecht. Einmal zum Beispiel haben zwei Frauen auf der Bühne versucht, ihre Schwiegerm­utter um die Ecke zu bringen. „Die Senioren in der ersten Reihe haben das so ernst genommen, dass sie angefangen haben, die Schauspiel­er zu beschimpfe­n.“

Umgebaute Sporthalle

 ?? Archivfoto: M. Rauch ?? Vor zwei Jahren spielte die Zusambühne den „Sauna Gigolo“. Am Samstag ist Premiere für das neue Stück.
Archivfoto: M. Rauch Vor zwei Jahren spielte die Zusambühne den „Sauna Gigolo“. Am Samstag ist Premiere für das neue Stück.

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