Augsburger Allgemeine (Land West)

Airbus in der Warteschle­ife

Bundeswehr Die Luftwaffe harrt zunächst auf ihr Kontingent von 40 Maschinen. Über 13 weitere muss erst der Bundestag entscheide­n

- VON PITT SCHURIAN

Bevor erste Transportf­lugzeuge vom Typ A400M auf dem Lechfeld stationier­t werden könnten, müsste noch sehr viel geschehen. Momentan sei die Überlegung nicht viel mehr als eine Idee. Das sagte gestern ein Pressespre­cher des Verteidigu­ngsministe­riums zu entspreche­nden Medienberi­chten vom Wochenende. Nur eine von mehreren Fragen unserer Zeitung konnte er schon jetzt konkret beantworte­n: Das neue Transportf­lugzeug von Airbus wäre kaum lauter als eine vertraute Transall, die hier in der Region durch den Betrieb im nahen Penzing bekannt ist. Oberstleut­nant Thomas Früh: „Der A400M klingt etwas anders, aber kaum lauter.“Doch fast alles andere wäre derzeit lediglich Thema von Spekulatio­nen. Und die sind aus der Sicht des Verteidigu­ngsministe­riums eigentlich verfrüht. „Wir sind auf der Zeitachse noch ganz weit vorne.“

Denn noch sei gar nicht entschiede­n, was Deutschlan­d mit den 13 Flugzeugen macht, die es vertraglic­h ab 2018 abnehmen muss, die von der Bundeswehr aber nicht benötigt werden. Wie berichtet, klappt der ursprüngli­ch geplante Weiterverk­auf nicht: Interessen­ten wurden von Pannen und Lieferverz­ögerungen abgeschrec­kt. Zunächst müsse nun der Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s entscheide­n, ob die für den Verkauf gedachten Maschinen in Gebrauch genommen werden. Erst dann, wenn die Politik eine Grundsatze­ntscheidun­g getroffen hat und die Idee einer neuen Transporte­inheit tatsächlic­h weiterverf­olgt werden soll, wäre das ein Startsigna­l für entspreche­nde Vor- bereitunge­n an einem geeigneten Flugplatz.

Dann verginge noch weitere Zeit, denn Airbus liefere die Maschinen ja nicht auf einen Schlag aus, und zunächst sei noch längst nicht der Bedarf der Bundeswehr an 40 neuen Transportf­lugzeugen gedeckt. Auch das bedeutet Jongliermö­glichkeite­n, deutet der Ministeriu­mssprecher an. „Wegen einer Maschine bauen wir kein Geschwader auf,“so Thomas Früh zur Erläuterun­g. Denkbar wäre, die ersten tatsächlic­h überschüss­igen Maschinen zunächst am Fliegerhor­st Wunstorf in Niedersach­sen zu landen, wo sowieso das Bundeswehr-Kontingent am neuen Airbus stationier­t wird. Oder im nahen Hannover.

Oberstleut­nant Früh bestätigte allerdings, dass das Lechfeld bereits ins Auge fiel: bei der Prüfung, wo die 13 Airbusse dann landen könnten. Viele Flugplätze mit freien Platzkapaz­itäten habe die Bundeswehr nicht mehr. So wäre der Fliegerhor­st Lechfeld in die Betrachtun­g gekommen, der momentan nur Ausweichfl­ugplatz für das Eurofighte­rgeschwade­r aus Neuburg ist.

Doch Detailfrag­en würden sich derzeit erübrigen, weil grundsätzl­i- che Weichen noch nicht gestellt seien. Es stehe noch nicht einmal fest, wie schnell der Haushaltsa­usschuss das Thema prüft und entscheide­t. Auch sei der zitierte Gedanke an ein multinatio­nales Transportg­eschwader völlig offen. Am Ende könnte es auch nur eine Staffel oder Gruppe werden.

Zu relativier­en sei ferner die von Medien zitierte Zahl von 505 Millionen Euro an Kosten für die Stationier­ung der überschüss­igen A400M. Davon entfielen nämlich 355 Millionen auf den Rüstungsbe­reich. Zum Beispiel für Beschaffun­g von Ersatzteil­en und Geräten, die sowieso nötig sind, um einen Flugbetrie­b aufnehmen zu können. 150 Millionen Euro sind an speziellen Infrastruk­tureinrich­tungen nötig, die ein A400M-Standort erfordern würde.

Bürgermeis­ter am Lechfeld beobachten die Entwicklun­g genau. Sie wollen eine Mehrung des Fluglärms und eine Einschränk­ung der baulichen Entwicklun­g ausgeschlo­ssen haben. Marcel Huber, Chef der Bayerische­n Staatskanz­lei, sprach gegenüber dem Bayerische­n Rundfunk hingegen von einer Chance, da eine Ansiedlung viele Arbeitsplä­tze brächte.

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Foto: Wolfgang Kumm/dpa Die Triebwerke mit je acht Propellerf­lü geln sind Kennzeiche­n des neuen Airbus A400M.

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