Augsburger Allgemeine (Land West)

Aus dem Getreide werden Brot und Nudeln gemacht

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Ackerbohne­n, Mais und Kleegras angebaut, auf insgesamt 110 Hektar Fläche. Früher, sagt Hausmann, hat er mehrmals seine Felder gespritzt und mehrmals mineralisc­hen Dünger ausgebrach­t. Hausmann steht auf seinem Acker, auf dem er Emmer, ein Urgetreide, gesät hat, und sagt: „Mir würde es grauen, wenn ich wieder mit der Spritze rausfahren müsste.“

Und mit diesem Gedanken dürfte Hausmann nicht allein sein. Zuletzt haben in Schwaben 205 landwirtsc­haftliche Betriebe auf Öko-Produktion umgestellt. Das ist ein Plus von 13 Prozent – und damit nur etwas weniger als im Bio-Boom-Jahr 2016. Im Freistaat gibt es mittlerwei­le 8400 Ökobauern. Das entspricht rund acht Prozent aller Bauernhöfe. In Schwaben liegt der Anteil bei zehn Prozent. Besonders viele sind es im Oberallgäu, im Ostallgäu und im Kreis Lindau. Dort wirtschaft­et jeweils ein Fünftel nach ökologisch­en Kriterien.

Im Gegensatz zum Vorjahr waren es weniger Milchbetri­ebe, die umgestellt haben, sagt Franz Högg vom Fachzentru­m für Öko-Landbau in Kaufbeuren. Das dürfte zum einen daran liegen, dass der Preisunter­schied zwischen Bio-Milch und der konvention­ellen Variante nicht mehr so groß ist, wie es während der jüngsten Krise der Fall war. Zum anderen scheint der Markt für BioMilch ausgereizt. „Wir sind jetzt so weit, dass etliche Molkereien keine Umsteller mehr aufnehmen“, sagt der schwäbisch­e Bauernpräs­ident Alfred Enderle. „Und das ist auch richtig so.“Denn wenn zu viel Bio- Milch auf dem Markt ist, drückt auch das den Preis.

Stattdesse­n haben deutlich mehr Ackerbauer­n auf Bio umgesattel­t – wie Alfred Hausmann. Das ist nur logisch, erklärt Bayerns Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner (CSU). Denn wenn mehr Milchviehb­etriebe ökologisch wirtschaft­en, steigt zwangsläuf­ig auch die Nachfrage nach Öko-Futter. Und weil das nicht jeder Betrieb selbst produziere­n kann, sind die Ackerbauer­n gefragt.

Alfred Hausmann ist überzeugt, dass noch viel mehr seiner Kollegen umsatteln müssten. Er jedenfalls hat für sich erkannt, dass es so nicht weitergehe­n kann, dass er nicht mehr so arbeiten kann, wie er es noch vor einigen Jahren gemacht hat. Weil die Preise für Getreide immer weiter gefallen sind, bedingt durch die Abhängigke­it vom Weltmarkt; weil er immer mehr Spritzmitt­el und Dünger auf seinen Feldern ausbringen muss – zu viel, um einen vernünftig­en Ertrag zu erzielen; weil die Kosten immer weiter steigen und die Auflagen immer höher werden. Hausmann sagt: „Man kann nicht immer wachsen und noch billiger produziere­n – und dann bleibt immer weniger übrig.“

Während andere Bauern nun, im Frühjahr, ihre Felder mineralisc­h düngen, muss Hausmann abwarten, wie sich sein Getreide entwickelt. Und er muss davon ausgehen, dass er deutlich weniger erntet als vorher. Dafür bekommt er staatliche Förderung. Sein Aufwand ist geringer. Und der Getreidepr­eis deutlich höher. Den Emmer, den Hausmann striegelt, liefert er an eine Mühle. Das Urgetreide wird zu Nudeln und Brot verarbeite­t. Und ein MüsliProdu­zent hat auch bereits Interesse signalisie­rt. Das hochwertig­e Getreide ist gefragt. Außerdem kann sich Hausmann vorstellen, Zuckerrübe­n anzubauen. Bio-Zucker – auch das könnte eine Nische sein, ist der Landwirt überzeugt.

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