Augsburger Allgemeine (Land West)
Heiße Reifen sind klebrig
Formel 1 Bald flitzen die Rennwagen wieder ihre Runden. Paul Hembery verrät dir, worauf es außer dem Fahrer und dem Motor noch ankommt. Er ist Reifenchef
Mechaniker wuseln um einen Rennwagen herum und wechseln die Reifen. Solche Bilder sieht man bei Autorennen ständig. Die Rennfahrer in der Formel 1 verbrauchen jedes Jahr tausende Reifen. Ende März geht die neue Saison los. Paul Hembery kennt sich mit diesen Reifen super aus. Er arbeitet für einen Reifenhersteller und ist so etwas wie der Reifenchef der Formel 1. Capito erzählte er, worauf es bei den Reifen ankommt und warum sie nach den Rennen gewaschen werden. Paul Hembery: Ein Formel-1-Reifen muss höchstens ein Rennen schaffen, das sind rund 300 Kilometer. Auf einen Rennwagen wirken in der Kurve ungefähr fünfmal höhere Kräfte als auf ein normales Straßenauto. Paul Hembery: Das wünscht sich die Leitung der Formel 1 von uns, weil alle 20 Rennstrecken verschieden sind. Der Untergrundbelag unterscheidet sich, die Temperaturen sind jeweils anders. Das mit einer einzigen Art von Reifen zu bewältigen, ist fast unmöglich. Paul Hembery: Wir stellen ungefähr 50000 Reifen pro Jahr für die Formel 1 her. Das umfasst neben den Rennen auch die Testfahrten vor und während der Saison. Paul Hembery: Das ist ein Prozess in mehreren Stufen. Wenn man alle Arbeitsgänge direkt nacheinander machen würde, dann würde es wohl so vier bis fünf Stunden dauern. Aber ganz so funktioniert es nicht. Es sind am Ende aber weniger als zwölf Stunden. Paul Hembery: Na, weil sie stolz auf die Reifen sind, das gefällt uns (Paul Hembery lacht). Aber eigentlich waschen sie die Felgen, um Schmutz und kleine Teile zu entfernen. Wenn die Reifen heiß werden, sind sie wie klebrige Aufsammelmaschinen, die allen möglichen Müll von der Strecke aufheben. Paul Hembery: Wenn wir abends feststellen wollen, wie stark der tatsächliche Verschleiß der Reifen war, müssen wir sie wiegen. Dazu muss aber vorher dieser ganze Abfall abgewaschen werden, um kein falsches Ergebnis zu bekommen. Erst dann können wir genau vorhersagen, wie viele Runden im Formel-1-Rennen die Reifen wirklich gut halten.