Augsburger Allgemeine (Land West)
Gibt es ein Problem mit jungen Migranten?
Sicherheit Die Polizei hatte zuletzt mehrfach Ärger mit jugendlichen Flüchtlingen und anderen jungen Menschen, die ihre Wurzeln im Ausland haben. Woran das liegen könnte – und warum ein Fachmann zuversichtlich ist
Die Meinungen gehen auseinander. CSU-Stadtrat Peter Schwab ist sauer. „Das sind keine Flüchtlinge, das sind Lügner und Betrüger“, schreibt der Kommunalpolitiker, der als Polizist arbeitet, im Internet. „Wer wirklich Schutz und Hilfe sucht, führt sich nicht so auf und beißt nicht die Hand, die ihn füttert.“Ein anderer Internetnutzer dagegen bezeichnet die Polizeimeldungen der vorigen Woche als „rassistisch“. Medienberichte, wonach die Polizei mehrfach Ärger mit jungen Migranten hatte, seien „Hetze“.
Hat Augsburg ein Problem mit jungen Menschen, die aus dem Ausland stammen – oder nicht? Seit die Polizei meldete, dass sie am vergangenen Dienstag in Kriegshaber eine Massenschlägerei mit über 100 Jugendlichen gerade noch verhindern konnte, wird darüber diskutiert. Polizisten berichten, es gebe seit einiger Zeit verstärkt Ärger mit Gruppen von jungen Migranten, die sich vor allem in der Innenstadt aufhalten. Die Jugendlichen geraten demnach öfter untereinander in Streit. Und Passanten, heißt es, fühlten sich durch lautes und teils aggressives Verhalten gestört. Am Montag vergangener Woche wurde ein 15-jähriger Iraker am Rathausplatz durch Schläge verletzt. Bei einer Kontrollaktion am Donnerstag am Kö konnten die Beamten nur mit Mühe dafür sorgen, dass sich die jungen Migranten an die Anweisungen hielten. Einem Syrer nahmen sie einen Lautsprecher ab, weil er sich weigerte, die Musik leiser zu stellen. Ein anderer kam in den Arrest, weil er einen Platzverweis nicht befolgte.
Einer, der die Berichte über die jungen Migranten aufmerksam verfolgt, ist Matthias Schopf-Emrich. Er arbeitet in der Flüchtlingshilfe der Diakonie und sitzt im Vorstand des Vereins Tür an Tür, der sich der Integration verschrieben hat. Ein generelles Problem sieht er nicht. Viele arbeiteten hart, um sich zu integrieren, sagt er. Er hat aber auch eine Erklärung dafür, weshalb einige junge Zuwanderer über die Stränge schlagen. Kinder von Asylbewerbern müssten plötzlich mit einem ganz anderen Umfeld und neuen Regeln klarkommen. Auch für die Eltern sei alles neu – so entstehe oft ein „erzieherisches Vakuum“. Es fehle dann eine Instanz, die den Jugendlichen klare Grenzen aufzeige.
Dazu komme die Erfahrung der jungen Migranten, dass sich die Po- lizei in Deutschland ganz anders verhalte als in ihren Heimatländern. Sie legten das dann als „Schwäche“aus. Und: „Ein Teil der Flüchtlinge hat zuvor auf der Straße gelebt, mit ganz anderen Freiheiten.“Der Flüchtlingshelfer ist überzeugt, dass sich solche Probleme mit der Zeit lösen lassen. In den 1990er Jahren