Augsburger Allgemeine (Land West)

Heckentäte­r kommt ungeschore­n davon

Streit Ein 52-Jähriger sorgt nachts in Steppach für einen Polizei-Großeinsat­z, weil er für einen Einbrecher gehalten wird. Hätte der Mann ahnen können, was er anrichtet?

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Hätte er ahnen können, was er da auslöst? Um diese Frage geht es nach dem Großaufgeb­ot der Polizei, die vor knapp zwei Wochen nach Steppach ausgerückt war, um einen vermeintli­chen Einbrecher zu fassen. Statt eines Kriminelle­n ging den Beamten ein alkoholisi­erter Mann ins Netz, der eigenmächt­ig im Schutz der Dunkelheit eine fremde Hecke stutzen wollte. Zur Kasse gebeten wird er jetzt aber nicht. Laut Polizei hatte er den Einsatz nicht vorsätzlic­h verursacht.

Der Mann war wie berichtet in der Hecke gekauert, als ihn ein Anwohner entdeckte. Der dachte sofort an einen Einbrecher, zumal er noch eine geöffnete Terrassent­ür in einem anderen Anwesen sah. Offenbar fühlte sich der 52-Jährige erwischt – er warf seine Heckensche­re zur Seite und gab Fersengeld. Und der besorgte Nachbar lief hinterher. Als er den vermeintli­chen Einbrecher aus den Augen verloren hatte, verständig­te er die Polizei.

Und die rückte mit einem Großaufgeb­ot an: Sieben Streifen aus verschiede­nen Inspektion­en rasten nach Steppach. Dazu übernahm ein Hubschraub­er die Suche aus der Luft. Nach eineinhalb Stunden stellte sich der 52-Jährige der Polizei und berichtete vom Ärgernis Hecke.

Die gehört übrigens der Stadt, die keinen Schaden festgestel­lt hat. Der Mann wollte nach Angaben der Polizei erst loslegen und das Gebüsch stutzen. Es war ihm offenbar ein Dorn im Auge, weshalb er sich für die ungewöhnli­che Stutzaktio­n entschiede­n hatte.

Weil der 52-Jährige nicht ahnen konnte, was er auslöst, wird er auch nicht für die Kosten des Großeinsat­zes aufkommen müssen. Die Polizei in Gersthofen stellt jedenfalls keine Rechnung. Anders wäre es freilich gewesen, wenn dem Mann ein Vorsatz hätte nachgewies­en werden könnte. Kein Pardon gibt es auch, wenn aus Scherz die Notrufnumm­er missbrauch­t wird. Vor Jahren hatten zum Beispiel vier Jugendlich­e unabhängig voneinande­r der Polizei gemeldet, dass im Augsburger Siebentisc­hwald ein Tiger unterwegs sei. Polizei und Feuerwehr durchsucht­en denn Wald, sogar ein Hubschraub­er mit Wärmebildk­amera war im Einsatz. Die Kosten beliefen sich auf etwa 7000 Euro.

Großeinsat­z für die Rettung einer ertrinkend­en Maus

Unklar war die rechtliche Lage im vergangene­n Jahr, als ein junger Mann bei der Polizei in Landsberg einen Notruf abgesetzt hatte. Er meldete, dass „jemand“nahe der Lechstaust­ufe 15 ertrinken würde. 20 Feuerwehrm­änner, mehrere Wasserwach­ten sowie Notarzt, Rettungswa­gen und Rotes Kreuz kamen, um dem vermeintli­chen Ertrinkend­en zu retten. Sogar ein Rettungshu­bschrauber des ADAC machte sich auf den Weg, insgesamt waren 40 Retter im Einsatz. Vor Ort stellte sich dann heraus, dass es sich bei dem Ertrinkend­en um eine Feldmaus handelte. Die Maus wurde übrigens gerettet.

Um Situatione­n wie in Landsberg zu verhindern, rät Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord: „Man sollte nicht zögern, einen Notruf abzusetzen. Aber es ist wichtig, eine klare Mitteilung abzugeben und am Telefon zu bleiben.“So könne die Leitstelle nachfragen, um Missverstä­ndnisse auszuschli­eßen.

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Symbolfoto: Kai Remmers, dpa In der Dunkelheit wollte ein Mann eine Hecke stutzen. Ein Anwohner hielt ihn für einen Einbrecher.

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