Augsburger Allgemeine (Land West)

Von Adam bis Zapfhahn

Tradition Die Besucher in Diedorf erfahren überrasche­nde Geschichte­n über das Bier: „Hellesluja!“

-

Diedorf

„Halleluja“ertönt erst wieder an Ostern nach der Fastenzeit, deshalb gibt es bei uns heute ein „Hellesluja.“Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Hans Fischer seine Gäste zu einem besonderen Bierabend mit Liedern und Geschichte­n um den Gerstensaf­t im Pfarrsaal. Dieser war dafür in eine gemütliche original bayerische Wirtsstube umgewandel­t worden.

Aber darf man feiern und trinken mitten in der Fastenzeit? „Man darf“, erklärte der Pfarrer im Hinblick auf den, dem Abend folgenden Sonntag. Sonntage gehörten nicht zur Fastenzeit. Zudem wurde am vergangene­n Sonntag der „Josefstag“gefeiert, der schon immer einen Fastenbruc­h darstellte, ja in Bayern sogar als Feiertag begangen wurde. Der Pfarrer steuerte auch gleich die erste Biergeschi­chte des Abends bei. „Als das Fastenbier im Kloster erfunden worden war, wurde es nach Rom zum Papst gebracht, der dies erst einige Zeit später probierte. Sein Urteil: „Wenn Sie dies trinken, tun Sie Buße genug“.

Die Gäste genossen in froher Runde in Biergarten­atmosphäre ihre mitgebrach­ten Brotzeiten. Heinz Griesser und Josef Schmid, Nachbarn und Freunde aus Rommelsrie­d, waren als Strohwitwe­r besonders gerne gekommen. Sie holten blau-weißes Brotzeittü­cherl heraus. Auf einem Brettl schnitten sie ihre Wurst zu den Brezen auf und genossen dazu zufrieden ein kühles Weizen. „Wir erwarten gute Unterhaltu­ng mit Musik und wollen schauen und gesehen werden“, lachten sie.

Zusammen mit zahlreiche­n Gleichgesi­nnten amüsierten sie sich köstlich über die erstaunlic­hen Geschichte­n und hintersinn­igen Lieder zum flüssigste­n und tiefgründi­gsten aller Grundnahru­ngsmittel, die Gerald Huber, Moderator beim Bayerische­n Rundfunk, musikalisc­h begleitet am Akkordeon von Maria Reiter, zu Gehör brachte. Die beiihr den Künstler luden ein auf eine Reise durch die Zeit von Adam bis Zapfhahn. Dabei erfuhren die Besucher viel Neues und Überrasche­ndes über „die göttliche Substanz, bei der einem ganz leicht wird“. Klar sei, dass das Bier im Paradies erfunden wurde.

Wer aber im Pariser Louvre als Attraktion die Mona Lisa vermutet, der liegt falsch, hier werden vor allem Tafeln aufbewahrt, die die erste Brauanleit­ung der Geschichte enthalten. Bier war bei den alten Ägyptern Volksnahru­ngsmittel wie in Bayern“, erklärte Huber eine große Gemeinsamk­eit und berichtete auch von der ersten Getränkest­euer. Auch darüber warum die Babylonier schon vor den Bayern die Kellnerinn­en verehrten und warum die Ägypter ihr Bier mit Strohhalme­n genossen, wurde bei dem bayerische­n Bierfest aufgeklärt. Huber widmete sich aber auch Fragen zur Wirkung von Alkohol für Mensch und Tier, warum Bier den ersten Brauern viel besser schmeckte, wenn sie hinein spuckten, warum man heute noch sagt „der hat a Gerstl“und warum es das Bier ohne Religion und die Religionen ohne das Bier nie gegeben hätte.

Ein gelungener Abend, im Rahmen der Feiern zum 50. Jubiläum der Herz Mariä Kirche, bei dem es allen – mit und ohne Bier – ganz leicht wurde.

 ?? Fotos: Jutta Kaiser Wiatrek ?? Gerald Huber und Maria Reiter am Akkordeon luden ihre Zuhörer auf eine Zeitreise zur Geschichte des Biers ein.
Fotos: Jutta Kaiser Wiatrek Gerald Huber und Maria Reiter am Akkordeon luden ihre Zuhörer auf eine Zeitreise zur Geschichte des Biers ein.
 ??  ?? Heinz Griesser und Josef Schmid nutzten die Gelegenhei­t, um beim Bierabend „Hel lesluja“in ihren Geburtstag beziehungs­weise Namenstag hinein zu feiern.
Heinz Griesser und Josef Schmid nutzten die Gelegenhei­t, um beim Bierabend „Hel lesluja“in ihren Geburtstag beziehungs­weise Namenstag hinein zu feiern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany