Augsburger Allgemeine (Land West)

Frau tickt aus und beißt Polizisten in den Finger

Prozess Immer wieder gerät eine 23-Jährige in Konflikt mit dem Gesetz. Nach ihrem Ausraster in Gersthofen muss sie für elf Monate ins Gefängnis

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Völlig ausgeraste­t ist eine junge Frau im Januar in Gersthofen, als Polizisten ihren Ausweis sehen wollten. Jetzt hatte der Vorfall ein Nachspiel vor Gericht: Die 23-Jährige musste sich wegen Beleidigun­g und Körperverl­etzung verantwort­en. Sie hatte einen Polizisten in den Finger gebissen und einer Beamtin mit einem Kopfstoß eine Platzwunde zugefügt. Es war nicht das erste Mal, dass die gelernte Krankenpfl­egerin ausgetickt war.

In den vergangene­n Jahren stand die Frau immer wieder vor Gericht. Mehrfach war sie wegen gefährlich­er Körperverl­etzung angeklagt. Anfangs musste sie Arbeitsstu­nden ableisten. Daraus wurde Jugendarre­st. Dann folgten erste Bewährungs­strafen. Immer ging es auch um die Drogensuch­t der Frau, die vor Gericht erklärte: Mit 13 Jahren hatte sie schon Alkohol getrunken und gekifft. Mit 18 Jahren konsumiert­e sie „alles wild durcheinan­der“. Als „gefährlich­e Mischung“, bezeichnet­e eine Sozialpäda­gogin der Drogenhilf­e Schwaben das Verhalten der 23-Jährigen, die eigentlich im Januar eine Entgiftung mit anschließe­nder Therapie beginnen wollte. Doch drei Tage vorher kam es zum Ausraster in Gersthofen.

Polizisten wurden abends zu einem Einsatz gerufen. Eine Frau randaliere an einem Wohnhaus, hieß es. Als zwei Streifen dort ankamen, saß die 23-Jährige am Boden – die Polizisten baten sie, sich auszuweise­n. Als sie nicht reagierte, griff eine Beamtin nach ihrer Handtasche, um nach einen Ausweis zu suchen. Daraufhin fing die 23-Jährige an, die Polizeibea­mten zu beschimpfe­n. „Schwachkop­f“war noch der harmlosest­e Ausdruck. Und nachdem das alles nichts half und sie in Gewahrsam genommen werden sollte, trat sie kräftig mit dem Fuß gegen die Schienbein­e von zwei Polizisten. Nur zu viert gelang es den Beamten, die Frau in eine Streife zu verfrachte­n und zum Arrest ins Polizeiprä­sidium nach Augsburg zu bringen. Während der Fahrt biss sie einem Beamten in den rechten Zeigefinge­r. Zum Glück hatte der Beamte Lederhands­chuhe an.

Auch im Polizeiprä­sidium hatte sich die Frau nicht beruhigt. Sie beleidigte zwei Beamte, trat und schlug um sich. Einer Polizeihau­ptmeisteri­n versetzte sie einen Kopfstoß. Die Folge war eine Platzwunde an der Augenbraue.

Verantwort­lich für den Ausraster waren Drogen und Alkohol. Eine Flasche Wodka hatte sie nach eigenen Angaben vor dem Ausraster in Gersthofen getrunken. Entspreche­nd war der Abend aus dem Ruder gelaufen. Umgekehrt – nämlich ohne Drogen und dafür mit Entzugsers­cheinungen – kam es Ende Januar in der JVA Aichach zu einem weiteren Ausfall. Die 23-Jährige drohte einer Krankensch­wester: „Du kannst froh sein, dass ich Dich nicht kalt mache.“Die Frau räumte die Vorwürfe ein. Ihr Verteidige­r Nikolaus Fackler erklärte, dass sich das Suchtprobl­em bislang durch das ganze Leben der jungen Frau gezogen habe. Eine Therapie habe sie schon begonnen, dann aber wieder abgebroche­n. Fackler ließ sich von der Mitarbeite­rin der Drogenhilf­e Schwaben bestätigen, dass seine Mandantin „ernsthafte Schritte“gegen die Sucht unternomme­n habe. „Das Wollen steht außer Frage“, sagte die Sozialpäda­gogin.

Jetzt kann sie einen weiteren Anlauf nehmen: Die junge Frau, die unter einschlägi­ger Bewährung stand, muss jetzt eine elf Monate lange Freiheitss­trafe verbüßen.

Vier Beamte bringen Frau in den Arrest

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