Augsburger Allgemeine (Land West)

Auf der Panzerstra­ße künftig mit Tempo 100?

Verkehr In Stadtberge­n soll die Beschilder­ung geändert werden. Jetzt wächst die Angst vor einer Rennstreck­e

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VON MAXIMILIAN CZYSZ

Stadtberge­n Wo früher die Panzer der US-Streitkräf­te zum Übungsplat­z rollten, könnte in Zukunft der Verkehr donnern: Bis zu Tempo 100 soll auf der kerzengera­den Strecke zwischen dem Kreisverke­hr und der Kreuzung mit der Leitershof­er Straße erlaubt sein. Hintergrun­d ist das Bayerische Verkehrssi­cherheitsp­rogramm, das unter anderem eine verbessert­e Verkehrsra­umgestaltu­ng vorsieht. Beabsichti­gt wird damit, bayernweit die Unfallzahl­en zu verringern. Aber wie soll mehr Verkehrssi­cherheit erreicht werden, wenn Autos und Motorräder künftig auf der Panzerstra­ße mehr Gas geben dürfen? ● Die aktuelle Situation Derzeit ist auf der Panzerstra­ße Tempo 50 erlaubt. Darauf weist das Stadtberge­r Ortsschild an der B 17-Abfahrt hin. ● Das ist geplant Das Ortsschild unmittelba­r nach der B 17-Abfahrt soll verschwind­en. Aufgestell­t werden soll es an der Kindertage­sstätte im Nestackerw­eg sowie an der Kreuzung Panzerstra­ße und Leitershof­er Straße. Denkbar wäre auch, dass es künftig auf halber Strecke am Sportgelän­de steht. Nach dem Verkehrssi­cherheitsp­rogramm sollen sich Ortsschild­er nur dort befinden, wo auch eine Bebauung sichtbar ist. ● Die Folgen Mit der neuen Beschilder­ung, die das Staatliche Bauamt beantragt und die Straßenver­kehrsbehör­de des Landratsam­ts umsetzen muss, ändern sich die Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen. Autofahrer, die auf der Bundesstra­ße aus Lärmschutz­gründen maximal 60 Stun- denkilomet­er fahren dürfen, können auf der Abfahrt Gas geben: Hier soll künftig Tempo 70 erlaubt sein. Die Beschränku­ng gilt nach dem ersten Entwurf des Landratsam­ts auch im Nestackerw­eg. Tempo 70 gilt dann auch auf der Panzerstra­ße bis zum Kreisverke­hr. Der hebt die Regelung auf – damit ist dann maximal Tempo 100 auf der 502 Meter langen Strecke möglich. ● Die Ängste „Das ist doch kontraprod­uktiv und indiskutab­el“, schimpfte Stadtrat Günther Oppel (Pro Stadtberge­n), als die Pläne in der jüngsten Sitzung des Sicherheit­sund Verkehrsau­sschusses vorgestell­t wurden. Norbert Knoblich (CSU) befürchtet, dass die Panzerstra­ße zur Rennstreck­e wird. Bereits jetzt gebe es immer wieder Motorradfa­hrer, die viel zu schnell unterwegs sind. Knoblich: „Das ist manchmal der Wahnsinn.“Auch Bürgermeis­ter Paul Metz wehrte sich gegen die Pläne. Er sagte: „Der Menschenve­rstand sagt doch: Da ist etwas nicht schlüssig.“Metz erinnerte daran, dass im Nestackerw­eg bald eine Bebauung sichtbar wird. ● Das sagt der Behördenve­rtreter Werner Reschke von der Straßenver­kehrsbehör­de im Landratsam­t baut auf die Vernunft der Fahrer: Jeder Verkehrste­ilnehmer, der in westlicher Richtung unterwegs ist, könne die neue Ortstafel schon von Weitem erkennen. Und damit seine Geschwindi­gkeit so reduzieren, dass sie am Schild genau 50 beträgt. Reschke: „Der Autofahrer sieht doch das Schild und muss eben seine Geschwindi­gkeit anpassen.“

Reschke warb um Verständni­s. Die Straßenver­kehrsbehör­de sei vom Ministeriu­m angehalten, das gesamte Straßennet­z zu überprüfen und auf die vorgegeben­en Maßnahmen abzugleich­en. Auch ein Gemeindera­t müsse sich an Recht und Gesetz halten. Es könne nicht nach Gutdünken entschiede­n werden. Sonst könnte das passieren, was in Kommunen für Ärger sorgt.

In Gablingen wurde zum Beispiel mit einem Halteverbo­t in einer Straße Landwirten ein besseres Durchkomme­n mit ihren großen Fahrzeugen ermöglicht. Anwohnern stieß das übel auf: In einem Brief an die Gemeinde erklärten sie, dass es sich um eine Anwohner- und nicht um eine Durchgangs­straße handele.

Ärger gibt es immer wieder auch mit Tempo-30-Regelungen: In Mering im Landkreis Aichach-Friedberg wurde beispielsw­eise der Bereich vor dem Marktplatz beruhigt. Der Gemeindera­t beschloss Tempo 30, was aber der Rechtsauff­assung des Landratsam­ts widerspric­ht. Denn: Die Verkehrsze­ichen dürfen nur dann aufgestell­t werden, wenn es zwingende Gründe und besondere Umstände gibt oder um gefährdete Menschen zu schützen. Das Landratsam­t hatte immer wieder darauf hingewiese­n, dass die Beschränku­ng nach der Straßenver­kehrsordnu­ng an dieser Stelle »Kommentar rechtswidr­ig sei.

Bürgermeis­ter Metz wehrt sich gegen die Pläne

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Über die Stadtberge­r Panzerstra­ße schneller auf die B17: Das Bayerische Sicher heitsprogr­amm macht’s möglich.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Über die Stadtberge­r Panzerstra­ße schneller auf die B17: Das Bayerische Sicher heitsprogr­amm macht’s möglich.

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