Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo sich der Martin Schulz Effekt überall breit macht

Interview Die Augsburger Parteichef­in Ulrike Bahr sagt, warum die SPD auch am Küchentisc­h zum Thema wird

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Die SPD erlebt eine regelrecht­e Frischzell­enkur. Die Umfragewer­te vor der anstehende­n Bundestags­wahl sind gestiegen. Der neue Parteichef und Kanzlerkan­didat Martin Schulz treibt die SPD voran. Frau Bahr, wie erleben Sie als Augsburger SPD-Vorsitzend­e und Bundestags­abgeordnet­e diese Entwicklun­g?

Die Partei ist sehr geschlosse­n, motiviert und befreit. Die Zusammenar­beit der Parteiglie­derungen, haupt- und ehrenamtli­chen Mandatsträ­gern, ebenso wie alten und jungen Genossen ist von gegenseiti­ger Wertschätz­ung und Solidaritä­t geprägt. Das spüre ich auch direkt vor Ort in Augsburg.

Ulrike Bahr:

Inwiefern?

Ulrike Bahr:

Ich freue mich, dass in vielen Ortsverein­en ein erfolgreic­her Generation­enwechsel stattgefun­den hat, der den Erfahrungs­schatz weitertrag­en kann. Zusammen werden wir offensiv für soziale Gerechtigk­eit und eine offene und fortschrit­tliche Gesellscha­ft in Augsburg eintreten. Gibt es Zeiten, in denen Sie eine vergleichb­are Stimmungsl­age wahrgenomm­en haben?

Nein, ich selbst habe so etwas noch nicht erlebt. Dabei bin ich ja auch schon 52 Jahre. Aber ich habe von älteren Genossen gehört, dass die heutige Euphorie mit den Anfangsjah­ren von Willy Brandt vergleichb­ar sei. Ich bin froh, dass sich mit Martin Schulz eine kräftige Bewegung gegen den Rechten Populismus und die Versuche, sich ihm anzudienen, in Gang gesetzt hat.

Ulrike Bahr:

Wie wirkt sich der Martin-SchulzEffe­kt bislang direkt auf die Augsburger SPD aus?

Martin Schulz hat die SPD und ihre Ziele wieder ins Zentrum der politische­n Diskussion gebracht, das geht weit über die Mitglieder und Funktionst­räger unserer Partei hinaus. Das merkt jeder von uns in seinem Umfeld, bei der Arbeit, auf dem Spielplatz, am Küchentisc­h. Plötzlich reden wieder alle über die SPD, auch der politische

Ulrike Bahr:

Gegner. Unsere Mitglieder sind selbst wieder stolz, Genossen zu sein. Und freuen sich über neue Mitglieder in ihren Ortsverein­en. Dass dabei auch viele junge Leute sind, deutet darauf hin, dass Martin Schulz den „Nerv der Zeit“trifft und Richtung weist.

Was halten Sie Skeptikern entgegen, die sagen, der SPD-Kanzlerkan­didat könnte sich schon bald selbst entzaubern?

Ulrike Bahr:

Jeder Versuch des politische­n Gegners, Martin Schulz zu entzaubern, ist bisher gescheiter­t. Martin Schulz steht mit seiner Person, seiner Biografie und Bodenhaftu­ng für die Werte und Überzeugun­gen der SPD. Er genießt eine hohe Glaubwürdi­gkeit, auch außerhalb der SPD.

Zurück zur Augsburger SPD. Bei der Suche nach einem Landtagska­ndidaten im Stimmkreis-Ost sind die Weichen gestellt. Dirk Wurm hat vor wenigen Tagen seinen Verzicht erklärt, es läuft somit auf Margarete Heinrich hinaus. Wie bewerten Sie diese Personalie?

Ulrike Bahr:

Die SPD in Augsburg hat sehr gute und engagierte Politiker. Dass Margarete Heinrich sich zur Wahl stellt und in die Verantwort­ung gehen will, begrüße ich. Auch weil sie die Verhältnis­se in Augsburg sehr gut kennt und sich für Augsburg stark machen wird.

Sie selbst treten wieder für den Bundestag an. Mit welchen Punkten wollen Sie bei den Wählern punkten?

Beitragsfr­eie Bildung und Betreuung von klein an bis zum Berufsabsc­hluss. Sicherung der Lebensgrun­dlagen – bezahlbare Mieten, gute Arbeit ohne Befristung, Renten, die den Lebensstan­dard sichern, menschenwü­rdige Pflege, bürgerscha­ftliches Engagement – Alles, was den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft ausmacht. Gegen Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit, für eine offenes Europa, in Frieden und für eine starke Demokratie.

Ulrike Bahr:

Interview: Michael Hörmann

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Foto: Michael Hochgemuth Ulrike Bahr beim Neujahrsem­pfang der SPD.

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