Augsburger Allgemeine (Land West)

Kirche modernisie­rt Nachkriegs­bau

Projekt Am Hafnerberg 2 investiert das Bistum einen zweistelli­gen Millionenb­etrag. Warum das Gebäude komplett entkernt wird und wer in Zukunft dort einziehen soll

- VON EVA MARIA KNAB

Die katholisch­e Kirche hat viele Baustellen. Eines der großen Einzelvorh­aben läuft gerade mitten im Augsburger Stadtzentr­um am Hafnerberg 2. Dort wird mit einem mittleren zweistelli­gen Millionena­ufwand ein alter Verwaltung­sbau grundlegen­d modernisie­rt und umgebaut. Künftig sollen von dort aus sämtliche Baumaßnahm­en in den rund 1000 Pfarreien des Bistums Augsburg betreut werden. Und nicht nur das.

Bevor der groß angelegte Umbau am Hafnerberg beginnen konnte, waren aufwendige Vorbereitu­ngen nötig: In dem Nachkriegs­gebäude war bis zum Sommer vergangene­n Jahres unter anderem das Archiv des Bistums untergebra­cht. Es zog mit riesigen Mengen an schriftlic­hen Unterlagen um. „Insgesamt waren es rund 14 Regalkilom­eter an Akten“, sagt der Pressespre­cher des Bistums, Karl-Georg Michel. Nun ist das Diözesanar­chiv in einem Neubau in Oberhausen untergebra­cht.

Früher war der Hafnerberg auch die Adresse des Sankt Ulrich Verlages. Auch er ist ausgezogen und wurde auf zwei andere Standorte verteilt – in die Henisiusst­raße und in die Böheimstra­ße. Vor Beginn der Bauarbeite­n mussten darüber hinaus verschiede­ne Dienststel­len der Bischöflic­hen Finanzkamm­er am Hafnerberg vorübergeh­end in angemietet­en Räumen in der Böheimstra­ße untergebra­cht werden.

Jetzt steht das Gebäude am Hafnerberg leer. Die ersten Arbeiten auf der Baustelle sind in Gang. Sobald die Baugenehmi­gung der Stadt vorliegt, sollen die eigentlich­en Umbauarbei­ten beginnen.

Wie Michel erläutert, wird der Nachkriegs­bau total entkernt und mit moderner Haustechni­k ausgestatt­et. Treppenhäu­ser und Aufzüge werden erneuert. Marode Bauteile wie Stahlbeton­stützen und Tiefgarage­ndecken werden saniert und ertüchtigt. Großen Wert legen die kirchliche­n Bauherren auf die ener- getische Sanierung. Die komplette Gebäudehül­le wird wärmegedäm­mt, sämtliche Fensterflä­chen erneuert. Haustechni­k, Energietec­hnik und Funktionsb­ereiche werden auf den heutigen Stand der Technik gebracht. „Dies bedeutet, dass auch die entstehend­en Arbeitsplä­tze den heutigen Anforderun­gen gerecht werden“, sagt Michel. Darüber hinaus ist eine barrierefr­eie Erschließu­ng des Gebäudes vorgesehen.

Weil die Bausubstan­z selbst noch in einer recht guten Qualität ist, soll der Kern erhalten werden. Damit will das Bistum einen nachhaltig­en Akzent setzen. Bewusst werde darauf geachtet, „Graue Energie“zu minimieren, sagt Michel. Das heißt, die Energie, die in den 1950er Jahren für die Herstellun­g des Gebäudes eingesetzt wurde, bleibt erhalten. Es muss zum Beispiel kein neuer Beton hergestell­t werden oder Baumateria­l in großer Menge entsorgt werden.

Durch die energetisc­hen Maßnahmen soll außerdem der Energiever­brauch um mehr als die Hälfte sinken, bei besseren Bedingunge­n für die Mitarbeite­r. Das Gebäude soll auch eine Zertifizie­rung der Deutschen Gesellscha­ft für Nachhaltig­es Bauen (DGNB) bekommen. „Soweit wir informiert sind, dürfte dies die erste Bestandssa­nierung sein, die in Augsburg eine solche Zertifizie­rung erhält“, sagt der Bistumsspr­echer.

Warum eine derart umfassende Modernisie­rung nötig ist, erklärt Michel so: Das heutige Gebäude am Hafnerberg stammt aus dem Jahr 1955. Gebaut wurde es als Druckund Verlagshau­s. Zuletzt wurden in den 1970er Jahren Renovierun­gen vorgenomme­n. Damit entspricht es nicht den Anforderun­gen an einen heutigen Büro- und Verwaltung­sbau.

Vorgesehen ist, dass dort künftig rund 300 Mitarbeite­r verschiede­ner Fachabteil­ungen der Bischöflic­hen Finanzkamm­er unter einem Dach zusammenge­fasst werden. Dazu gehören unter anderem das Projektman­agement und die Projektent­wicklung. Von diesen beiden Abteilunge­n aus werden sämtliche Baumaßnahm­en der rund 1000 Pfarreien des Bistums Augsburg aus betreut. Insgesamt sind es 5790 Gebäude, pro Jahr stehen rund 220 Projekte an.

Das Gebäude am Hafnerberg 2 steht nicht unter Denkmalsch­utz. Es steht aber in der Nachbarsch­aft zu denkmalges­chützten Gebäuden wie der ehemaligen Fürstbisch­öflichen Residenz und Wohngebäud­en entlang der Peutingers­traße. Deshalb seien die Denkmalsch­utzbehörde der Stadt und das Landesamt für Denkmalpfl­ege in die Planungen einbezogen, sagt Michel.

Realisiert wird das Projekt von der Dompfarrpf­ründestift­ung. Sie wird das Gebäude langfristi­g an die Diözese Augsburg vermieten.

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Foto: Peter Fastl Das Gebäude am Hafnerberg steht leer. Sobald die Genehmigun­g da ist, sollen die Umbauarbei­ten starten.
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Foto: Sammlung Häußler Im Jahr 1940 stand am Hafnerberg 2 dieses Gebäude. Es wurde im Krieg zerstört. Gemeinsam mit vier bis sechs weiteren Gebäuden wurde es nach dem Krieg zum heutigen Komplex Hafnerberg 2 zusammen gefasst.

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