Augsburger Allgemeine (Land West)
Pro Natur: So geht es auch ganz ohne Umfahrung
Debatte Auf seiner Jahresversammlung bietet der Verein Pro Natur Alternativen an. Und dann geht es noch um die Diedorfer Situation
Gessertshausen
Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht die B-300-Ortsumfahrung von Gessertshausen nicht mehr im vordringlichen Bedarf, sondern nur noch im weiteren Bedarf mit Planungsrecht. Dies bestätigt die Auffassung des Vereins Pro Natur – Lebendiges Gessertshausen ohne Ortsumfahrung, dass es für eine Umfahrung in Gessertshausen keine vernünftige Lösung gibt. Stattdessen forderte der Verein anlässlich seiner Jahreshauptversammlung eine zügige Umsetzung von Alternativen, wie etwa die Wiederinbetriebnahme der Staudenbahn, und den Ausbau der Bahnverbindung Augsburg–Dinkelscherben.
Die Vorsitzende des Vereins, Karin Kowalke, erläuterte in ihrem Tätigkeitsbericht auf der Jahreshauptversammlung die neuen Festlegungen im Bundesverkehrswegeplan. Nicht zielführend ist nach Meinung des Vereins die Diskussion über weitere Alternativtrassen. Ärgerlich sei auch die Aussage des Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz, der das Votum des Gemeinderats für eine bahnnahe Trasse ohne Rampe als wenig sinnvoll erachtet. Auch vom Staatlichen Bauamt wird wieder auf die raumgeordnete Südtrasse als die optimale Umfahrungsvariante verwiesen, obwohl diese vom Gemeinderat mit großer Mehrheit abgelehnt wurde. Zwölf Gemeinderäte stimmten gegen die Südumfahrung und fünf dafür.
„Die Gemeinde Gessertshausen muss sich jetzt dringend mit der Umsetzung ihrer Aufgaben im Rahmen der Wiederinbetriebnahme der Staudenbahn kümmern“, so Karin Kowalke. Dazu gehört die Sicherung der Bahnübergänge im Gemeindegebiet und die Ertüchtigung der Bahnsteige am Haltepunkt Margertshausen, die einen großen zeitlichen Vorlauf benötigen.
Ausführlich wurde in der Versammlung auch die Situation der geplanten Umfahrung in Diedorf diskutiert. Da es nun um die konkrete Planung gehe, zeige sich jetzt auch Widerstand bei den Bürgern. Vor allem die Anwohner im Unterdorf wären bei einer Realisierung der Umgehungstrasse massiv betroffen. Die noch ausstehenden Planungen der Deutschen Bahn zum Ausbau der Magistrale Paris–Stuttgart– München–Budapest und die Nähe des neu gebauten SchmuttertalGymnasiums erschwerten zusätzlich die Realisierung, so die Aussagen auf der Versammlung. Nach Ansicht von Pro Natur seien die vom Straßenbauamt angeführten Kosten von 62 Millionen Euro aus Steuerzahlersicht eigentlich nicht mehr zu verantworten. Außerdem stelle der Landschaftsverbrauch durch die geplanten Umgehungen in Vogelsang, Diedorf und Gessertshausen alle Erfolge, die mit der Ausweisung des Schmuttertals als FFH-Gebiet erzielt worden sind, infrage.
Bei Pro Natur hofft man daher auf eine Entlastung der Anwohner durch den zügigen Ausbau des Nachverkehrs und auf die Einführung der Lkw-Maut auf allen Bundesstraßen.