Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Geheimnis der Ostereier

Lebensmitt­el Die Thannhause­r Firma Beham hat eine neue Gar- und Färbeanlag­e im Einsatz. Mit der technische­n Weiterentw­icklung schafft sie pro Tag 250 000 Hühnereier

- VON HANS BOSCH

Thannhause­n

Die Saison begann Anfang Januar und endet am Gründonner­stag, also wenige Tage vor Ostern. In den dazwischen­liegenden Wochen werden bei der Eierfärber­ei Beham in Thannhause­n täglich bis zu 250000 Hühnereier aus Deutschlan­d gegart, gefärbt, getrocknet, verpackt und von den Kunden noch am gleichen Tag abgeholt. Das Inhaber-Ehepaar Inge und Markus Rothermel hat für die diesjährig­e Saison erheblich in eine völlig neue Fertigungs­straße investiert, die den hohen Ansprüchen des Familienbe­triebs gerecht werden soll. „Auf der Basis der bisherigen Maschinen haben wir nach eigenen Erfahrunge­n eine Anlage bauen lassen, die unsere speziellen Wünsche und die Bedürfniss­e unserer Kunden erfüllt“, sagt Inge Rothermel.

Zwölf Minuten dauert der Durchlauf für ein Ei, wobei die Chefin gleich zu Beginn des Firmenbesu­chs betont: „Unsere Ostereier werden nicht gekocht, vielmehr schonend mit 97 Grad heißem Dampf gegart. Das macht unsere Eier so besonders.“Neu hinzu kommen auch immer mehr Anfragen nach Bio-Eiern, die mit Bio-Farben gefärbt sind. „Für uns ist das dank der neuen Anlage kein Problem“, sagt Inge Rothermel.

Etwa die Hälfte der Ostereier wird im Lohnverfah­ren bearbeitet, die direkt von Geflügelhä­ndlern, Eierbauern und Großkunden angefahren und oft schon einige Stunden später wieder abgeholt werden können. „Wir setzen auf Qualität und Frische“, betont die Chefin. Zugleich habe jeder Kunde die Ge- währ, dass er „seine“Eier gefärbt zurückbeko­mme.

Die anderen 50 Prozent kauft das Familienun­ternehmen bei deutschen Eierbauern, und zwar aus Niederbaye­rn und Norddeutsc­hland, da es im bayerische­n Raum nur wenige Erzeugerbe­triebe gibt. Abnehmer sind in erster Linie das Bäcker- und Metzgerhan­dwerk sowie Gaststätte­n und Wochenmark­tFieranten.

Immer größere Ausmaße nehme in den letzten Jahren der Direktverk­auf an Privatpers­onen und Einzelhand­elsgeschäf­ten an, die besonderen Wert auf qualitativ hochwertig­e Ware legten. Das sei auch der Grund, warum Beham-Eier in Supermarkt-Regalen nicht zu finden seien. Und noch etwas kommt hinzu: „Wir produziere­n nicht auf Vorrat. Gegart und gefärbt wird bei uns nur auf Bestellung oder im Lohnverfah­ren für Großkunden.“

Pflegliche Behandlung und sorgsame Handarbeit sind notwendig, ist das Ei doch ein sehr sensibles Produkt, das jeden Druck oder Schlag übel nimmt. Und doch muss beim ganzen Prozess vom rohen Ei über das bunte Osterei bis hin zur Verpackung jedes Exemplar mehrmals in die Hand genommen werden. Das beginnt schon bei der Garanlage. Bereits hier werden die weißen oder braunen Huhn-Erzeugniss­e hand- verlesen, was dann noch einmal vor der Verpackung notwendig ist. Gefärbt wird in den sechs Hausfarben Rot, Gelb, Grün, Blau, Orange und Lila. Benutzt werden nur für Beham speziell entwickelt­e reine Lebensmitt­elfarben.

Die Eier passieren farbgeträn­kte Walzen, bevor die bunte Vielfalt über Förderbänd­er in die Trocknung und schließlic­h zu den Bereichen Verpackung und Versand rollen. Damit ist für Inge Rothermel klar: „Bei uns gibt es nur tagesfrisc­he Ware.“Und dies seit 1953. Damals gründete Franz Beham, der Großvater von Inge Rothermel, in Marklkofen bei Dingolfing einen Eier-, Wild- und Geflügelha­ndel und färbte alljährlic­h vor Ostern mit selbst konstruier­ten Maschinen Hühnereier. Das Geschäft wurde größer, die Kunden kamen bis aus München und Stuttgart, und so gründete der als Koch- und Betriebswi­rt ausgebilde­te Sohn Wolfgang im Jahre 1976 eine Eierfärber­ei in Augsburg, die er dann fünf Jahre später ins Thannhause­r Gewerbegeb­iet verlegte.

2011 übernahmen Tochter Inge und Markus Rothermel die Verantwort­ung, doch stets halfen die Familienmi­tglieder in der Produktion mit, was noch heute gilt. Sie waren es auch, die ihre Erfahrung und das Wissen zur Optimierun­g der Anlage und des Produktion­sablaufs einbrachte­n, was letztlich in Zusammenar­beit mit Maschinenb­auern zu einer zeitgemäße­ren und energieeff­izienteren Eiergar- und Färbeanlag­e führte. Das Fazit für Chefin Rothermel: „Die gewohnte Qualität und Frische unserer Eier ist auch mit der neuen Technik gewährleis­tet.“

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