Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Geheimnis der Ostereier
Lebensmittel Die Thannhauser Firma Beham hat eine neue Gar- und Färbeanlage im Einsatz. Mit der technischen Weiterentwicklung schafft sie pro Tag 250 000 Hühnereier
Thannhausen
Die Saison begann Anfang Januar und endet am Gründonnerstag, also wenige Tage vor Ostern. In den dazwischenliegenden Wochen werden bei der Eierfärberei Beham in Thannhausen täglich bis zu 250000 Hühnereier aus Deutschland gegart, gefärbt, getrocknet, verpackt und von den Kunden noch am gleichen Tag abgeholt. Das Inhaber-Ehepaar Inge und Markus Rothermel hat für die diesjährige Saison erheblich in eine völlig neue Fertigungsstraße investiert, die den hohen Ansprüchen des Familienbetriebs gerecht werden soll. „Auf der Basis der bisherigen Maschinen haben wir nach eigenen Erfahrungen eine Anlage bauen lassen, die unsere speziellen Wünsche und die Bedürfnisse unserer Kunden erfüllt“, sagt Inge Rothermel.
Zwölf Minuten dauert der Durchlauf für ein Ei, wobei die Chefin gleich zu Beginn des Firmenbesuchs betont: „Unsere Ostereier werden nicht gekocht, vielmehr schonend mit 97 Grad heißem Dampf gegart. Das macht unsere Eier so besonders.“Neu hinzu kommen auch immer mehr Anfragen nach Bio-Eiern, die mit Bio-Farben gefärbt sind. „Für uns ist das dank der neuen Anlage kein Problem“, sagt Inge Rothermel.
Etwa die Hälfte der Ostereier wird im Lohnverfahren bearbeitet, die direkt von Geflügelhändlern, Eierbauern und Großkunden angefahren und oft schon einige Stunden später wieder abgeholt werden können. „Wir setzen auf Qualität und Frische“, betont die Chefin. Zugleich habe jeder Kunde die Ge- währ, dass er „seine“Eier gefärbt zurückbekomme.
Die anderen 50 Prozent kauft das Familienunternehmen bei deutschen Eierbauern, und zwar aus Niederbayern und Norddeutschland, da es im bayerischen Raum nur wenige Erzeugerbetriebe gibt. Abnehmer sind in erster Linie das Bäcker- und Metzgerhandwerk sowie Gaststätten und WochenmarktFieranten.
Immer größere Ausmaße nehme in den letzten Jahren der Direktverkauf an Privatpersonen und Einzelhandelsgeschäften an, die besonderen Wert auf qualitativ hochwertige Ware legten. Das sei auch der Grund, warum Beham-Eier in Supermarkt-Regalen nicht zu finden seien. Und noch etwas kommt hinzu: „Wir produzieren nicht auf Vorrat. Gegart und gefärbt wird bei uns nur auf Bestellung oder im Lohnverfahren für Großkunden.“
Pflegliche Behandlung und sorgsame Handarbeit sind notwendig, ist das Ei doch ein sehr sensibles Produkt, das jeden Druck oder Schlag übel nimmt. Und doch muss beim ganzen Prozess vom rohen Ei über das bunte Osterei bis hin zur Verpackung jedes Exemplar mehrmals in die Hand genommen werden. Das beginnt schon bei der Garanlage. Bereits hier werden die weißen oder braunen Huhn-Erzeugnisse hand- verlesen, was dann noch einmal vor der Verpackung notwendig ist. Gefärbt wird in den sechs Hausfarben Rot, Gelb, Grün, Blau, Orange und Lila. Benutzt werden nur für Beham speziell entwickelte reine Lebensmittelfarben.
Die Eier passieren farbgetränkte Walzen, bevor die bunte Vielfalt über Förderbänder in die Trocknung und schließlich zu den Bereichen Verpackung und Versand rollen. Damit ist für Inge Rothermel klar: „Bei uns gibt es nur tagesfrische Ware.“Und dies seit 1953. Damals gründete Franz Beham, der Großvater von Inge Rothermel, in Marklkofen bei Dingolfing einen Eier-, Wild- und Geflügelhandel und färbte alljährlich vor Ostern mit selbst konstruierten Maschinen Hühnereier. Das Geschäft wurde größer, die Kunden kamen bis aus München und Stuttgart, und so gründete der als Koch- und Betriebswirt ausgebildete Sohn Wolfgang im Jahre 1976 eine Eierfärberei in Augsburg, die er dann fünf Jahre später ins Thannhauser Gewerbegebiet verlegte.
2011 übernahmen Tochter Inge und Markus Rothermel die Verantwortung, doch stets halfen die Familienmitglieder in der Produktion mit, was noch heute gilt. Sie waren es auch, die ihre Erfahrung und das Wissen zur Optimierung der Anlage und des Produktionsablaufs einbrachten, was letztlich in Zusammenarbeit mit Maschinenbauern zu einer zeitgemäßeren und energieeffizienteren Eiergar- und Färbeanlage führte. Das Fazit für Chefin Rothermel: „Die gewohnte Qualität und Frische unserer Eier ist auch mit der neuen Technik gewährleistet.“