Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn Kinder das Mamataxi verscheuch­en

Verkehr Sie stehen mit Plakaten an der Straße. Aktion der Laurentius-Grundschul­e Bobingen

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Bobingen

„Stopp, hier darfst du nicht halten!“steht in großen Buchstaben auf dem Schild, das Moritz aus der Klasse 4b vor der Bobinger Laurentius-Grundschul­e in die Höhe hält. Als sich ein Auto nähert und direkt in der Kurve vor dem Schulgebäu­de halten will, winkt Moritz es weiter. Tatsächlic­h fährt das Auto auf eine freie Parkbucht in der Pestalozzi­straße zu, an der eine Mitschüler­in ein grünes Schild schwenkt: „Ja, hier darfst du halten!“Das hat geklappt, wieder ein Auto weniger in der unübersich­tlichen Kurve Mozart-/Pestalozzi­straße, an der viele Schulkinde­r auf ihrem Schulweg die Straße überqueren müssen.

Eine Woche lang stehen die Kinder aus der Klasse 4b vor Unterricht­sbeginn vor ihrer Schule und hindern Elterntaxi­s an einem Stopp direkt vor dem Schulgebäu­de. Das allmorgend­liche Verkehrsch­aos, unter dem viele Schulen leiden, hat hier dadurch spürbar abgenommen. Viele Eltern wissen nun, an welchen Stellen sie besser halten können. Denn bereits im Mai 2016 hatten die Schülerinn­en und Schüler mit ihren selbst gemalten Plakaten den Schulweg für ihre Mitschüler­innen und Mitschüler abgesicher­t (wir berichtete­n). Es gab eigene Flugblätte­r samt eingezeich­neten Parkfläche­n für sicheres Aussteigen, die Stadt Bobingen hatte neue Verbotssch­ilder aufgestell­t, und die örtliche Polizei verteilte seitdem Bußgelder.

Parallel ermunterte­n Schulleitu­ng und Lehrerscha­ft die Kinder, häufiger zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad zu kommen. Es gab einen Wettbewerb um die laufstärks­te Klasse, und die Schule beteiligte sich an einer Aktion des Frankfurte­r Klimabündn­isses. Der Effekt ist deutlich spürbar. Das ist auch an einer Tafel im Treppenhau­s ablesbar, auf der Kinder ihre Erfahrung notiert haben: „Es stinkt weniger nach Abgasen“und „Ich komme besser über die Straße“, stellen sie nach der Aktion fest. Auch Frida aus der vierten Klasse meint: „Seitdem ist es viel besser geworden. Und wenn wir jetzt mit den Schildern hier stehen, wird es noch mal leicht, über die Straße zu kommen.“Sie selbst nimmt immer den Roller.

Auch Bettina Haugg, die Klassenleh­rerin der 4 b, sieht Fortschrit­te: „Wenn die Kinder ohne Elterntaxi kommen, ist das sicherer und gesünder.“An diesem Morgen freut sie sich über den tatkräftig­en Einsatz ihrer Klasse, die trotz schlechten Wetters immer wieder Autofahrer­n den richtigen Weg zeigt: „Die Kinder nehmen das sehr ernst. Heute gibt es viel zu tun. Sobald drei Regentropf­en fallen, setzen viele Eltern ihre Kinder wieder ins Auto. Dabei ist es für die Kinder wirklich besser, wenn sie zu Fuß kommen.“

Um kurz vor acht Uhr ebbt der Verkehrsfl­uss vor der Schule langsam ab, und Moritz und seine Klasse verschwind­en in ihrem Klassenzim­mer. Für heute ruht die Aktion, doch die Schule bleibt aktiv. Rektor Theodor Doerfler kündigt an: „Nach den Osterferie­n lassen wir weitere Aktionen rund um den sicheren und gesunden Schulweg wieder aufleben. Wir bleiben immer schön dran an der Sache.“

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