Augsburger Allgemeine (Land West)

Daimler Boss unter Druck, Audi Chef erleichter­t

Diesel Skandal Aktionäre üben Kritik an Dieter Zetsche. VW-Aufsichtsr­at steht hinter Rupert Stadler Kommentar

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Berlin/Ingolstadt

Ein möglicher Diesel-Skandal auch bei Daimler? Die Frage nach Manipulati­onen von Abgaswerte­n bei Fahrzeugen des Stuttgarte­r Autobauers trieb die Aktionäre des Autobauers bei der Hauptversa­mmlung am Mittwoch in Berlin um. „Können Sie Entwarnung geben, dass wir nicht ein Volkswagen 2.0 werden?“, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW) in Anspielung auf den Abgasskand­al bei der Wolfsburge­r Konkurrenz.

Jens Hilgenberg von den Kritischen Aktionären hat sich ein Urteil gebildet: Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche trage die Verantwort­ung für die hohen Belastunge­n mit Feinstaub und Stickoxide­n in Städten. rat für verantwort­lich: Der Friedensun­d Öko-Aktivist Paul Russmann rief für die Kritischen Aktionäre dazu auf, Vorstand und Aufsichtsr­at wegen angeblich zu hoher Abgaswerte selbst bei den neuesten Dieseln nicht zu entlasten.

Institutio­nelle Investoren, Vertreter von Fonds wie Union Investment wollen den Vorstand dagegen entlasten – aber: „Mit der Entlastung verbinden wir jedoch die dringende Forderung, Licht ins Dunkel des Lkw-Kartells zu bringen sowie offen und transparen­t bei ,Emissionst­hemen‘ zu berichten“, sagte Fondsmanag­er Ingo Speich. Daimler war an einem Lkw-Kartell beteiligt, das die EU aufgedeckt hatte.

Die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz kritisiert­e, dass der Aufsichtsr­at keine Schadeners­atzforderu­ngen an Manager und Vorstände geltend gemacht hatte. Daimler-Chef Zetsche verantwort­ete von 1999 bis 2000 im Vorstand das Lkw-Geschäft. Der Aufsichtsr­at habe 2011 eine Anwaltskan­zlei mit der Frage beauftragt, sagte Aufsichtsr­atschef Bischoff, und „gegenwärti­g von der Geltendmac­hung von Schadeners­atz“abgesehen. „Eine abschließe­nde Entscheidu­ng ist nicht getroffen.“

Für die deutschen Autoherste­ller hagelt es immer neue schlechte Nachrichte­n: Audi und Mercedes müssen in China fast eine Million Autos zurückrufe­n. Es könnten Probleme durch ein undichtes Sonnendach bei mehr als 572 000 Autos vom Typ Audi Q5 und SQ5 auftreten. Der Rückruf betrifft 556 196 in China gebaute sowie 16226 importiert­e Wagen. Daimler muss 398 429 Mercedes verschiede­ner Typen in die Werkstätte­n holen. Das Problem sei eine mögliche Überhitzun­g der Zündschalt­ung und eine damit verbundene Brandgefah­r.

Doch es gibt auch gute Nachrichte­n, zumindest für Audi-Chef Rupert Stadler. Der VW-Aufsichtsr­at spricht dem Vorstand des Autobauers trotz einer laufenden Prüfung auf Schadeners­atzansprüc­he infolge des Abgasskand­als sein Vertrauen aus. Stadler sitzt als Audi-Chef auch im Vorstand der Volkswagen AG. Nach Informatio­nen unserer Zeitung haben auch Vertreter der bei VW mächtigen Gewerkscha­ft IG Metall dem VW-Vorstand und damit Stadler das Vertrauen ausgesproc­hen. Zuspruch erhielt Stadler gestern auch vom Audi-Aufsichtsr­at. Der sprach sich am Vormittag ebenfalls dafür aus, den Vorstand für das Geschäftsj­ahr 2016 zu entlasten. Wie im Umfeld der gestrigen Betriebsve­rsammlung in Ingolstadt zu hören war, steht ein Großteil der Belegschaf­t – auch zwei Wochen nach der Razzia der Staatsanwa­ltschaft – weiterhin hinter dem AudiChef. Thema bei der Versammlun­g war aber vor allen Dingen die Zukunft des Ingolstädt­er Standorts. Der Betriebsra­t fordert vom Unternehme­n den Bau eines reinen Elektromod­ells im Werk. Neben der Dieselaffä­re hat Audi aber noch mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Wegen eines Brandes bei einem Zulieferer stehen die Bänder bei der A4- und A5-Fertigung noch bis heute still.

 ?? Fotos: Sören Stache, dpa, und Uli Wagner ?? Daimler Chef Dieter Zetsche (links) steckt mitten in einer Diesel Affäre. Sein Audi Kollege Rupert Stadler hat damit schon länger Erfahrunge­n gesammelt. Immerhin sprach ihm der VW Aufsichtsr­at das Vertrauen aus.
Fotos: Sören Stache, dpa, und Uli Wagner Daimler Chef Dieter Zetsche (links) steckt mitten in einer Diesel Affäre. Sein Audi Kollege Rupert Stadler hat damit schon länger Erfahrunge­n gesammelt. Immerhin sprach ihm der VW Aufsichtsr­at das Vertrauen aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany