Augsburger Allgemeine (Land West)
FCA setzt auf eigenen Nachwuchs
Fußball Bundesligist verlängert mit Raphael Framberger und lässt Albian Ajeti zum FC St. Gallen ziehen. Manager Stefan Reuter hat aber auch anders für die Zukunft vorgesorgt
Gut erholt kam Stefan Reuter gestern zum Vormittagstraining. Eine Woche Karibik-Urlaub haben dem Geschäftsführer Sport des FC Augsburg sichtbar gutgetan. Länderspielpause ist für Reuter selbst auch Reisezeit. „Die Woche im März und November versuche ich in der Regel in der Sonne zu verbringen. Im Sommer ist es eher schwierig, in den Urlaub zu gehen, denn da ist ja die Transferzeit“, sagt er.
Die Sommerpause ist die Hauptwechselzeit, in der die Kader gebildet werden, doch Vertragsangelegenheiten gibt es das ganze Jahr abzuwickeln. So hatte Reuter gestern gleich zwei Neuigkeiten im Gepäck. Der FCA hat den auslaufenden Vertrag mit Eigengewächs Raphael Framberger, 21, um vier Jahre bis 2021 verlängert. Wenige Stunden später gab der Bundesligist bekannt, dass der an den Schweizer Erstligisten FC St. Gallen ausgeliehene Stürmer Albian Ajeti, 20, auch nach Leihende in seiner Heimat bleiben wird. Ajeti erhält im Sommer beim Schweizer Erstligisten einen Vertrag bis 2021.
Auf den ersten Blick haben die beiden Vertragsangelegenheiten nichts miteinander zu tun. Doch wenn man etwas näher hinsieht, wird klar: Der FCA setzt immer mehr auf die eigene Jugend. Innerhalb von drei Wochen hat der Bundesligist vier Talente aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum langfristig an sich gebunden. Kevin Danso (bis 2021), Tim Rieder (2021), Marco Richter (2020) und jetzt Raphael Framberger. Der gebürtige Augsburger spielt seit 2004 beim FCA. „Es ist grandios, dass man einen Spieler, der seit der E-Jugend beim FC Augsburg spielt, bei den Profis sieht. Das ist das, wovon wir die letzten Jahre immer geträumt haben“, sagt Reuter.
Er schwärmt geradezu von Framberger: „Bei seinem unglaublichen Debüt in der Bundesliga hat er gezeigt, dass er uns auf diesem Niveau Freude machen kann.“Am 28. Ja- vertrat er beim 2:1-Auswärtssieg in Wolfsburg Kapitän Paul Verhaegh. Doch bei seinem zweiten Spiel von Beginn an gegen RB Leipzig am 3. März musste er in der 52. Minute mit einer Innenmeniskusverletzung ausgewechselt werden. Derzeit absolviert er nach seiner Operation die Reha-Phase. Zuvor musste er mit einem Kreuzbandriss fast ein Jahr pausieren.
Danso, 18, Rieder, 23, Richter, 19, Framberger, 21. Und was hat Ajeti nun damit zu tun? Den hatte der FCA überraschend im Januar 2016 vom FC Basel für geschätzt eine Million Euro verpflichtet und mit einem Vertrag bis 2020 ausgenuar stattet. Ein Juwel und Schnäppchen, waren sich Manager Stefan Reuter und Chefscout (jetzt technischer Direktor) Stefan Schwarz sicher. Eine Fehleinschätzung. Denn das Schweizer Stürmertalent, das albanische Wurzeln hat, konnte sich nicht durchsetzen. Er wurde nur einmal, beim 2:2 gegen den SV Darmstadt im März 2016, eingewechselt. Eine dürftige Bilanz.
Als dann Ajeti jetzt selbst darum bat, nach St. Gallen wechseln zu dürfen – dort erzielte er bisher neun Treffer und dort wird er auch in der kommenden Saison mit seinem Bruder Arlind spielen –, sagte Reuter nicht Nein. „In St. Gallen hat er Spielpraxis bekommen und Tore erzielt. Es war sein Wunsch, seine Entwicklung beim FC St. Gallen fortzusetzen. Dem haben wir nun entsprochen.“Anscheinend traut Reuter dem selbst ausgebildeten Offensivtalent Marco Richter den Durchbruch eher zu. Wenigstens war es kein Verlustgeschäft für den FCA. Reuter: „Wenn wir nicht zufrieden wären, hätten wir dem Transfer nicht zugestimmt.“
Die neue Generation des FCA wird wohl auch am Samstag (15.30 Uhr) beim Gastspiel beim FC Bayern München vertreten sein. Den Trainingseindrücken nach setzt Trainer Manuel Baum wie gegen Freiburg auf ein 3-5-2-System. Kevin Danso wird wohl einer der drei Innenverteidiger sein. Dazu werden wohl auch die wiedergenesenen Daniel Baier, Jan Moravek und Alfred Finnbogason auflaufen.
Vom Taktieren mit dem Personal hält Reuter nichts, auch wenn schon am Mittwoch (20 Uhr, WWK-Arena) das wegweisende Duell im Kampf um den Klassenerhalt mit dem FC Ingolstadt ansteht. Reuter sagt: „Das geht normalerweise nie auf, wenn man taktiert. Wenn einer fit ist, soll er spielen, seinen Rhythmus bekommen. Auch wenn Ingolstadt ein sehr wichtiges Spiel ist, soll man sich immer erst mit der nächsten Aufgabe beschäftigen.“Reuter sieht sein Team beim FC Bayern nicht chancenlos: „Wenn du zehn Mal gegen Bayern spielst, verlierst du neun Mal. Aber vielleicht ist am Samstag das eine Mal.“
Reuter ist Optimist, aber kein Träumer. Darum hat er auch für den Abstiegsfall vorgesorgt. Reuter: „Die Verträge aller Spieler gelten für die erste und zweite Liga.“Nicht nur die der eigenen Talente.