Augsburger Allgemeine (Land West)

Urlaubsplä­ne, ja gerne – aber wohin?

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Das ist für die Deutschen ja immer eine wichtige Frage: „Wohin soll ich in Urlaub fahren?“Und da spielt auch die Politik hinein. Recep Tayyip Erdogan geschieht es hundertmal recht, wenn sich der deutsche Tourist gerade von der Türkei abwendet. Er muss jetzt seinen russischen Freund bitten, Zwangsreis­en an die Küste von Antalya zu organisier­en. Stattdesse­n also nach Ägypten fahren? Hm, dieses Land ist auch nicht weit von den Zentren des Terrors. Den Kanaren hat das alles nicht geschadet, im Gegenteil. Den Reiseweltm­eister zieht es jetzt dorthin, auch wenn dort auf einen Quadratmet­er Strand mehr Touristen kommen als in Bibione.

Wo es wirklich so sicher ist, wie in der Sakristei des Augsburger Doms, das ist Südtirol. In Südtirol spricht jeder Deutsch und die Schlampigk­eit der Italiener ist fern. Da gibt es die Krautkrapf­en für 7,50 Euro und die Supermärkt­e sind fest in deutscher Hand.

Wie wär’s mit Holland? Aber wenn einer sagt, er war im Urlaub in Nijmegen, dann muss er damit rechnen, dass ihm jemand voller Mitleid Geld schenkt. Frankreich? Die sollen erst mal Deutsch lernen, so was von Arroganz aber auch.

Freunde von mir aus Mittelneuf­nach waren letztes Jahr auf Bali. Das hat mich umgehauen, denn früher ist einer aus Mittelneuf­nach höchstens bis Fischach gekommen. Andere Freunde von mir aus Neusäß machen jährlich eine sogenannte Glücks- oder Roulette-Reise. Man zahlt relativ wenig, weiß aber nicht, ob man nach Mallorca, nach Teneriffa oder nach Österreich reist.

Ich traf die beiden im letzten Oktober und fragte sie, wo sie dieses Mal das Glück hingebrach­t hatte. Erich erwiderte, sie hätten dieses Mal unglaublic­hes Glück gehabt, sie kamen für zwei Wochen nach Gersthofen! Ich darauf: „Um Gottes willen.“Aber Erich meinte, das Hotel in Gersthofen war super, nur das Kopfkissen im Hotelzimme­r war zu hart, er ist dann nach Neusäß gefahren und hat sein eigenes geholt. Und Sightseein­g in Gersthofen sei interessan­ter, als man denkt. Man muss nicht zu Hause bleiben! Wäre ja noch schöner: Was würden da die Nachbarn denken!

*** An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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