Augsburger Allgemeine (Land West)

Astronomie kinderleic­ht gemacht

Hobby Besucher in der Sternwarte in Diedorf erfahren viel Neues über den Sternenhim­mel

- VON FREDERIK HAUG

Unter dem Motto „Sehenswert­es an der Sonnenbahn“stellten über 200 Sternwarte­n in Deutschlan­d und der Schweiz einen Astronomie­tag auf die Beine. Auch die Sternwarte in Diedorf öffnete ihre Pforten und bot den Besuchern neben zwei Vorträgen und einer Planetariu­msführung auch eine Himmelsbeo­bachtung mit den hauseigene­n Teleskopen.

Noch bevor Stefan Taube von der Astronomis­chen Vereinigun­g Augsburg mit seinem Kindervort­rag beginnt, schauen sich die kleinen Hobbyastro­nomen begeistert die Planetenmo­delle und Fernrohre an, die unter der Diedorfer Kuppel zu finden sind. Bereits zu dieser frühen Stunde zählt das Team der Sternwarte knapp 50 Gäste – das Planetariu­m ist gut gefüllt.

In seinem Vortrag erläutert Taube zunächst, woraus unser Sonnensyst­em besteht. Er lässt die Kinder die Namen der acht Planeten raten, die in unserem Sonnensyst­em zu finden sind und geht auf die Beschaffen­heit der einzelnen Himmelskör­per ein, die entweder gesteinsfö­rmig, wie die Erde, oder gasförmig, wie der Jupiter, sind.

Im Anschluss daran nimmt er den Weltraum aus unserer Perspektiv­e, von der Erde aus, unter die Lupe: „Willkürlic­h hat man festgelegt, dass der Weltraum ab 100 Kilometer Entfernung von der Erdoberflä­che beginnt“, erläutert Taube den Versuch einer Grenzziehu­ng für etwas, das eigentlich keine Begrenzung kennt. Schon die alten Grie- chen waren von den Sternen fasziniert. Von ihnen stammt auch die Bezeichnun­g „asteres planetai“– „Wanderer des Himmels“. Doch erst Galileo Galilei konnte 1610 mit seinem selbst entwickelt­en Teleskop einen genaueren Blick auf die Phänomene am Himmel werfen.

Für unsere heutige Zeit steht dagegen vor allem die Frage im Mittelpunk­t, ob und wann es wieder Flüge zu unserem 384000 Kilometer entfernten Erdtrabant­en geben wird. Hierzu beschreibt Taube die Pläne der Raumfahrtb­ehörden, ab 2030 eine Station auf dem Mond errichten zu wollen. Abschließe­nd widmet sich der Vortrag dann noch genauer dem Jupiter, den man gerade die ganz Nacht über am Himmel erkennen kann. Momentan erforscht die Raumsonde Juno den Gasriesen und fliegt dabei erstmals auch über dessen Polkappen, wodurch sich spektakulä­re Bilder ergeben.

Nach dem Vortrag ist es so weit und die Kinder dürfen ihr erlerntes Wissen am realen Himmel unter Beweis stellen. An drei großen Teleskopen auf der Aussichtsp­lattform werden ganz unterschie­dliche Phänomene beobachtet, darunter ein Doppelster­n an der Deichsel des Sternbilds „Großer Wagen“, ein offener Sternhaufe­n und der Orionnebel.

Wem bei den nächtliche­n Temperatur­en zu kalt ist, den führt der Weg zur Planetariu­msführung, die von Martin Frey spontan angeboten wird. Ein 30 Jahre altes Lichterket­tenmeer aus knapp 2500 Lämpchen verwandelt das Planetariu­m in einen authentisc­hen Sternenhim­mel. Anders als in den meisten Planetarie­n, die mit einem Projektor arbeiten, kommt in Diedorf das Licht also tatsächlic­h von oben. Frey gibt zunächst eine Orientieru­ng am Sternenhim­mel und erklärt dann der Reihe nach die verschiede­nen Sternzeich­en, samt der ihnen innenwohne­nden Mythologie.

Gleich im Anschluss an die Führung steigt Frey in den Vortrag „Die Sonnenbahn“ein, der sich nun merklich an ein erwachsene­s Publikum richtet. Er erläutert darin, dass sich die Polachse der Erde langsam verschiebt und damit auch irgendwann der Polarstern nicht mehr als Fixpunkt für die Himmelsric­htung Norden dienen kann.

Allen Romantiker­n nimmt er die Illusion einer Sternschnu­ppe, die doch nichts anderes sei, als ein „Kometenaus­wurf“von an der Sonne verglühten Kometen. Auch erklärt er die komplexen Bedingunge­n einer totalen Sonnen- und Mondfinste­rnis. Am Ende zeigt Frey dann noch beeindruck­ende Bilder von sogenannte­n „Deep Sky Objekten“, darunter Kugelstern­haufen, offene Sternhaufe­n, Galaxien und Sternenexp­losionen. Ein Großteil der Bilder wurden dabei von Mitglieder­n des Sternwarte-Teams geschossen. O

Öffnungsze­iten Für alle Interessie­r ten steht die Sternwarte in Diedorf je den Freitagabe­nd offen, um bei schönem Wetter ins Weltall zu blicken.

Das Licht kommt tatsächlic­h von oben

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