Augsburger Allgemeine (Land West)
Astronomie kinderleicht gemacht
Hobby Besucher in der Sternwarte in Diedorf erfahren viel Neues über den Sternenhimmel
Unter dem Motto „Sehenswertes an der Sonnenbahn“stellten über 200 Sternwarten in Deutschland und der Schweiz einen Astronomietag auf die Beine. Auch die Sternwarte in Diedorf öffnete ihre Pforten und bot den Besuchern neben zwei Vorträgen und einer Planetariumsführung auch eine Himmelsbeobachtung mit den hauseigenen Teleskopen.
Noch bevor Stefan Taube von der Astronomischen Vereinigung Augsburg mit seinem Kindervortrag beginnt, schauen sich die kleinen Hobbyastronomen begeistert die Planetenmodelle und Fernrohre an, die unter der Diedorfer Kuppel zu finden sind. Bereits zu dieser frühen Stunde zählt das Team der Sternwarte knapp 50 Gäste – das Planetarium ist gut gefüllt.
In seinem Vortrag erläutert Taube zunächst, woraus unser Sonnensystem besteht. Er lässt die Kinder die Namen der acht Planeten raten, die in unserem Sonnensystem zu finden sind und geht auf die Beschaffenheit der einzelnen Himmelskörper ein, die entweder gesteinsförmig, wie die Erde, oder gasförmig, wie der Jupiter, sind.
Im Anschluss daran nimmt er den Weltraum aus unserer Perspektive, von der Erde aus, unter die Lupe: „Willkürlich hat man festgelegt, dass der Weltraum ab 100 Kilometer Entfernung von der Erdoberfläche beginnt“, erläutert Taube den Versuch einer Grenzziehung für etwas, das eigentlich keine Begrenzung kennt. Schon die alten Grie- chen waren von den Sternen fasziniert. Von ihnen stammt auch die Bezeichnung „asteres planetai“– „Wanderer des Himmels“. Doch erst Galileo Galilei konnte 1610 mit seinem selbst entwickelten Teleskop einen genaueren Blick auf die Phänomene am Himmel werfen.
Für unsere heutige Zeit steht dagegen vor allem die Frage im Mittelpunkt, ob und wann es wieder Flüge zu unserem 384000 Kilometer entfernten Erdtrabanten geben wird. Hierzu beschreibt Taube die Pläne der Raumfahrtbehörden, ab 2030 eine Station auf dem Mond errichten zu wollen. Abschließend widmet sich der Vortrag dann noch genauer dem Jupiter, den man gerade die ganz Nacht über am Himmel erkennen kann. Momentan erforscht die Raumsonde Juno den Gasriesen und fliegt dabei erstmals auch über dessen Polkappen, wodurch sich spektakuläre Bilder ergeben.
Nach dem Vortrag ist es so weit und die Kinder dürfen ihr erlerntes Wissen am realen Himmel unter Beweis stellen. An drei großen Teleskopen auf der Aussichtsplattform werden ganz unterschiedliche Phänomene beobachtet, darunter ein Doppelstern an der Deichsel des Sternbilds „Großer Wagen“, ein offener Sternhaufen und der Orionnebel.
Wem bei den nächtlichen Temperaturen zu kalt ist, den führt der Weg zur Planetariumsführung, die von Martin Frey spontan angeboten wird. Ein 30 Jahre altes Lichterkettenmeer aus knapp 2500 Lämpchen verwandelt das Planetarium in einen authentischen Sternenhimmel. Anders als in den meisten Planetarien, die mit einem Projektor arbeiten, kommt in Diedorf das Licht also tatsächlich von oben. Frey gibt zunächst eine Orientierung am Sternenhimmel und erklärt dann der Reihe nach die verschiedenen Sternzeichen, samt der ihnen innenwohnenden Mythologie.
Gleich im Anschluss an die Führung steigt Frey in den Vortrag „Die Sonnenbahn“ein, der sich nun merklich an ein erwachsenes Publikum richtet. Er erläutert darin, dass sich die Polachse der Erde langsam verschiebt und damit auch irgendwann der Polarstern nicht mehr als Fixpunkt für die Himmelsrichtung Norden dienen kann.
Allen Romantikern nimmt er die Illusion einer Sternschnuppe, die doch nichts anderes sei, als ein „Kometenauswurf“von an der Sonne verglühten Kometen. Auch erklärt er die komplexen Bedingungen einer totalen Sonnen- und Mondfinsternis. Am Ende zeigt Frey dann noch beeindruckende Bilder von sogenannten „Deep Sky Objekten“, darunter Kugelsternhaufen, offene Sternhaufen, Galaxien und Sternenexplosionen. Ein Großteil der Bilder wurden dabei von Mitgliedern des Sternwarte-Teams geschossen. O
Öffnungszeiten Für alle Interessier ten steht die Sternwarte in Diedorf je den Freitagabend offen, um bei schönem Wetter ins Weltall zu blicken.
Das Licht kommt tatsächlich von oben