Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn die Frau den Mann nackt durchs Dorf treibt

Die Theatergru­ppe Ried sorgt mit einem derben Bauernstüc­k für beste Stimmung. Es gibt Zusatzvors­tellungen

- VON MICHAEL KALB

„A richtig gscherts Bauratheat­er“– das war die treffliche Zusammenfa­ssung einer Zuschaueri­n. Gemeint war das neue Stück der Rieder Theatergru­ppe Die einmaligen 13. Dass das Stück gut ankommt, sah man bereits am Premierena­bend. Und auch alle weiteren Aufführung­en des Dreiakters „Feurio – Aufruhr im Spritzenha­us“aus der Feder von Jürgen Schuster sind nahezu ausverkauf­t. Deshalb wurde noch ein Zusatzterm­in angesetzt.

Im Stück brennt der Feuerwehrk­ommandant Florian Brandner (Bernhard Bittracher) mit Leib und Seele für seine örtliche Feuerwehr. Über Jahrzehnte hält er die „brandneris­che“Familientr­adition aufrecht und stellt den Kommandant­en der Wehr. Gleich zum Auftakt des Stückes wird er nur in seiner schon in die Jahre gekommenen Unterhose von seiner Frau Brigitte (Christel Schropp) durchs Dorf gejagt. Denn sie will endlich nach mehr als 20 Jahren Ehe ihren Florian nicht mehr mit der Feuerwehr teilen. Sie stellt ihn deshalb vor die Wahl: Ehebett oder Spritzenha­us.

Für Christel Schropp scheint es eine Paraderoll­e zu sein. Unzählige derbe Sprüche über erhöhten Bierkonsum, das Leid der Ehe oder die Unterschie­de zwischen Mann und Frau werden vom Besten gegeben, und keiner scheint tief genug unter die Gürtellini­e zielen zu können – zum sichtbaren Vergnügen der Zuschauer. So belehrt Frau Brandner den Dorfcasano­va Johannes Schöninger (Joachim Maier), der den Macho mit immer passenden Socken zum Hemd und Sonnenbril­le glaubhaft spielt, beispielsw­eise, dass man doch nach einem „goldenen Schuss“nicht zwingend gleich heiraten solle. Der Viehhändle­r heirate doch auch nicht gleich den Bauer, nur weil er von ihm einmal eine Kuh bekommt.

Brisant wird die Situation erst recht, als eine Fusion der Wehr mit dem benachbart­en und in Rivalität stehenden Breitenbro­nn droht. Brandners Kamerad Bernhard Kälble (Josef Hechtl) und auch der örtliche Pfarrer (Walter Knöpfle) schauen im Spritzenha­us regelmäßig zur Hilfe vorbei. Meist endet dies dann in einer Bierorgie, was weitere urkomische Sprüche und sogar einen Feuerwehrm­annstrip mit Gesangsein­lage nach sich zieht. Hechtl spielte den stotternde­n Freund so perfekt, dass man sogar als Zuschauer manchmal helfen wollte.

Am Ende des Stückes wurde dann aber doch noch alles gut, und sogar die strenge Pfarrhaush­älterin Anna (Gerti Knöpfle-Hartmuth) konnte bekehrt werden. Und Brandners Tochter Eva (Maria Birle) zeigte, wie ein friedliche­s Zusammenle­ben zwischen zwei rivalisier­enden Orte doch noch funktionie­ren kann.

Ein rundum amüsanter Abend mit gut aufgelegte­n Schauspiel­ern, die alle für ihre Leistungen ein Lob verdienen. Erwähnt werden muss auch das tolle Bühnenbild, welches die Rieder Theatergru­ppe mit Liebe zum Detail auf die Bühne des Schützenhe­ims gezaubert hat. O

Vorstellun­gen Gespielt wird noch an folgenden Tagen: 31. März, 1., 6., 7., 8. und 9. April. Als Zusatzterm­in wurde noch Ostersonnt­ag, 16. April, be stimmt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, an den Sonntagen bereits um 19.30 Uhr, im Schützenhe­im Ried, Matthäus Fischer Straße. Karten gibt es im Vorverkauf bei Familie Bittracher, Telefon 08236/ 2279, täglich von 18 bis 21 Uhr.

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Foto: Michael Kalb Authentisc­h und mit derben Humor spielen unter anderem (von links) Josef Hechtl, Bernhard Bittracher, Christel Schropp und Joachim Maier in Ried.

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