Augsburger Allgemeine (Land West)
Wasserversorgung: Warum sie ständig teurer wird
Bauarbeiten Im Boden von Gessertshausen warten täglich Überraschungen. Dabei hat die Sanierung noch gar nicht begonnen
Wie geht es nach dem Spatenstich zum Hochbehälter in Margertshausen weiter mit der Sanierung der Wasserversorgung in Gessertshausen? Infos gab’s auf der jüngsten Gemeinderatssitzung von Fachleuten der Stadtwerke sowie des Gesundheitsamts. Dabei hatte Andrea Wörle von den Stadtwerken nichts Gutes zu berichten. Bei den Baumaßnahmen seit Mitte Februar ist bei Weitem nicht alles glatt gelaufen. Es sei immer wieder zu Überraschungen und größten Schwierigkeiten gekommen, da das Planwerk nicht mit den Gegebenheiten unter der Erde übereinstimmte, berichtete sie.
Dennoch sei man trotz aller Hindernisse im Zeitplan. Auch der Bau der 170 Meter Streckenleitung im Grasweg soll bis Ende der Woche beendet sein. Diese Leitung war wohl irgendwann von einem Anwohner selbst verlegt worden. Auch hierüber gibt es keine genauen Unterlagen. Das Gesundheitsamt hatte schließlich angeordnet, diese Streckenleitung neu zu bauen, da ansonsten die erforderlichen Spülungen nicht möglich gewesen wären.
Wolfgang Huber von der Bauüberwachung bestätigte die vielfältigen Probleme. Mittlerweile sei er fast den ganzen Tag vor Ort. „Die Probleme liegen vor allem darin, dass die Wasserleitungen nicht dort liegen, wo sie laut Plan liegen sollten. Teilweise liegen diese auch sehr tief, wie etwa in der Waldstraße“, erklärte er. Bei der Freilegung dieses Rohrs platzte es und verursachte eine Überschwemmung. Doch ist man bei den Stadtwerken zuversichtlich, mit dem technischen Teil der Arbeiten bis Ende nächster Woche fertig zu sein und mit der Spülaktion beginnen zu können.
Die Spülung wird dann etwa zweieinhalb bis drei Wochen dauern. Anschließend will man aus der Chlorung aussteigen. Das Wasser kann aber nicht direkt nach der Spülung freigegeben werden. Im Mai, so der Zeitplan, soll die unleidige Zeit vor allem für die Deubacher Bürger aber endgültig vorbei sein. Anschließend werde weiter engmaschig beprobt, um im Fall einer erneuten Verkeimung sofort reagieren zu können. Denn die Fachleute rechnen durchaus noch mit Startschwierigkeiten. „Wenn bei einem Laborbefund Keime entdeckt werden, kann auch wieder eine warnende Lautsprecherdurchsage der freiwilligen Feuerwehr erfolgen“, machte GesundheitsamtsFachmann Marc Schlachter aufmerksam. Dabei handele es sich dann aber um kurzfristige Maßnahmen, um das aufgetretene Problem in kurzer Zeit in den Griff bekommen.
Die Beprobung der Wasserqualität bringe derzeit gute Ergebnisse, die Chlorung bewegt sich zwischen dem Mindestgehalt von 0,10 und 0,3 mg. Die von den Fachleuten der Stadtwerke genannten Probleme konnte Marc Schlachter aber, der seit vier Wochen jeden Vormittag in Gessertshausen vor Ort ist, nur bestätigen. „Es passt vorn und hinten nicht, keine Leitung entspricht dem Plan oder die Tiefe passt nicht“, ist er vor allem auch erschrocken ob der Häufigkeit des Vorkommens. Möglicherweise war es bereits bei der früheren Planung zu Verwirrungen gekommen. Wenn aber das Loch offen ist, müsse man sofort handeln, so habe man inzwischen die Entscheidungen vom grünen Tisch an den Straßenrand verlegt.
Der Gemeinderat müsse sich sicherlich mit Mehrkosten der Notfallmaßnahmen anfreunden, auch der Überwachungsplan werde teurer, hatte er keine allzu guten Nachrichten. Abteilungsleiter Robert Hörmann von den Stadtwerken betonte, dass sich alle Beteiligten bemühen, die Situation zu meistern. „Wir müssen Vergangenheitsbewältigung betreiben“sprach er die jahrzehntealten Versäumnisse an. Den Fachleuten nach sehen viele Leitungsabschnitte amateurhaft verlegt aus. Sie bemühen sich, jetzt wenigstens solide Informationen für die Nachwelt zu erstellen. Hörmann betonte, dass man derzeit noch nicht von einer Sanierung der Trinkwassernetze rede. „Es ist immer noch eine Notfallmaßnahme“.
Hinsichtlich der Gesamtkosten für die Notfallmaßnahmen konnte keine Auskunft gegeben werden. „Jeden Morgen um 8.30 Uhr kann es wieder ein Stück teurer werden, wenn schon wieder etwas nicht passt“, erklärte dazu Marc Schlachter. Bis zu der großen Informationsveranstaltung für die Bürger am 12. April um 19 Uhr in der Schwarzachhalle könne man aber wohl eine Hausnummer nennen.
Bürgermeister Mögele möchte für die zukünftige Organisation der Arbeiten nun eine Firma mit festem Rahmenvertrag mit den Stadtwerken verpflichten. „Es sind noch viele Maßnahmen zu ergreifen und viele Meter Leitungen zu legen“, sieht er, dass die Gemeinde hier Unterstützung benötigt. Fachleute und Verwaltung stimmten ihm zu. Zweiter Bürgermeister Werner Pux (Grüne) beantragte, diesen Punkt auf die nächste Tagesordnung zur Abstimmung zu setzen.