Augsburger Allgemeine (Land West)
Und plötzlich ist die Rangelei nicht mehr harmlos
gefälligst die Dosen Jim Beam wegpacken. Pauschal alles zu verbieten, sei doch auch nicht die Lösung, findet Tobias. Personenspezifisch sollte es sein, bei Leuten, die wirklich Stress machten, dann sei das okay.
Der Rathausplatz ist nun um 19.30 Uhr leerer geworden, die Musik lauter. Aus einer Box in der Mitte des Areals donnert Techno, und wenn man an der falschen Stelle steht, zwischen der Gruppe schwarz gekleideter Männer um Tobias und Oliver und der Techno-Box, verbindet sich die Musik zu einem nicht sehr harmonischen Mix. Das Gerangel der Jugendlichen nebenan ist nun nicht mehr harmlos, zwei Mädchen prügeln sich, sie treten nacheinander, greifen sich in die Haare und stürzen zu Boden, wo sie sich weiter beharken. Die Jungs aus der Gruppe schauen sich das Schauspiel eine Weile an, dann trennen sie die beiden. Die Mädchen halten Abstand voneinander. Wie schnell die Stimmung doch kippen kann.
Es bleibt die einzige Szene dieser Art an diesem frühen Donnerstagabend. Eine Momentaufnahme. Fragt man Leute, die regelmäßig hier sind, wie sie die Situation empfinden, fallen ihre Antworten unterschiedlich aus. Tatsächlich stört auch viele junge Menschen, was sich abends oft am Rathausplatz abspielt. Doch viele sehen die Situation auch weder als besonders bedrohlich noch besonders gravierend an. Die 20-jährige Marion Botsivali und ihre 19-jährige Freundin Eva von Lospichl haben es sich etwa am Nachmittag auf dem Rathausplatz in der Sonne gemütlich gemacht, meist sind sie untertags hier. Von Lärm, Müll oder Ärger haben sie bis jetzt nichts mitbekommen. Hier auf dem Rathausplatz fühlen sie sich auch sicher und deutlich besser als am Königsplatz, wo sie häufig Betrunkene sehen. „Später am Tag kommen natürlich Leute, die ein Feierabendbier trinken oder etwas lauter Musik hören“, meint Marion. „Aber es gibt überall Gruppen, die laut sind und trinken, zum Beispiel auch an der Wertach.“
Für Rene Steger ist der Rathausplatz ein riesiger Treffpunkt; im Sommer ist er wöchentlich hier, oft am Abend. Der 40-Jährige findet, dass mehr Müllkübel aufgestellt werden müssten – was die Stadt nun plant. Für ihn führt sich der Großteil auf dem Platz ganz normal auf, nur kleinere Gruppen störten. Das, sagt er, sei doch aber in jeder größeren Stadt so.