Augsburger Allgemeine (Land West)

Neusässer geben beim Hubschraub­er keine Ruhe

Debatte Nachdem die Beschwerde­n von Anwohnern nicht abklingen, sucht die Stadt das Gespräch mit dem Luftamt

- VON REGINE KAHL

Neusäß Immer wieder gibt es Beschwerde­n von Anwohnern aus dem Beethovenv­iertel und Westheim, dass der auf dem Klinikumsd­ach landende Rettungshu­bschrauber zu laut ist. Die Stadträte in Neusäß sind in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite wollen sie nicht den Eindruck erwecken, sie hätten generell etwas gegen den Hubschraub­er. Auf der anderen Seite wollen sie die Anwohner mit ihren Beschwerde­n nicht alleine lassen. Der Stadtrat hat jetzt beschlosse­n, mit dem Luftamt Südbayern zu sprechen. Hier sollen noch einmal Detailfrag­en, wie Anflugrich­tung oder die Art der Flüge, besprochen werden.

Seit der Hubschraub­er „Christoph 40“vom und zum Dach des Klinikums fliegt, gibt es vor allem aus dem Beethovenv­iertel Klagen, dass zum Beispiel die Einflugsch­neisen nicht eingehalte­n werden. Nachdem sich die Beschwerde­n häuften, besuchte Anfang 2016 der Vorstandsv­orsitzende Alexander Schmidtke den Stadtrat und versprach neue Lärmmessun­gen. Er betonte, dass in der Nacht neben „Christoph 40“auch andere Hubschraub­er aus anderen Städten landen müssten, wenn die Intensivst­ationen in anderen Krankenhäu­sern belegt sind. Von der Dach-Plattform können alle zentralen Bereiche des Klinikums, wie Schockraum, OP und Intensivst­ationen über einen Aufzug direkt erreicht werden. Hiermit könne für den Patienten wertvolle Zeit gewonnen werden, argumentie­rt das Klinikum für den Standort in luftiger Höhe.

Das vom Klinikum veranlasst­e und bezahlte Lärmgutach­ten vom TÜV Nord hat ergeben, dass die Schallwert­e nicht gesundheit­sgefährden­d seien. Weitere Maßnahmen seien daher nicht geplant, hieß es. Die Stadt habe daraufhin einen Fachmann beauftragt, der das Ergebnis des Gutachtens bestätigt habe, erklärte Bürgermeis­ter Richard Greiner. „Da gibt es nichts zu beanstande­n.“Er bemängelte allerdings auch, dass die dazu von den Stadträten eingereich­ten Fragen nicht beantworte­t worden seien. „Das hätte die Transparen­z schon erhöht.“Die Neusässer wollten zum Beispiel Angaben zum Zeitraum, Windrichtu­ng und den Orten der Messungen. Auch mehrere Stellungna­hmen von Bürgern waren zu dem TÜV-Gutachten eingegange­n.

Stadtrat Wolfgang Weiland von den Freien Wählern betonte, dass seine Fraktion nicht gegen den Hubschraub­er sei. Es gehe allerdings darum, alle Möglichkei­ten für die Bewohner auszuschöp­fen, die dem Lärm ausgesetzt seien. „Wir sehr unzufriede­n mit der kurzen Antwort des Klinikums auf unsere Fragen.“Bürgermeis­ter Greiner sagte, dass es Konsens im Stadtrat sei, dass der Hubschraub­er notwendig sei. Es gehe darum, die Auswirkung­en so gering wie möglich zu halten und Daten für Verbesseru­ngen zu bekommen.

Genau dies erhofft sich die Stadt jetzt von einem Termin beim Luftamt Südbayern, das den Landeplatz genehmigt hat und die Auflagen überprüft. In der Behörde sitzen laut Bauamtslei­ter Gerald Adolf die Fachleute als Ansprechpa­rtner. Die Stadt möchte zum Beispiel Angaben zur Anflugrich­tung oder zur Art der Flüge (wie viele Not- und Regelund Nachtflüge).

Offen ist im Moment noch, ob die Stadt dann in einem zweiten Schritt noch eine eigene Messung des Fluglärms veranlasse­n wird. Bauamtslei­ter Adolf wies auf die Schwierigk­eiten, wie die Kosten und den großen Aufwand für die Auswertung einer solchen Langzeitme­ssung hin. „Da wird vom Vogelgezwi­tscher bis zum Autolärm und Fluglärm alles aufgesind nommen.“Es sei auch fraglich, ob die Ergebnisse juristisch verwertbar seien. „Da müsste schon etwas Eklatantes rauskommen.“

Bürgermeis­ter Greiner dämpft ebenfalls zu hohe Erwartunge­n, die auf eine Dauermesss­tation gesetzt werden. „Ich halte die Erfolgsaus­sichten für relativ gering.“

Das weitere Vorgehen ist jetzt abgesteckt: Die Stadt Neusäß geht in Begleitung eines Fachmanns zum Luftamt. Die Ergebnisse werden dann erst einmal dem Stadtrat vorgestell­t.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Lange wurde um den Rettungshu­bschrauber in Augsburg gekämpft, doch seit seiner Stationier­ung gibt es auch immer wieder Beschwerde­n von Anwohnern in Neusäß, die über den Fluglärm klagen.
Archivfoto: Marcus Merk Lange wurde um den Rettungshu­bschrauber in Augsburg gekämpft, doch seit seiner Stationier­ung gibt es auch immer wieder Beschwerde­n von Anwohnern in Neusäß, die über den Fluglärm klagen.

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