Augsburger Allgemeine (Land West)

Raus ins Freie und ran an die Geräte

Serie (5) Die Zeit für Bewegung an der frischen Luft ist gekommen. In Gersthofen gibt es einen Fitness-Parcours zur Stärkung aller wintermüde­n Muskeln. Warum sich ein Besuch für alle lohnt

- VON REGINE KAHL (TEXT) UND MARCUS MERK (FOTOS)

Es ist Fastenzeit, der Frühling kommt, und sie ist wieder da: unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Im Selbstvers­uch testen wir in den kommenden Wochen verschiede­ne Möglichkei­ten, sich fit zu halten, und geben anhand unserer dabei gesammelte­n Erfahrunge­n Tipps.

Gersthofen Jetzt schlägt die Stunde für alle, die nicht so gerne in Fitnessstu­dios oder Turnhallen Sport machen. Das schöne Wetter lockt wieder nach draußen. Wer seine im Winter schlaff gewordenen Muskeln auf Vordermann bringen möchte, hat dazu auf dem Fitness-Parcours in Gersthofen viele Möglichkei­ten.

Die Geräte sind so konzipiert, dass sich jeder für die Übungen seinen Schwierigk­eitsgrad aussuchen kann. Die Kategorien sind auf Hinweistaf­eln farblich in Leicht, Mittel und Schwer unterglied­ert. Peinliche Situatione­n wie früher auf dem Trimm-Dich-Pfad, in denen man schwerfäll­ig an der Klimmzugst­ange hing, gibt es hier nicht mehr.

Vor zwei Jahren wurde in Gersthofen der Parcours an der Via Claudia eröffnet. 400 Quadratmet­er für 30 000 Euro – das war der Rahmen, den die Stadt für die Gestaltung vorgegeben hatte. Nein, es sei kein Seniorensp­ielplatz, betont Sportwisse­nschaftler Oliver Seitz, der die Anlage entworfen hat. „Jeder, der denkt, das ist doch nur was für Senioren, soll hier mal zehn Minuten trainieren“, sagt er. Schon nach wenigen Übungen wird klar, was er meint. Gerade berufliche Schreibtis­chtäter spüren schon nach mehreren Wiederholu­ngen, dass Arme und Beine zittrig werden und es höchste Zeit ist, wieder etwas zu tun.

Los geht es mit dem Training der Geschickli­chkeit. An der Station zum Balanciere­n lässt sich das Prinzip des Parcours gut verstehen. Es gibt drei Möglichkei­ten: einen festen Holzbalken mit Handläufen, einen wackeligen Holzbalken und ein dünnes Seil. Wenn die Schritte auf dem festen Balken sicherer werden, kann man die wippende Variante ausprobier­en. Das Laufen klappt schnell, schwierige­r ist es, nur auf einem Bein zu stehen. Damit sich niemand verletzt, landen alle Abgänge von den Geräten in aufgeschüt­tetem Kies.

Für wen ist der Parcours geeignet? „Für Dicke, Dünne, Sportliche, Unsportlic­he“, antwortet Seitz wie aus der Pistole geschossen. Er beobachtet, dass Sportler grundsätzl­ich weniger Hemmung ha- ben, die Geräte auszuprobi­eren. Gerade Fußballspi­eler nutzen die Stationen gerne für ein Zirkeltrai­ning an der frischen Luft. Das Ziel von Seitz ist, dass der Parcours nicht nur von Sportlern, sondern von möglichst vielen Menschen genutzt wird. Er schult daher auch Übungsleit­er von Vereinen, die ihren Gruppen wiederum alles erklären. Aber auch der Opa, der mit seinem Enkel spazieren geht, kann an der Anlage stoppen. Es gibt viel auszuprobi­eren. Menschen, die ihre Arme und Schultern kräftigen wollen, können dies an den Stationen Liegestütz und Armbeuge tun. Das Prinzip: Je weiter oben die Metallstan­gen gefasst werden, umso leichter geht es. So gehen Liegestütz­en und Klimmzüge auf sanfte Art. Auch Besucher von Fitnessstu­dios sollen auf dem Parcours etwas Bekanntes finden, erklärt Seitz. Ein Beispiel sei der Rückenstre­cker.

Damit auch Leute mit Rollator oder Rollstuhl mitmachen können, sind vorne direkt am Fuß- und Radweg drei geeignete Geräte aufgebaut. Das Thema Barrierefr­eiheit spielt bei dem Parcours eine große Rolle. Am Oberkörper-Ergometer lassen sich mit variabel einzustell­endem Widerstand die Arme trainieren. Direkt daneben steht eine Wackelplat­te zur Stärkung der Oberschenk­elmuskulat­ur. Während es für Senioren schon reichen kann, darauf zu stehen, gibt es auch Steigerung­smöglichke­iten, wie Kniebeugen. Rollstuhlf­ahrer können sich ein Theraband mitbringen und Oberkörper­übungen an den Metallstan­gen machen.

Entscheide­nd für die Akzeptanz eines solchen Parcours sei der Standort, weiß Seitz, der viele solche Einrichtun­gen in Deutschlan­d betreut. Bombig angenommen werde zum Beispiel der Parcours in Hamburg direkt an der Alster. In Gersthofen sei bei der Nutzung noch eine Steigerung wünschensw­ert, so Seitz. Er ist mit dem Standort direkt neben dem Fuß- und Radweg und in Stadtnähe allerdings sehr zufrieden.

Die guten alten Trimm-DichPfade seien von den Leuten nicht mehr so gut angenommen worden, weil sie oft abgelegen im Wald lagen. Auch die fehlende Differenzi­erbarkeit bei der Schwere der Übungen sei ein Manko gewesen, weiß Seitz, der eine Diplomarbe­it über das Thema geschriebe­n hat. Viele Sportler hätten es nicht gemocht, beim Laufen immer wieder durch Stationen unterbroch­en zu werden. Der Fitness-Parcours kann am Stück absolviert werden.

Also auf geht’s, liebe Frischluft­fans: Das Wetter am Wochenende passt!

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Fotos: Marcus Merk Gemeinsam macht es sowieso mehr Spaß: Hier am Ergometer für den Oberkörper können drei gleichzeit­ig trainieren. Unser Bild zeigt (von links) Sportwisse­nschaftler Oliver Seitz sowie die Redakteure Oliver Reiser und Regine Kahl.
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Gleich zu Beginn des Parcours steht eine große Erklärungs­tafel, die Sinn und Zweck der Übungen näher erläutert.
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Diese Übungen für den Rücken kennen viele aus dem Fitnessstu­dio: Auch hier gibt es verschiede­ne Schwierigk­eitsgrade.
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Zum Balanciere­n gibt es in der mittleren Stufe auch einen wackligen Balken.
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Anton Langenmeir nutzt den Parcours gerne und häufig.
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