Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie aus dem Nichts kommt die braune Flut
Wetter In Emersacker sorgt ein Gewitter für überflutete Straßen. Diesmal ist nicht der Mais schuld
Emersacker
Es wirkte fast gespenstisch: Gestern Mittag zeigte sich über Emersacker die Sonne, wenige Stunden später war in der Gemeinde Weltuntergangsstimmung. Ein starker Gewitterregen mit Hagel sorgte am Montagabend für Überflutungen im Kellerweg und in der Fuggerstraße. Ein Gemeindemitarbeiter hatte das Wetterereignis gemessen: Innerhalb von wenigen Minuten fielen 30 Liter Regen auf den Quadratmeter. „Das ist vermutlich mehr als bei den Überflutungen vor einem Jahr“, sagt Bürgermeister Michael Müller.
Etliche Male musste die Feuerwehr Emersacker zwischen Pfingsten und Ende Juni 2016 ausrücken, um Sandsäcke zu verteilen, Keller auszupumpen und die Lauterbrunner Straße vom Schlamm zu befreien. Den hatte das Regenwasser von Ackerflächen in Hanglage mitgerissen. Eine Verkettung mehrerer Umstände hatte zu den Überflutungen geführt: Zum einen gab es sintflutartige Regenfälle, zum anderen hatten die Landwirte in dem betroffenen Gebiet allesamt Mais angebaut. Dazu kam, dass das ableitende Kanalrohr viel zu klein ausgelegt war. Außerdem wirkte eine Ackerfurche, die eigentlich zum Schutz des Baugebietes gedacht war, wie ein Kanal für die Wassermassen.
Großes Problem beim aktuellen Gewitterregen war nach Auskunft von Bürgermeister Michael Müller altes Laub: Es wurde mitgespült und hatte die Kanalschächte verstopft. Und dann dafür gesorgt, dass die Wassermassen nicht mehr ablau- fen konnten. Die Folge: Die braune Brühe von den Feldern im Südwesten von Emersacker sei im Kellerweg und in der Fuggerstraße auf einer Länge von 500 bis 700 Metern bis zu 15 Zentimeter hoch gestanden, sagt Müller. Nach einer halben Stunde war das Gewitter vorbei. Zurückgelassen hatte es vor allem Schlamm auf den Straßen – ein Bild, das Emersacker bereits kennt.
Nach den Überflutungen 2016 wurden drei große sowie ein kleines Rückhaltebecken errichtet. Außerdem wurden Winterwicken gepflanzt, um Schlamm und Wasser zurückzuhalten. Dass die Becken funktionieren, zeigte sich in den Monaten danach. Gegen den aktuellen Starkregen konnten die Becken nichts bewirken: Nach Auskunft von Bürgermeister Müller war der Niederschlag partiell an einer anderen Stelle gefallen. Das Wasser hatte sich in zwei Gräben gesammelt. Als die überliefen, schwappten die Wassermassen in den Kellerweg und in die Fuggerstraße.
Für Klaus Hager, den Wetterexperten aus Neusäß, sind Regenereignisse in dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches. Auffällig sei allerdings die Geschwindigkeit der schweren Wolken gewesen, die am Montag von Nordosten aus dem Raum Donauwörth und Neuburg in Richtung Süden gezogen waren: Sie kamen äußerst langsam daher. Hager schätzt die Geschwindigkeit auf etwa fünf Stundenkilometer. Normal seien bei Gewittern zehn bis 20 Stundenkilometer. Entsprechend stärker fiel dann der Regen über Emersacker aus.